Kaffeeduft zieht durch die Rotkreuzer Chäsimatt

Wo einst Käse gemacht wurde, wird nun Kaffee geröstet

Hannes (links) und Buddy Stocker in ihrer aktuellen Kaffeerösterei. (Bild: wia)

Kommenden Sommer zieht «Stocker's Kaffee» ins neue Lokal im Rotkreuzer Quartier Chäsimatt. Vater und Sohn Stocker kann es nicht schnell genug gehen.

Wer wählen kann, bleibt an diesem Samstagmorgen im Bett. Der Apriltag ist so kalt, dass jeder beim Rausgehen findet: «Woah, kalt», aber gerade noch so warm, dass es nicht schneit, sondern dicke, eisige Tropfen regnet. In der Kaffeerösterei Stocker in Rotkreuz ist es jedoch warm und behaglich. Verschiedene Kaffeemaschinen stehen im kleinen Raum, an den Wänden hängen leere Kaffeesäcke. Beutel mit verschiedenen Kaffeesorten stehen im Regal für die Kundschaft bereit, daneben steht eine erstaunlich opulente Kaffeepflanze, die sogar Früchte trägt. Die Röstmaschine, die im Hinterzimmer steht, nimmt fast den ganzen verfügbaren Platz ein.

Die herzige Rösterei – sie ist im Moment umgeben von einer Baustelle – ist kein Ort, an den sich Laufkundschaft verirrt. Trotzdem kommen während des Interviews immer wieder Menschen herein. Buddy und Hannes Stocker, die beiden Röster, begrüssen sie herzlich. Man kennt sich, bleibt für einen Schwatz und einen Espresso, spricht über Röstgrade, Siebträger, neu entdeckte Kaffeesorten. Wer hier Kaffee holt, ist ein Connaisseur. Ein Kunde reist jeweils aus dem Muotathal an, um hier geröstete Bohnen zu kaufen.

Die heutige Rösterei platzt aus allen Nähten. (Bild: wia)

Bald zieht die Rösterei um die Ecke

Die Räume, welche die Familie Stocker in der alten Käserei derzeit mietet, sind nicht für die Ewigkeit gedacht. «Das ist bloss eine temporäre Lösung, bis die Räume der neuen Rösterei fertig umgebaut sind.» Diese liegen keinen Steinwurf entfernt, im selben Gebäude, welche dem neu entstehenden Quartier Chäsimatt seinen Namen gegeben hat. Die Käserei liegt, nur durch eine Schallschutzwand getrennt, direkt an den Geleisen. Wie um zu beweisen, dass wir uns in einem alten Bau befinden, klimpern jedes Mal alle Tassen, wenn ein Zug vorbeifährt.

«Das hohe Arbeitspensum funktioniert wohl deshalb so gut, weil ich mich mit beiden Tätigkeiten identifiziere.»

Buddy Stocker, Kaffeeröster

«Wir freuen uns sehr, im Sommer in die neuen Räume ziehen zu können, denn wir platzen hier aus allen Nähten», sagt Buddy Stocker. «Unsere vier Röstmaschinen stehen derzeit an drei Standorten im Kanton Zug, dazu kommt ein externes Lager. Das macht die Logistik schwer.» Der 36-Jährige weiter: «Es ist wie bei einem Kind, das eigentlich wachsen möchte, aber zu kleine Schuhe trägt.»

Stockers können den Umzug kaum erwarten

Eigentlich hätte der Umbau im vorderen Teil der alten Käserei schon längst beendet sein sollen. «Doch dieses alte Haus ist ein einziges Flickwerk und die Arbeiten dauern deutlich länger als ursprünglich geplant. Wir hoffen jedoch, Anfang Juli den Rohbau übernehmen zu können und das Geschäft am 1. August zu eröffnen.» Derzeit verfügen Stockers über etwa 30 Quadratmeter in der Käserei. Künftig werden es 200 sein: 100 für Verkauf und Produktion, 100 weitere Quadratmeter fürs Lager. Darauf freuen sich die beiden. «Wie ich uns kenne, werden wir jedoch auch dort bald an die Kapazitätsgrenzen gelangen.»

«Es soll eher ein Ort für Kaffee-Aficionados werden. Beizen und Cafés wird es in der Chäsimatt genügend geben.»

Buddy Stocker

Das klingt nach Ambitionen. Buddy Stocker relativiert: «Inwiefern wir wachsen wollen? Keine Ahnung. Doch konnten wir bisher ein stetiges Wachstum verzeichnen. Wir wagen nun den nächsten Schritt und sehen dann, wohin uns dieser führt.» Dass Buddy Stocker als Posaunenlehrer ein hochprozentiges Arbeitspensum innehat und dieses auch weiterhin behalten möchte, hilft ihm, die Sache entspannter zu sehen. «Gesund ist dieses Pensum vielleicht nicht. Doch funktioniert es wohl deshalb so gut, weil ich mich mit beiden Tätigkeiten identifiziere.»

Im ehemaligen Veloraum begann Buddy Stocker mit dem Kaffeerösten

Angefangen hat Buddy Stocker vor vier Jahren im ehemaligen Veloraum seines Elternhauses (zentralplus berichtete). Dass sein Vater Hannes Stocker ebenfalls ins Röstgeschäft einsteigen würde, war damals nicht geplant. Nun ist der bald 72-Jährige jedoch mit viel Herzblut dabei. «Was soll ich sagen: Die Katze kann das mausen nicht lassen», sagt er und kichert in sich hinein. Mittlerweile hat er sich ein umfassendes Kaffeewissen angeeignet und experimentiert auch gerne mal mit Sorten und Rösttechniken herum.

Hannes Stockers neuste Passion: Schokolade. Die Degustation erfolgt aus dem Koffer. (Bild: wia)

Doch nicht nur das: Kürzlich hat der pensionierte Musiklehrer angefangen, selber Schokolade herzustellen. «Dies nach dem Prinzip Bean-to-Bar. Die Aromavielfalt von Kakao ist ähnlich wie jene von Kaffee.» Und doch handle es sich um zwei sehr unterschiedliche Produkte, wie er betont. Zur Veranschaulichung respektive zu Degustationszwecken holt er einen Koffer hervor und lässt seine Gäste verschiedene eigens hergestellte Schokoladen testen. Dass er erst kürzlich mit der Herstellung begonnen hat, lässt sich nicht erkennen. Alles schmeckt lecker.

Ein Haus des Kaffees, aber kein eigentliches Kaffeehaus

Zurück zum Kaffee und zur neuen Rösterei. Was genau plant das Vater-Sohn-Duo? Buddy Stocker: «Wir möchten eigentlich ein Haus des Kaffees schaffen, in dem man sowohl Kaffee kaufen kann, aber im Sinne eines Lehrpfades auch etwas über die Pflanze, den Anbau und die Zubereitung erfährt.» Auch Kaffeetrinken werde vor Ort möglich sein. «Dies jedoch nicht im Sinne eines Lokals, in dem man stundenlang sitzenbleibt. Es soll eher ein Ort für Kaffee-Aficionados werden. Beizen und Cafés wird es in der Chäsimatt genügend geben.»

Nicht nur die Fenster fehlen: So sieht das neue Lokal der Rösterei Stocker derzeit aus. (Bild: wia)

Heute präsentiert sich das künftige Lokal noch sehr roh. Dennoch erkennt man an den grossen Bogenfenstern, die eine Verbindung zur nebenan stehenden Chäsimatt darstellen, dass hier ein durchaus charmanter Laden entstehen könnte.

Neben dem Haus des Kaffees haben Stockers in naher Zukunft noch weitere Pläne. In der Stadt Zug werden sie Mitte Mai ein Pop-up-Café eröffnen. Wo genau, verraten die beiden noch nicht. «Die nächsten Wochen dürften also ziemlich intensiv werden», sagt Buddy Stocker.

Verwendete Quellen
  • Besuch der aktuellen und künftigen Rösterei
  • Gespräch vor Ort
  • Website Stocker's Rösterei
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