Jetzt steht das Baugespann

Hochhaus am Pilatusplatz ist bereits zwei Jahre in Verzug

Das Hochhaus am Pilatusplatz wird rund 35 Meter hoch. (Bild: zvg)

Das Bauprojekt am Pilatusplatz nimmt Formen an, den Gestaltungsplan will die Bauherrschaft noch diesen Herbst einreichen. Allerdings hinkt das Grossprojekt bereits zwei Jahre hinter dem eigentlichen Zeitplan hinterher.

Die legendäre Beiz «Schmitte» wurde 2011 unter grosser Trauer vieler Ur-Luzernerinnen abgerissen. Auf der Brache am Pilatusplatz ist seither nicht viel geschehen. Irgendwann wurden ein paar Pflanzenkübel und ein paar Bänke aufgestellt. Doch vom Neubau, der anstelle der Schmitte entstehen sollte, war jahrelang nichts zu sehen.

2020 endlich gab die Stadt Luzern das Siegerprojekt des Architekturwettbewerbs bekannt. «Lu Two» heisst das Vorhaben, ein 35 Meter hohes Haus, im Stile einer Blockrandbebauung. 2025 hätte das Hochhaus bezugsbereit sein sollen (zentralplus berichtete).

Projekt ist zwei Jahre in Verzug

Nun, zwei Jahre später, teilt die Bauherrschaft Senda Immobilien AG aus Zug die bisherigen Projektfortschritte mit. Der Gestaltungsplan ist fast fertig, das Unternehmen will diesen noch im Herbst einreichen. Bereits heute Donnerstag werden die Baugespanne auf der Brache errichtet. Doch obwohl es offenbar vorwärtsgeht, hat sich die Senda Immobilien AG in den vergangenen zwei Jahren ebenso viele Jahre Verzögerung im Zeitplan eingehandelt. Wie die Firma mitteilt, wird das Hochhaus erst 2027 bezugsbereit sein – vorausgesetzt, es verläuft alles nach Plan.

Am Donnerstag stellen Bauarbeiter das Baugespann für das neue Hochhaus auf. (Bild: ewi)

Darauf angesprochen, antwortet Claudio Rubeli, Geschäftsführer der Firma: «Es kam wegen der Pandemie zu Verzögerungen beim Erstellen des Gestaltungsplans.» Mehr ins Detail geht er nicht.

Es wird wohl Einsprachen geben

Weitere Verzögerungen sind nicht unwahrscheinlich. Denn der Pilatusplatz ist nicht die einzige berühmte Brache in Luzern, auf der ein geplantes Bauprojekt nur langsam vorwärts kommt. Der geplante Neubau auf dem Bundesplatz verzögert sich wegen einer Einsprache des Vereins «Stadtbild Luzern» (zentralplus berichtete). Und eben jener Verein hat sich auch bereits kritisch zum Bauvorhaben am Pilatusplatz geäussert. «Der Verein Stadtbild Luzern wird sich gemeinsam mit den Anwohnern zur Wehr setzen», heisst es diesbezüglich auf der Website des Vereins.

Doch Claudio Rubeli sieht dieser Ankündigung gelassen entgegen: «Wir sind nicht blauäugig und haben uns auf mögliche Einsprachen vorbereitet.» Einen Austausch zwischen der Bauherrschaft und dem Verein Stadtbild Luzern habe es allerdings noch nicht gegeben, aber: «Wir sind gesprächsbereit und hoffen, dass es die Gegner auch sein werden.» Das bisherige Echo zum geplanten Bauprojekt vonseiten Stadt und Medien sei positiv gewesen.

Es gibt nun doch keine Parkplätze

Apropos Projekt: Was beinhaltet dieses nun? Geplant ist ein Hochhaus mit Mietwohnungen, Büroräumen und öffentlichen Bereichen wie beispielsweise einer Rooftop-Bar. 30 Mietwohnungen im oberen Preissegment soll es geben. «Wir haben bereits diverse Anfragen von Unternehmen erhalten, die Interesse an den entstehenden Büro-Räumlichkeiten bekunden», erzählt Rubeli. Konkret sei man darauf aber noch nicht eingegangen, weil das Projekt dafür noch nicht genügend weit fortgeschritten sei.

Ansicht des Hochhauses vom Hallwilerweg. (Bild: zvg)

Bemerkenswert für ein Projekt dieser Grössenordnung einer privaten Immobilienfirma ist der gänzliche Verzicht auf Parkplätze. Lu Two wird komplett autofrei. Ursprünglich seien zwar Parkplätze in einer Tiefgarage geplant gewesen, erklärt Rubeli: «Doch gemäss Parkierungskonzept der Stadt Luzern wären an dieser Lage maximal 15 Parkplätze erlaubt. Dafür lohnt sich der Bau einer Tiefgarage schlicht nicht.» Gleichzeitig plant die Senda Immobilien AG knapp 200 Velo-Parkplätze auf dem Areal.

Wie viel das Projekt kosten wird, will Rubeli zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht verraten. Klar ist nur, dass das Immobilienunternehmen der Stadt Luzern jährlich einen Baurechtszins in der Höhe von einer halben Million Franken zahlt.

Innenhof wird zur Schwammstadt

Bei der Präsentation des Projekts fällt wiederholt das Stichwort Nachhaltigkeit. Eine Solaranlage auf dem Dach sowie ein Heiz- und Kühlsystem mit Seewärme sollen diese garantieren. Wieso die Bauherrschaft auf einen Beton- statt auf einen ökologischeren Holzbau setzt, sei das Resultat zahlreicher Gespräche mit dem zuständigen Architektur-Büro Joos & Mathys aus Zürich, so Rubeli. Auch hier geht die Antwort nicht tiefer ins Detail.

Rund um den bestehenden Riegelbau entsteht ein begrünter Innenhof. (Bild: zvg)

Wirklich nachhaltig dürfte aber der Innenhof des Gebäudes werden. Für diesen Teil ist Stadtgrün Luzern verantwortlich – und durfte sich bezüglich klimaangepasster Bauweise richtig austoben. Die neu gepflanzten Bäume werden im Frühling und im Herbst genügend Licht durchlassen und im Sommer Schatten spenden. Der Boden wird zu einem grossen Teil aus Kies- und Grünflächen bestehen. «Schwammstadt» heisst der entsprechende Fachbegriff. Dabei versickert das Wasser im Boden und steht so wieder den Pflanzen zur Verfügung, anstatt über die Kanalisation abzulaufen.

Kernstück des begrünten Innenhofs wird der heute bestehende Riegelbau am Mühlebachweg 8. Dieser soll zu einem Café umgenutzt werden. Im Rahmen der Erstellung des Gestaltungsplans hat die Stadt bei der Nachbarschaft eine Umfrage durchgeführt, was ihr für das Bauprojekt am Pilatusplatz wichtig ist. Darin äusserten die Anwohnerinnen den Wunsch, dass der Innenhof zu einer allgemeinen Begegnungszone und nicht bloss zur Konsumfläche wird. Rund um das Café entstehen darum zusätzliche Sitzbänke. Die drei bestehenden Parkplätze, die zum angrenzenden Pneumatikhaus gehören, sollen aufgehoben werden.

Verwendete Quellen
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