Lage der Gastrobranche wird immer kritischer

Zuger Beizer: «Weitere 25’000 bis 30’000 Franken gehen mir jetzt flöten»

Blickt den kommenden Wochen mit Sorgen entgegen. Der Zuger Gastronom Ramon Nietlispach. (Bild: zvg)

Der Beizen-Lockdown dauert fünf Wochen länger. Das hat der Bundesrat am Mittwoch entschieden. Ob und wie viel Geld es vom Bund gibt, bleibt offen. Damit wird es auch für Wirte eng, die in den letzten Jahren ein finanzielles Polster anlegen konnten. So wie der erfolgreiche Zuger Gastronom Ramon Nietlispach.

Was die Spatzen seit einigen Tagen von den Dächern pfiffen, ist seit Mittwoch Realität. Die Beizen und Bars müssen wohl während fünf weiteren Wochen geschlossen bleiben. Statt bis am 22. Januar soll nun bis Ende Februar zu Hause gekocht und getrunken werden. So sehen zumindest die aktuellen Pläne des Bundesrates aus (zentralplus berichtete).

Darauf hatte sich die Gastrobranche wohl grossmehrheitlich eingestellt. Ein weiterer Dämpfer war jedoch, dass die Landesregierung nicht im gleichen Zuge wie über die Verlängerung des Beizen-Lockdowns über finanzielle Entschädigungen informierte.

Die betroffenen Branchen wurden auf nächste Woche vertröstet. Dann will der Bundesrat entscheiden. Oder wie es Gesundheitsminister Alain Berset an der Pressekonferenz ausdrückte: Die Unterstützung der betroffenen Branchen soll vorbereitet werden.

Auch die dicksten Polster gehen zur Neige

Auch im Zuger Gastgewerbe führt dieses Vorgehen wenig überraschend zu Irritation. «Ich bin baff», sagt Ramon Nietlispach, der in Zug mehrere Betriebe führt, gegenüber zentralplus. Bisher habe er trotz der verfahrenen Situation versucht, optimistisch zu bleiben und der Situation so gut es irgendwie gehe auch Positives abzugewinnen. «Leider hat der Bundesrat heute aber nicht so kommuniziert, dass ich die kommenden Nächte ruhig schlafen kann», sagt der Vater von zwei kleinen Kindern.

Nietlispachs Situation zeigt exemplarisch und mit aller Deutlichkeit, was es in der Gastrobranche geschlagen hat. «Ich bin nun seit einigen Jahren dabei und konnte ein paar Reserven bilden. Mir kam zugute, dass mir fast alles gelungen ist und ich auch immer mal wieder etwas Glück hatte», so der Wirt der Meating GmbH, des Café Glücklich beim Bahnhof, der «Tacofactory» im Freiruum sowie der «Badibar» am Zugersee.

30’000 Franken sind futsch

Dennoch kommen jetzt auch bei ihm die grosse Ungewissheit und einige Sorgen auf. «Ich habe nach dem Entscheid des Bundesrates umgehend mit meinem Treuhänder telefoniert. Als er mir sagte, was weitere fünf Wochen bedeuten, musste ich erst einmal leer schlucken. Nochmals 25’000 bis 30’000 Franken an Fixkosten gehen mir jetzt flöten.»

«Ich stehe nun total in der Kreide.»

Doch beim Gedanke an viele seiner Berufskolleginnen sei es ihm nochmals kalt den Rücken heruntergelaufen. «Ich möchte mir nicht ausmalen, wie es jenen geht, die zum Beispiel erst vor einem oder zwei Jahren angefangen haben und noch kein Polster anlegen konnten oder wegen den kleinen Margen in unserem Business sonst schon zu kämpfen haben», sagt Nietlispach merklich getroffen.

Sozialabgaben drücken aufs Portemonnaie

Über seine persönliche Situation sagt er: «Ich stehe nun total in der Kreide. Zwar sind meine Angestellten auf Kurzarbeit, deren Sozialleistungen muss ich aber weiterhin komplett aus dem eigenen Sack bezahlen. Hinzu kommen weitere hohe Fixkosten wie die Mieten.» Will heissen: Als Arbeitgeber muss Nietlispach auch während des Beizen-Lockdowns für jede Mitarbeiterin schnell einmal mehrere hundert Franken an Sozialabgaben berappen.

Die Lage seiner Zukunft macht ihm umso mehr zu schaffen, da er wie viele seiner Kollegen sein ganzes Herzblut in die Arbeit als Gastgeber steckt. «Im Prinzip könnte ich ja eine Ausbildung machen und meinen jetzigen Job an den Nagel hängen. Doch das ist für mich wegen meiner Leidenschaft keine Alternative.»

Auch wenn die jüngsten Entwicklungen Ramon Nietlispach tiefe Sorgenfalten ins Gesicht treiben, möchte er die Zeit der Schliessung seiner Betriebe trotzdem möglichst gut nutzen. «Ich habe meine Mitarbeiter noch am Mittwoch informiert, dass wir unsere Lokale zusammen etwas aufpeppen. So kann ich ihnen in dieser äusserst schwierigen Zeit weiterhin eine sinnvolle und kreative Beschäftigung bieten.» Denn nichts tun zu können, sei für einen Menschen sehr belastend, begründet er seinen Entscheid.

«So schwierig und belastend das alles ist. Aufgrund des Lockdowns habe ich immerhin ein bisschen mehr Zeit für meine Familie. Diese will ich möglichst geniessen», blickt der 33-Jährige auf die kommenden Tage und Wochen.

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