Des einen Freud, des andern Leid

Die Krux mit den Essständen an der Lozärner Fasnacht

Klassisches Bild der Fasnacht: Musik, Kostüme und Essstände. (Bild: Archivbild: ewi)

Während sich viele auf die Fasnacht in Luzern freuen, fürchten einige Geschäfte Umsatzeinbussen. Besonders Verpflegungsstände und wilder Getränkeausschank sind manchen Betrieben ein Dorn im Auge.

In zwei Wochen herrscht in Luzern der Ausnahmezustand. Die Luzerner Fasnacht versetzt unzählige Menschen – weit über die Kantonsgrenze hinaus – in Feierlaune. Jedoch blicken nicht alle mit freudigem Blick auf das bunte Treiben. Abgesehen von Fasnachtsmuffeln und Verfechtern von fehlerfrei gespielter Orchestermusik sind es auch einige Geschäfte, die ihre Mühe mit der Fasnacht haben – zumindest aus betriebswirtschaftlicher Sicht. Darunter etwa die Confiserie Kurmann an der Bahnhofstrasse.

«Unser Geschäft wird jedes Jahr verbarrikadiert – unverständlich», ärgert sich Inhaber Hugo Kurmann auf Anfrage. Denn seit einigen Jahren stehen an der Bahnhofstrasse vor den Geschäften verschiedene Verpflegungsstände, die Getränke und Speisen verkaufen. «Auf das einheimische Gewerbe wird einfach zu wenig Rücksicht genommen», schreibt Kurmann.

Die Confiserie, die an 365 Tagen im Jahr geöffnet hat, versorgt zwar auch während der Fasnachtszeit hungrige Mäuler mit Broten, Konfekt, Sandwiches und Getränken. Allerdings macht sie während der Fasnacht nicht mehr so viel Umsatz wie sonst. Dabei gäbe es an der Bahnhofstrasse genügend freie Plätze für Stände, ohne dabei Geschäfte zu beeinträchtigen, findet Kurmann.

Die Ruhe vor dem Sturm. Noch deutet an der Bahnhofstrasse nichts auf den Trubel hin, der hier bald startet. (Bild: cbu)

Allen kann man es nicht recht machen

Die Stände zwacken umliegenden Betrieben die Kundschaft ab und zusätzlich fallen die Lokale hinter den Ständen weniger auf, kritisierten ansässige Gewerbler schon im Vorjahr und wandten sich mit ihrem Anliegen an die Stadt. Wie Stefan Geisseler von der städtischen Abteilung Stadtraum und Veranstaltungen auf Anfrage schreibt, ist man sich der Problematik bewusst. Man arbeitet hinsichtlich der Standvergabe mit dem Verein Gwärb Luzern zusammen. Dieser zeigt sich zuständig für die Organisation und Koordination der Verpflegungsstände auf öffentlichem Grund.

Bei der Vergabe werden jeweils Kriterien wie Sicherheit und die Angebotsnachfrage berücksichtigt. Und im Hinblick auf die Beschwerden: «So gut dies möglich ist, werden auch die Rückmeldungen von Betroffenen beachtet», schreibt Geisseler. Bemängelt wurde in der Vergangenheit jedoch nicht bloss die Platzierung der Stände, sondern auch der «wilde Getränkeausschank» von vorbeiziehenden Fasnachtswagen.

«Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die grosse Anzahl an Fasnachtswagen oder einzelne Verpflegungsstände mitunter mit sich bringen, dass für Geschäfte Sichtbehinderungen entstehen oder Restaurants auf ihre Boulevardflächen verzichten müssen.» Mario Lütolf, Leiter Stadtraum und Veranstaltungen der Stadt Luzern, erklärte im Vorjahr gegenüber der «Luzerner Zeitung» ausserdem: «Bei Veranstaltungen von übergeordnetem Charakter wie der Fasnacht sind unserer Möglichkeit, die Bedürfnisse einzelner Gewerbetreibender zu berücksichtigen, sehr enge Grenzen gesetzt.»

Stände sind bereits bewilligt

Doch warum braucht es die ganzen Verpflegungsstände? «Die Nachfrage nach Verpflegungsständen an der Fasnacht ist gross», erklärt Geisseler. Das zeige auch die Anzahl an Essensangeboten auf privatem Grund. Durch zusätzliche Angebote ausserhalb der engen Altstadtgassen – wie etwa an der Bahnhofstrasse – soll auch die Altstadt etwas entlastet werden.

Welcher Stand dieses Jahr an der Bahnhofstrasse vor der Confiserie Kurmann aufgestellt wird, wird sich zeigen. Die Bewilligungen sind gemäss Stadt Luzern bereits erteilt. «Ob unser Anliegen an die Stadt etwas bewirkt hat – das sehen wir erst dann an der Fasnacht», so Hugo Kurmann.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Stefan Geisseler, Stadt Luzern
  • Artikel in der «Luzerner Zeitung»
  • Schriftlicher Austausch mit Hugo Kurmann, Confiserie Kurmann
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10 Kommentare
  • Profilfoto von Hegard
    Hegard, 02.02.2024, 19:45 Uhr

    Eine Frage, wohin gehen die Leute aufs WC, wenn sie bei den
    Abzockerständen konsumiert haben?

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  • Profilfoto von Hegard
    Hegard, 01.02.2024, 00:19 Uhr

    eine reine bewilligte Abzocke die schlecht kontrolliert wird.
    Meine Freundin und ich konsumierten ein Knoblibrot, das sich negativ auf den Stuhlgang auswirkte.
    es sind zwar nur 3 Tage, aber ich verstehe das einheimische Gewerbe, die ja selbst einen Stand betreiben könnten. Aber warscheinlich werden die Externen auch abgezockt!

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  • Profilfoto von Baldo
    Baldo, 29.01.2024, 12:26 Uhr

    Luzern halt.
    Für mich haben Stände nichts mit Fasnacht zu tun.
    Eigentlich, hätte man ohne mehr Platz und es wäre ohne Gasflaschen sicherer.
    Ich würde mich Rechtlich informieren ob das rechtens ist, dass die Stadt einen Stand vor meinen Laden bewilligt.

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  • Profilfoto von Monika Birrer
    Monika Birrer, 27.01.2024, 05:53 Uhr

    Also, niemals würde es mir in den Sinn kommen, direkt vor der Nase einer einheimischen Bäckerei /Metzgerei etc. zusätzlich noch einen Essensstand zu stellen, irgendwie hat das für mich auch etwas mit Anstand und Respekt zu tun.

    Ich verstehe den Unmut sehr gut und hätte selber auch gar keine Freude wenn sich vor meinem Laden so jemand breit machen würde…. Mit Jammern hat das meines Erachtens nichts zu tun.

    E rüüdegi Fasnacht allersiits

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    Sapperlotta, 25.01.2024, 15:09 Uhr

    Immer ist jemand am Jammern. Andere verdienen auch gerne mal mit. In den Beizen findet man an der Fasnacht eh selten Platz genug für sich mit Anhang.

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  • Profilfoto von Sapperlotta
    Sapperlotta, 25.01.2024, 13:28 Uhr

    Immer ist jemand am Jammern. Andere verdienen auch gerne mal mit. In den Beizen findet man an der Fasnacht eh selten Platz genug für sich mit Anhang.

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  • Profilfoto von Marc
    Marc, 25.01.2024, 12:09 Uhr

    Statt zu jammern würde er die Fläche vor seinem Laden besser mit einem eigenen Stand besetzen. Aber das wäre natürlich Arbeit…

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    • Profilfoto von Hanspeter Flueckiger
      Hanspeter Flueckiger, 25.01.2024, 14:07 Uhr

      Dazu braucht er aber eine Bewilligung, welche mit grösster Wahrscheinlichkeit etwas kostet und dann vermutlich eh nicht bewilligt wird.

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      • Profilfoto von Ueli
        Ueli, 25.01.2024, 15:13 Uhr

        Das sehe ich auch so. Zudem sollte das hiesige Gewerbe , welches das ganze Jahr wirtschaftet einen Bonus erhalten. Diese Fressstände sollten auf das Minimum beschränkt werden, verbieten kann man sie leider nicht

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    • Profilfoto von Hegard
      Hegard, 02.02.2024, 19:48 Uhr

      Dafür braucht er eine Bewiligung und warscheinlich zu horrenden Preisen

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