SP will kombinierte Spuren

Jetzt kommen die Luzerner Busspuren aufs politische Parkett

Sollen zwei der vier Spuren auf der Luzerner Seebrücke künftig nur noch von Bussen und Velos befahren werden dürfen? Das schlägt eine Studie vor. (Bild: Tobias Lackner)

Der Verkehrsverbund Luzern schlägt in einer Studie vor, in Luzern mehr Busspuren einzuführen. Nun wird die Idee konkret: Die Sozialdemokraten fordern den Stadtrat zum Handeln auf.

«Mehr Busspuren, damit wir für unsere Fahrgäste beispielsweise im Feierabendverkehr wieder attraktiver werden.» Das antwortete ein Busfahrer der Verkehrsbetriebe Luzern vor einem Monat auf die Frage an einer Pressekonferenz, welche Wünsche er an die Politik adressiert haben möchte (zentralplus berichtete).

Zwar wird sein Wunsch wohl nicht gerade heute oder morgen Realität. Aber die Politik wird nun tatsächlich aktiv. Grund dafür ist eine Studie, die der Verkehrsverbund Luzern (VVL) in Auftrag gab und die unter anderem für mehr Busspuren in der Stadt Luzern plädiert (zentralplus berichtete). Auf der Seebrücke beispielsweise sollen die Busse gemäss dieser Studie zwei separate Spuren erhalten. Der Autoverkehr soll nur noch auf den anderen beiden Spuren vom linken zum rechten Seeufer und umgekehrt kommen. Heute teilen sich bekanntlich Autos, Busse und Velofahrer die vier Spuren.

Bericht soll Möglichkeiten zeigen

Das ist nur eine von mehreren Ideen, die der VVL präsentiert. Aber sie ist sicher eine derjenigen, die am meisten politischen Zündstoff enthalten. Nun zeigt sich: Die SP der Stadt Luzern findet das Vorgeschlagene toll. Sie nennt es eine «wichtige Massnahme zur Förderung eines effizienten und umweltfreundlichen öffentlichen Verkehrs», wie SP-Grossstadtrat Benjamin Gross schreibt.

Er hat deswegen im Namen der SP-Fraktion eine Motion eingereicht, die den Stadtrat dazu auffordert, in einem Planungsbericht zu zeigen, wie dieser weiter vorgehen will, um auf dem gesamten Stadtgebiet durchgehende Busspuren zu schaffen und diese – wo sinnvoll – mit Velospuren zu kombinieren.

Kombination von Bus- und Velospuren gefordert

Das aktuelle Verkehrsaufkommen, das gekennzeichnet sei durch überlastete Strassen, führe regelmässig zu Verspätungen im öffentlichen Verkehr, insbesondere bei den Bussen der VBL, argumentiert Gross. «Dies beeinträchtigt die Zuverlässigkeit des öffentlichen Verkehrs und damit auch dessen Attraktivität.» Eine Busspur in den neuralgischen Bereichen der Stadt würde gemäss Gross eine «deutliche Verbesserung für den öffentlichen Verkehr bedeuten, indem sie eine flüssige Fortbewegung der Busse ermöglicht».

«Warum sollen viele Leute, die mit dem Bus unterwegs sind, im Stau stehen aufgrund weniger Leute, die mit ihrem Auto viel Platz beanspruchen?»

Benjamin Gross, Grossstadtrat SP Stadt Luzern

Die SP will aber nicht nur auf die Busspuren fokussieren, sie hat auch das Velonetz im Visier. Sie schlägt vor, neue Bus- mit Velospuren zu kombinieren – dort, wo die mit dem Velonetz angestrebte Mindestbreite für Velofahrer nicht möglich ist. «Diese kostengünstige Massnahme würde nicht nur den öffentlichen Verkehr fördern, sondern auch die Sicherheit und Effizienz des Fahrradverkehrs in unserer Stadt verbessern», ist sich Grossstadtrat Benjamin Gross sicher.

Weniger Verkehr und Parkplätze sollen Platz schaffen

Doch woher soll man auf den notorisch engen Luzerner Strassen plötzlich den Platz dafür nehmen? Der Individualverkehr soll bis 2040 gemäss der Klima- und Energiestrategie der Stadt Luzern reduziert und die Anzahl der öffentlichen Parkfelder halbiert werden. Dort sieht die SP Möglichkeiten, Platz für die kombinierten Spuren zu schaffen.

Nur: Auf der Seebrücke und am Schweizerhofquai gibt es bekanntlich schon heute keine Parkplätze. Deshalb sagt Gross: «Wo nötig, wäre die kombinierte Bus- und Velospur auf Kosten der zweiten Autospur zu realisieren.»

Strassenraum soll «gerechter verteilt» werden

Dass mit diesen Massnahmen Autofahrer wohl noch länger im Stau stehen würden, ist ihm bewusst: «Das ist die Konsequenz. Warum sollen viele Leute, die mit dem Bus unterwegs sind, im Stau stehen aufgrund weniger Leute, die mit ihrem Auto viel Platz beanspruchen?» Der Sozialdemokrat wünscht sich, dass der Strassenraum «gerechter verteilt» wird.

Doch die geforderten separaten Bus- und Velospuren erscheinen, Stand heute, wenig realistisch. Denn sie tangieren wie etwa im Fall Seebrücke Kantonsstrassen. Und der Kanton verspürte in der Vergangenheit wenig Lust, auf Hauptverkehrsachsen den Velofahrern und Bussen mehr Platz einzuräumen. Ausserdem lehnte die Bevölkerung des Kantons Luzern am vergangenen Sonntag eine Initiative der Grünen deutlich ab, die unter anderem mehr Platz für Velos forderte.

Gross: «Die Zusammenarbeit mit dem Kanton ist tatsächlich entscheidend. Umsetzbar sind solche Massnahmen sicher auf stadteigenen Strassen wie im Tribschen.» Auf Kantonsstrassen hingegen wäre es laut dem Sozialdemokraten «ein Traum». Aber: «Nur schon ein entsprechender Wunsch der Stadt ist ein Zeichen an den Kanton.» Er weist darauf hin, dass am vergangenen Wochenende auch der Ausbau der Strassen eine Abfuhr erhielt. Die kantonale Anti-Stau-Initiative der SVP und der Gegenvorschlag der Regierung wurden abgelehnt. «Das sehen wir als Bestärkung, dass es nicht mehr Strassenraum für Autos braucht.»

Als Nächstes ist nun die Stadtpolitik an der Reihe. Klar ist: Bis der Wunsch des VBL-Chauffeurs nach mehr Busspuren Realität wird, werden noch unzählige Busse auf Luzerns Strassen im Stau stecken bleiben.

Verwendete Quellen
  • Studie «Beschleunigung Bussystem» des VVL
  • Motion von Benjamin Gross, SP-Grossstadtrat, Luzern
  • Telefongespräch mit Benjamin Gross
  • Medienarchiv zentralplus
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