Zum Medienverständnis der Luzerner Regierung

Medien in Luzern: je weniger, desto bequemer

Die Zeiten, in denen es in Luzern eine echte Medienvielfalt gab, sind vorbei.

Die Regierung will Medien in Luzern nicht fördern. Für ihren Geschmack ist das Angebot an politischer Berichterstattung breit genug. Sie will erst aktiv werden, wenn das «Regionaljournal», die «Luzerner Zeitung» oder zentralplus verschwunden sind.

Anfang Januar 2023 kommt die Medienförderung wieder auf den Tisch. Die vom Bundesrat eingesetzte Medienkommission wird eine Neuordnung verlangen. Wenige Wochen zuvor muss sich die Luzerner Regierung mit dem Thema befassen. Anlass sind mehrere Vorstösse, unter anderem zum in Luzern beheimateten Medienausbildungszentrum MAZ.

Dass man in Luzern nichts von zusätzlichem Support für das MAZ wissen will, mag man bedauern. Überraschend ist es nicht. Die Schule hat überregionale Ausstrahlung, die Studentinnen reisen aus der ganzen Deutschschweiz an. Da liegt es nicht an einem Kanton alleine, zusätzlichen Finanzierungsbedarf zu stemmen.

Medien in Luzern: zu geringer Beitrag an Wertschöpfung

Die Ausbildung ist nicht das Hauptproblem der Branche. Journalistische Angebote gehen nicht wegen Personalmangels ein, sondern weil sie immer schwieriger finanzierbar sind. «Dem bereits länger anhaltenden Medienwandel zum Trotz existiert im Kanton Luzern aber nach wie vor ein breit gefächertes Angebot an politischer Berichterstattung», heisst es dazu in der Antwort der Luzerner Regierung auf einen Vorstoss zur Finanzierung des MAZ (zentralplus berichtete).

Zusätzliche Förderungsmassnahmen oder andere medienpolitische Konsequenzen wie in anderen Kantonen würden sich nicht aufdrängen. Stattdessen verweist die Regierung lieber darauf, dass der Journalismus in Luzern nur gerade 0,4 Prozent der Wertschöpfung generiert.

Medien als triviales wirtschaftliches Produkt? Das dann doch nicht ganz. Denn die staatstragende Bedeutung sieht man durchaus. «Fake News», Filterblasen, Staatsverdrossenheit würden ein starkes Gegengewicht in Form von attraktivem, zeitgemässem Journalismus benötigen. Gerade bei jungen Leuten. Doch einen Beitrag dazu leisten: nicht nötig. Vielleicht will man ja darauf zurückkommen, wenn der eine oder andere weitere Titel eingegangen ist.

Aderlass der Luzerner Medienlandschaft geht rasant weiter

Dann jedoch ist es zu spät. Die Luzerner Regierung verkennt, wie akut gefährdet die noch bestehende, bescheidene Vielfalt ist. «Radio Sunshine» und «Radio Central» mussten nach jahrelangen Verlusten unter die Fittiche von CH Media flüchten. Also jenes Medienhaus, das bereits «Radio Pilatus» betreibt. Doch welcher Herausgeber will und kann es sich leisten, gleich drei Lokalradios mit einem teilweise deckungsgleichen Einzugsgebiet zu betreiben? Ein weiterer Aderlass ist absehbar.

Und das ebenfalls von «CH Media» betriebene «Tele1»? Sollte dereinst über die «200 Franken sind genug»-Initiative befunden werden, sind auch die Regionalfenster betroffen. Nach heutiger Lesart würden aus den jährlich 3,5 Millionen Franken Konzessionsgebühren für das Luzerner Lokalfernsehen noch zwei Millionen. Gleiches droht dem «Regionaljournal» von Radio SRF.

Kritische Medien in Luzern verstummen (lassen)

Das letzte unabhängige Medium, zentralplus, kämpft um die Unterstützung der Gönner. Anders als die Konkurrenz – die von Konzessionen oder Postvertriebsverbilligung profitiert – müssen wir immer noch komplett ohne Unterstützung durch öffentliche Gelder auskommen (zentralplus berichtete). Diese erhält zwar die ebenfalls zu CH Media gehörende «Luzerner Zeitung» im Rahmen der Posttaxenverbilligung. Doch selbst die Publikation einer gedruckten Tageszeitung könnte angesichts steigender Kosten und sinkender Abozahlen deutlich schneller als erwartet infrage gestellt werden.

Dass die Luzerner Regierung abwartet, bis weitere Medien verschwinden, bevor sie Massnahmen ergreift, zeugt von wenig Weitsicht. Oder aber von Kalkül. Immerhin lebt es sich ganz gut in einem Umfeld mit immer weniger kritischen Medien und immer mehr Öffentlichkeitsbeauftragten. Nicht nur in Luzern.

P.S: zentralplus investiert konsequent in die Weiterbildung der Mitarbeitenden. Mit Michelle Keller und Konstantin Kreibich absolvieren ab März zwei geschätzte Redaktionsmitglieder ihre Diplomausbildung am MAZ.

Verwendete Quellen
  • Antwort der Regierung auf den MAZ-Vorstoss von Anja Meier
7 Kommentare
Apple Store IconGoogle Play Store Icon