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Vaterrolle in der Familie

Papa – (m)ein Superheld 

Familie und Job unter einen Hut zu bringen, ist für berufstätige Väter eine grosse Herausforderung. (Bild: pexels)

In einem früheren Blogbeitrag hat sich unsere Autorin der Vereinbarkeit von Familie und Beruf gewidmet – aus der Sicht der Frauen. Nun versucht sie in die Schuhe ihres Mannes und des Vaters ihrer Tochter zu schlüpfen.

Darauf gestossen bin ich schon oft, egal, ob beim Verfassen meiner Masterarbeit oder jetzt – während der Interviewphase für meine Doktorarbeit. Die Rede ist vom emotionalen Empfinden von Paaren in einer Beziehung. Das Fazit? Es ist teilweise komplett anders.  

Wenn morgens um 7 Uhr der Wecker meines Mannes klingelt, schlafe ich in der Regel noch. Das liegt am Schlafrhythmus unserer Tochter – sie ist Langschläferin, wie es eigentlich ihr Vater ebenfalls wäre. Am Abend kommt Papa meistens gegen 17 Uhr nach Hause. Hat er Training, sieht er unsere Tochter vielleicht nur zehn Minuten. Dann muss er wieder los.

Es gab auch schon Tage, da sah er unsere Tochter nur, wenn er ihre Zimmertüre am Abend öffnete und einen Blick in ihr Babybettchen warf. Dieser Anblick zerbrach mir als Mutter fast das Herz. Und auch ihm, das weiss ich. Ja, es ist manchmal schwer, Papa zu sein.  

Macht die Tochter das absichtlich?

Täglich grüsst morgens um 7 Uhr bei Papa dann wieder das Murmeltier. Das Verrückte daran? Wacht unsere Tochter in der Nacht auf, hört Papa sie meist vor Mama, er steht auf und geht zu ihr. Wenn er sie aufgrund seiner Arbeitszeiten länger nicht gesehen hat, freut er sich sogar, wenn sie in der Nacht aufwacht und ruft. Und dann wird mir wiederum bewusst, wie sehr er sie wirklich vermisst – und wie er leidet. Denn Papa weiss auch, dass sein kleines Mädchen nicht immer so klein bleiben wird.  

In solchen Momenten habe ich mich auch schon gefragt, ob unsere Tochter das absichtlich macht: ihren Papa rufen. Weil sie Papa halt auch sehr vermisst. Zwar bin ich der Meinung, dass Väter und Mütter sehr wohl die Rolle des jeweils anderen übernehmen können. Trotzdem bin ich fasziniert, wenn ich unsere Tochter beobachte und merke, dass sie sich je nach Bedürfnis für den einen oder anderen entscheidet. Und das mit gerade mal vierzehn Monaten!

Lasst Papa ankommen

Dann gibt es auch Momente, da bin ich froh, wenn Papa und Tochter miteinander raufen und sie ihm liebevoll in den Nacken beisst. Dieses Verhalten interpretieren wir zumindest als Zeichen der Zuneigung und Spielens. Interessanterweise macht sie das nur bei Papa. Und genau dieses Verhalten finde ich so wichtig für ihre Entwicklung.

Als unsere Tochter noch jünger war, legte ich sie meinem Mann teilweise unmittelbar, nachdem er durch die Tür geschritten war, in die Arme. Das mache ich heute anders. Es gibt nämlich auch Tage, da kommt Papa völlig ausgelaugt nach Hause. Und trotzdem gibt es für ihn nichts Wichtigeres, als bei seiner kleinen Familie zu sein. Manchmal kann er aber nicht sofort da sein. Dann braucht er einen Moment, um zu Hause anzukommen. Und das hat durchaus seine Berechtigung.  

Genauso wie viele Mamas zu Hause haben auch viele Papas ihre Pflichten bei der Arbeit zu erfüllen. Und so unromantisch es klingen mag: Geld nach Hause zu bringen. Obwohl das natürlich bei zahlreichen Paaren heute ein geteiltes Unterfangen ist – oder auch ganz umgekehrt. Trotzdem ist der Spagat zwischen diesen Welten dann gar nicht so einfach zu meistern.  

Erste männliche Bezugsperson

Vermutlich hätte ich dann auch ein schlechtes Gewissen, nicht genügend da zu sein oder ich würde versuchen, dieses «Ich vermisse meine Tochter»-Gefühl in meiner Brust irgendwie wegzudrücken oder zu ignorieren. So zumindest stelle ich es mir dann vor, wie sich mein Mann fühlen muss. Anders würde ich es von der emotionalen Verarbeitung her nämlich nicht hinkriegen. 

Nichtsdestotrotz bin ich froh, dass Papa derart involviert ist und auch immer wissen möchte, welche Entwicklungsschritte unsere Tochter durchgemacht hat. Denn für unsere Tochter ist klar, Papa bleibt für immer ihre erste männliche Bezugsperson. Und genau deshalb – und da bin ich mir hundertprozentig sicher! – wird sie später einmal sagen: «Papa, du bist mein Superheld!» Und das zurecht. Meiner ist er übrigens auch. 

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Alessandra
    Alessandra, 12.11.2023, 17:01 Uhr

    Wundervoll geschrieben Marjana. wie immer toller Artikel

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