Wegen Museggmauer muss Projekt überarbeitet werden

Denkmalschutz kritisiert unterirdisches Parkhaus

Auf dieser Visualisierung sind die Dimensionen des unterirdischen Parkhauses gut zu sehen.

Die Idee hat was: Ein neues Parkhaus im Musegghügel soll es ermöglichen, den Schwanenplatz und die Innenstadt vom Verkehr zu befreien und aufzuwerten. Doch nebst politischem Widerstand stellt nun auch die eidgenössische Denkmalpflege hohe Anforderungen. Ein altes Projekt befand sie in Teilen für untauglich.

Nebst der Salle Modulable wird in Luzern mit dem Parkhaus Musegg noch an einem zweiten spannenden Grossprojekt gearbeitet. Das von Privaten initiierte Vorhaben sieht vor, unter dem Musegghügel ein Parkhaus für 660 Autoparkplätze, 36 Reisecars und sieben Car-Anhalteplätze zu bauen. Ziel ist die Entlastung und Aufwertung des verkehrsgeplagten Schwanenplatzes sowie der Innenstadt. Diesen Herbst sollen die Pläne zur Vorprüfung an den Kanton gehen, wie Projektleiter André Marti kürzlich sagte (hier geht’s zum Artikel).

Nun zeigen Recherchen von zentralplus, dass das ambitionierte Parkhaus-Vorhaben von höheren Instanzen bereits unter die Lupe genommen wurde – und teilweise überarbeitet werden muss.

Projekt ist nicht bewilligungsfähig

Die Hintergründe: Das unterirdische Parkhaus würde unter der Museggmauer durchführen. Teilweise würden zwischen Parkhausdach und Mauer bloss 10 Meter Erdreich liegen. Weil die Museggmauer unter eidgenössischem Denkmalschutz steht, braucht es für solche Bauten zwingend eine Stellungnahme der eidgenössischen Kommission für Denkmalpflege (EKD).

Ein Querschnitt durch das geplante unterirdische Parkhaus Musegg.

Ein Querschnitt durch das geplante unterirdische Parkhaus Musegg.

(Bild: zvg)

Gemäss Recherchen von zentralplus hat die EKD letzten Herbst eine Begehung gemacht und im Januar ein erstes fachliches Gutachten verfasst. Harsches Fazit: Das Projekt muss zu grossen Teilen überarbeitet werden. Natürlich im Hinblick darauf, dass zu einem späteren Zeitpunkt die Bewilligung einfacher zu erhalten ist.

Die kantonale Dienststelle für Raum und Wirtschaft (Rawi) hat das Gutachten der EKD zur Kenntnis genommen. Im Grundsatz aber festgestellt, dass ein solches Parkhaus bewilligungsfähig wäre – falls alle Auflagen erfüllt werden.

Bericht bleibt unter Verschluss

André Marti bestätigt diesen Sachverhalt im Grundsatz. Aber: «Dass das Projekt komplett überarbeitet werden muss, stimmt so nicht. Wir haben einige problematische Punkte besprochen und sind daran, dafür bessere Lösungen zu finden.» Die Kritik der EKD sei auch kein Zeichen dafür, dass das Projekt nicht gut aufgegleist sei. «In dieser Phase ist das ganz normal. Wir optimieren das Projekt zusammen mit dem Denkmalschutz, um zu machbaren Lösungen zu kommen.»

Den Abschlussbericht der EKD will Marti aber – wie auch die EKD selbst – nicht herausrücken. «Das ist kein Abschlussbericht, sondern ein Gutachten und zudem ein internes Papier.» Auch will Marti nicht im Detail auf die beanstandeten Punkte eingehen. Aber er führt die wesentlichen Fragen mündlich auf.

Streitpunkt Parkhauseinfahrt

Nötig für das Parkhaus sind drei oberirdische Eingriffe. Der Haupteingang/-ausgang bei der Geissmatt im St.-Karli-Quartier, der Ein-/Ausgang am Falkenplatz sowie jener bei der Museggstrasse. «Diese Eingriffe befinden sich alle im Umfeld von geschützten Objekten. Hier muss bewertet werden, ob das städtebaulich verträglich ist.» Heisst: Diese Parkhauselemente dürfen kein Sicherheitsrisiko für die denkmalgeschützten Bauten ringsum darstellen, und sie müssen sich auch optisch verträglich ins Gelände einfügen.

Auf dieser Visualisierung sind die Dimensionen des unterirdischen Parkhauses gut zu sehen.

Auf dieser Visualisierung sind die Dimensionen sowie die drei Zugänge des unterirdischen Parkhauses gut zu sehen.

Deshalb müsse etwa der von einer ersten der Visualisierung her bekannte Parkhauseingang noch dezenter gestaltet werden. Dieser Punkt stehe bei der aktuellen Überarbeitung des Vorprojekts im Zentrum. «Der Hügel, das Vorgelände und die Museggmauer müssen Priorität haben.»

So könnte der Eingang zum Parkhaus Musegg aussehen.

Erste Visualisierung der Ein-/Ausfahrt zum Parkhaus Musegg im St. Karli-Quartier.

(Bild: zVg)

Marti erklärt: «Der Denkmalpflege geht es dabei verständlicherweise nicht um den Nutzen des Projekts für die Stadt, sondern einzig um die Beeinträchtigung der Denkmäler. Schlussendlich muss dann die Stadt entscheiden, ob allfällige Beeinträchtigungen in Kauf genommen werden können.»

Seitens des Rawi hält man sich mit Informationen zurück. Eine abschliessende Beurteilung sei erst im Herbst möglich. Abteilungsleiter Mario Conca sagt: «Im Rahmen einer Vorabklärung haben wir uns zu den wichtigsten Themen – Raumplanung, Erschliessung/Verkehr und Denkmalschutz – im Sinne einer ersten Auslegeordnung geäussert.» In diesem Zwischenbericht habe man sich auf die Berichte der kantonalen Fachstellen und des Bundesamtes für Strassen sowie auf das Gutachten der EKD abgestützt.

Im Herbst wird informiert

Auf den Zeitplan oder die derzeit auf 150 Millionen Franken geschätzten Kosten habe die Anpassung des Vorprojekts keinen Einfluss. «Die grossen Kosten fallen im unterirdischen Teil an, nicht bei den Zu- und Ausgängen.» Zeitlich stehe man zudem nicht unter Druck. Falls es für bessere Lösungen mehr Zeit brauche, würde man diese investieren.

Vorgesehen ist, dass während der Prüfung des Vorprojekts durch den Kanton im Herbst die Öffentlichkeit informiert wird. Danach wird zuerst der Stadtrat zur nötigen Umzonung Stellung nehmen, dann ab Mitte 2017 das Stadtparlament. Nur falls beide Organe dem Neubau zustimmen, käme das Parkhaus gegen Ende 2017 vors Volk.

Initianten hoffen auf links-grüne Einsicht

Während die Initianten des Projekts eifrig vorwärtsmachen und zusammen mit der Stadt die Fragen zu Verkehr, Erschliessung und städtebaulicher Einordnung bearbeiten, braut sich politisch etwas zusammen. SP, Grüne und GLP stehen dem Parkhaus sehr skeptisch gegenüber. Und diese drei Parteien verfügen ab September im Parlament über eine Mehrheit. Zudem dürften auch die Stadträte der drei Parteien grosse Vorbehalte haben. Ein neues Parkhaus, so der Tenor, sei unnötig und löse die Probleme nicht. Frontalopposition kommt weiter von den Anwohnern des St.-Karli-Quartiers. Die Parkhaus-Verantwortlichen müssen folglich noch sehr viel Überzeugungsarbeit leisten.

Vorteile für ganze Stadt besser vermitteln

Das weiss auch André Marti. «Wenn das Projekt vorliegt, wird der Gesamtzusammenhang zum Verkehr, zur Entwicklung der Innenstadt und damit zum Nutzen für die ganze Stadt klarer. Das ging bislang unter.» Das Parkhaus ermögliche eine umfassende Aufwertung des öffentlichen Raums, ohne die Erreichbarkeit der Stadt für den Individualverkehr zu beeinträchtigen. Plätze und Strassen könnten dank der geforderten Aufhebung von ein paar Hundert Parkplätzen im Zentrum anders genutzt werden. «Wenn wir diese Optik vermitteln können, bin ich überzeugt, dass es auch die links-grüne Seite nicht mehr so dramatisch sieht.»

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1 Kommentar
  • Profilfoto von BeatStocker
    BeatStocker, 11.07.2016, 11:21 Uhr

    Die bessere Lösung heisst immer noch Metro-PH-Ibach.

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