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Restaurant-Test

Café Sowieso Luzern: Wie gut ist hausgemacht? Unser Test

  • Bewertung★★★★★★★★★★
  • Preiskategorie●●●●●●
  • Küche Mediterran, Schweizerisch
  • Ambiente Café / Tearoom, Modern
Seit über 20 Jahren bietet das Sowieso in Luzern unterstützte Arbeitsplätze – und frische, saisonale Mittagsgerichte. (Bild: hch)

Sechs Menüs, davon die Hälfte vegetarisch: Das Mittagsangebot im Café Sowieso darf sich sehen lassen. Noch dazu sind die Produkte frisch und die Gerichte hausgemacht. Doch ist selbstgemacht auch besser? Wir haben das Luzerner Lokal getestet.

«Das Menü 5 gibt es nur noch zwei Mal», teilt die Bedienung der Sechsergruppe am Nebentisch bedauernd mit. Gut haben wir an diesem Herbsttag bereits bestellt. Wobei, einfach fiel uns die Wahl nicht. Die Sauçisson klingt gut, ist für das Mittagessen aber ein bisschen gar schwer. Dasselbe gilt für den Schweinspfeffer, während Felchenpiccata mit Polenta ...

Seit 15 Jahren Küchenchef im Sowieso

Nicht nur der Name ist beim Café Sowieso ungewöhnlich. Eröffnet wurde das Lokal im Jahr 2001 von einer Luzerner Stiftung. Seither wuchs der Personalbestand von sechs auf mehr als 20 Mitarbeitende, die meisten davon mit Unterstützungsbedarf. In der Küche wirkt seit 15 Jahren Patrick Odermatt, der zentralplus auch schon sein Lieblingsrezept verraten hat:

In der Spitzengastronomie ist Odermatt am Wesemlinrain zwar nicht mehr tätig, seine Leidenschaft für frische und regionale Produkte bleibt aber spürbar. Diese kauft er auch schon mal selbst auf dem Bauernhof ein (zentralplus berichtete).

Suppe, Salat ... – und ein tolles Brot

Doch zurück zu unserem Testbesuch: Den Anfang macht eine Apfel-Selleriesuppe, die mit einer überraschenden Säure aufwartet. Das isst man gerne, in noch besserer Erinnerung habe ich jedoch die wunderbare Gazpacho, die ich hier an einem schönen Sommertag geniessen durfte. Aber eben, der Sommer ist längst vorbei und nun wird hier die genussreiche Herbstzeit zelebriert. Serviert wird die Suppe auf einem Schneidebrett, zusammen mit einem Schüsselchen Salat. Die verschiedenen Blattsalate kommen auf einem Beet mit Rüebli und vor allem einem leicht angedünsteten Kabissalat.

Der Verzicht auf Brot fällt mir andernorts häufig nicht schwer. Doch derweil man den in der Corona-Zeit entdeckten Backkünsten von Privatpersonen oder Bäuerinnen an Wochenmärkten durchaus mit einer gewissen Skepsis begegnen darf, versteht man sich im Sowieso auf den Umgang mit Mehl und Hefe. Das Brot ist hausgemacht. Vom herrlich kompakten Karottenbrot, das an diesem Tag zwischen den beiden Schüsselchen auf den Verzehr wartet, bleibt jedenfalls nichts übrig.

Herbstliche Menüs

Und der Hauptgang? Ich bestelle ein Marroni-Risotto mit Sbrinzkörbchen, Gemüsesticks und Nüsslisalat für 22 Franken. Sbrinzkörbchen und Nüsslisalat sind vermutlich auf dem Weg von der Küche an den Tisch verloren gegangen, was dem Servierten aber keinen Abbruch tut.

Auf den Tisch kommt ein toller, sämiger Risotto mit gebratenem Kürbis und Broccoli. Und vor allem sehr vielen Marroni, sowohl glasierten als auch gekochten, die auch einen Fleischtiger mehr als zufriedenstellen. Nicht unbedingt nötig wäre für mich die Sprossgarnitur, das Gericht ist auch ohne vielfältig und farbenfroh.

Ist die Portion für mich eher etwas gross – kleine Portionen werden bei zwei der sechs Menüs angeboten – findet meine Begleitung die Menge gerade richtig. Sie hat einen vegetarischen Herbstteller mit Schabziger-Spätzli, Quitten und glasierten Apfelstückli (23 Franken) bestellt. Optisch erinnert das Gericht durch die teilweise Verwendung identischer Zutaten an meinen Hauptgang, der Ziger gibt ihm jedoch eine besondere Note, die bereits beim Betreten des Lokals ans Appenzell erinnert hat. Abgerundet wird das Essen durch ein Dankeschön-Dessert, ein von der Küche spendiertes Schokolade-Mousse.

Herzlicher Service – wie im Sowieso üblich

Ein besonderes Lob verdient das Personal. Dass sich die Bedienung hier etwas mehr Zeit für den Gast nehmen darf, fällt positiv ins Gewicht. Vom Personalmangel in der Gastro ist nichts zu spüren, so viel Herzlichkeit und Aufmerksamkeit wie im Sowieso ist anderswo kaum zu erleben. Etwas schade ist nur, dass das Restaurant als Tagesbetrieb ausgelegt ist – kreative, frische Küche würde in Luzern wohl auch abends und an den Wochenenden ein Stammpublikum finden.

Bewertung

Preis/Leistung
*****von*****
Die sechs Mittagsmenüs sind abwechslungsreich und schön auf die Saison und das Marktangebot abgestimmt. Es fällt auf, dass man versucht, alle Geschmäcker abzudecken: Es hat etwas Exotisches, etwas Fleischiges, Fisch, etwas Urchiges. Vor allem ist auch das vegetarische Angebot vielfältig und abwechslungsreich.

Die Preise bewegen sich für die Mittagsmenüs mit Suppe und Salat zwischen 21 und 29 Franken, ein Teil des Angebots ist auch als kleine Portion erhältlich. Das Lokal macht bei verschiedenen Labels mit, die zum Ziel haben, lokale Produktion und Nachhaltigkeit zu fördern (etwa Slow Food, Fait Maison, Schweizer Brot oder Aktionen gegen Foodwaste).

Service
*****von*****
Man fühlt sich wohl. Der von Fachpersonal unterstützte Service muss den Vergleich mit anderen Luzerner Lokalen keineswegs scheuen, ganz im Gegenteil. Wir wurden herzlich und professionell bedient wie selten, die Bestellungen kamen schnell und es wurde wiederholt gefragt, ob alles passe. Kartenzahlungen erfolgen am Buffet.

Ambiente
***von*****
Das Sowieso ist in einem modernen Gebäude, etwas versetzt von der Löwenstrasse, untergebracht. Die Innenräume sind geschickt unterteilt, sodass es nie zu laut wird. Anleihen an Shabby Chic und viele Pflanzen schaffen Wohnlichkeit. Trotz des hochwertigen Interieurs erinnert mich das 2016 renovierte Lokal entfernt etwas an eine Institution. Im Sommer steht draussen eine schöne Terrasse bereit. Hausgemachte Produkte werden vor Ort zum Kauf angeboten.

Online-Faktor
****von*****
Eine umfangreiche Website mit Online-Shop, die vor allem auf Information setzt. Frühstücks- und Mittagsmenüs sind vorhanden, das Arbeits- und Ausbildungsangebot wird umfassend dargestellt. Sympathisch ist auch die Vorstellung des gesamten Teams, einschliesslich Fotos der Teamevents. Lageplan, Anfahrtsbeschrieb und eine gut funktionierende Online-Reservation stehen ebenfalls zur Verfügung.

Die Rechnung gibt's auch im Café Sowieso zum Schluss.
Die Rechnung gibt's auch im Café Sowieso zum Schluss. (Bild: hch)

Café Restaurant Sowieso

Adresse:
Wesemlinrain 3a
6006 Luzern

Telefon:
041 412 33 66

E-Mailadresse:
[email protected]

Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag 07.30 bis 18.00 Uhr.
Karte
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So isst zentralplus – Vom Gourmet bis zum Fast-Food – der eat’n drink-Blog befasst sich mit alltäglichen und besonderen gastronomischen Erlebnissen aus den Kantonen Zug und Luzern.
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4 Kommentare
  • Profilfoto von Philippe Gassmann
    Philippe Gassmann, 18.04.2024, 14:23 Uhr

    Der Preis-Leistungs-Vergleich mit anderen Restaurants ist unfair, da das Restaurant sowieso nur etwa die Hälfte des Umsatzes mit Gastronomie verdienen muss. Die andere Hälfte kommt vom Kanton oder der IV.

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  • Profilfoto von Elisabeth Salzmann
    Elisabeth Salzmann, 20.10.2022, 21:13 Uhr

    Kompliment absolut Spitze das Essen und der Preis ist sehr guenstig

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  • Profilfoto von Heinrich M.
    Heinrich M., 16.10.2022, 13:24 Uhr

    Aha, im Grunde alles wie in einem normalen Restaurant, aber die Mitarbeitenden mit Beeinträchtigung werden wohl mit 3 Franken pro Stunde abgespiesen, weil sie das Ganze ja als «Chance» betrachten sollen.

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    • Profilfoto von Nuuu
      Nuuu, 15.01.2024, 21:13 Uhr

      Nein, weil sie daneben eine volle IV Rente bekommen.

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