Startup-Träume aus dem Krypto Valley

Zuger App will User zu bezahlten Fotografen machen

Sagt: «Yeah!» Timo Wäschle ist überzeugt, dass sein Startup es schaffen kann.

(Bild: fam)

Fotos machen eh alle. Warum nicht dafür bezahlt werden? Ein Zuger und ein Zürcher wollen zusammen ein neues Hobby erfinden. Und gleichzeitig damit die Werbung echter machen. Respektive machen lassen. Von uns allen.

Die Aussichten sind waghalsig. Nur eine App von 1000 schafft den Durchbruch. Aber das stört die beiden nicht: Der Baarer Ubaldo Piccone will zusammen mit dem Zürcher Timo Wäschle nichts anderes, als uns alle zu bezahlten Fotografen machen.

Ihre App «Yeahgoods» ist eine Art immerdauernder Fotowettbewerb: «Es ist ein neues Hobby», sagt Wäschle. «Statt dass ich Bilder nur auf Instagram poste, was wir ja praktisch alle tun, kann ich sie auch auf Yeahgoods zu Geld machen.» Das Prinzip ist einfach: Firmen können «Missions» starten, auf die die ganze noch zu bildende Community angesetzt werden kann. «Wenn zum Beispiel Nike beschliesst, sie wollen Bilder von echten, gebrauchten Sneakers haben», sagt Wäschle und zeigt seine Schuhe vor, «dann bekommen sie das in einer Werbe-Agentur nie so hin. Meine Schuhe sind echt, alt und kaputt. Die Nutzer von Yeahgoods liefern solche Bilder. Und wer das beste Bild liefert, gewinnt den Preis, den Nike dafür ausgesetzt hat.»

«Als die Galvanik auf dem Höhepunkt war»

Wäschle sieht aus, als wäre er schon eine Weile Ende zwanzig, seine Marketing-Agentur hat ihr Hauptquartier im Keller eines ehrwürdigen Niederdorf-Hauses in Zürich aufgeschlagen. Yeahgoods ist trotzdem eine Baarer Firma. Das Gründungsfoto der beiden Partner zeigt den Baarer Piccone und den Zürcher Wäschle gut angefeiert, das Foto sei nicht vorzeigbar, sagt Wäschle und lacht. Aber so ist die Freundschaft wohl auch entstanden: Wäschle hat in den 90ern in der Galvanik als DJ aufgelegt, «als die Galvanik auf dem Höhepunkt war», sagt er, hat die letzten Jahre das Boardstock-Festival moderiert, ist in Küssnacht ins Gymi. Er «mag die Zentralschweiz», sagt er, klarer Fall von Marketingexperte.

Und jetzt das: Was Uber für Taxifahrer ist und Airbnb für Hotels, das soll «Yeahgoods» für klassische Agenturen werden: Die  Konkurrenz aus der ganz normalen Bevölkerung. Schnapp ne Fotokamera, mach ein Foto, damit kannst du Geld verdienen.

«Wir wollen damit natürlich nicht die klassischen Agenturen kaputtmachen», sagt Wäschle, «die wird es immer geben. Aber unser App kann eine neue Form von Inhalten besser bieten, die klassische Agenturen nicht produzieren können.» Nämlich: echten Inhalt. Echt weil: von normalen Leuten gemacht.

Hochglanz, schöne Leute, Bullshit

Für Unternehmen könne Yeahgoods eine Aussensicht bieten: So sieht der Kunde das Produkt. Es könne Inhalte liefern, die die Kunden selber interessant finden. «Wir haben alle einen Bullshit-Detector eingebaut, das weiss man schon länger: Tausende von Werbebotschaften gehen unbeachtet an uns vorbei.» Auch deshalb, weil sie zu uniform sind, Hochglanz, schöne Menschen, gute Laune überall.

Die User-Fotos aus der App sollen anders sein: Mehr wie die Inhalte, die die Leute selber auf sozialen Medien posten. «Wir haben alle vertraglichen und urheberrechtlichen Dinge gelöst. Die Firma kann das Foto, dass sie schlussendlich kauft, frei verwenden.» Für Firmen ist das interessant, klar. Aber ist es das auch für die Nutzer von Yeahgoods? «Der Anreiz ist klar», sagt Wäschle, «man kann Geld verdienen.»

Konkurrenz für Agenturen?

Ob das reicht, wird sich zeigen. Ähnliche Ideen gibt es schon, das Crowdsourcing-Portal Atizo etwa, auf dem Firmen ebenfalls Aufträge vergeben können, die durch kollektive Intelligenz gelöst werden sollen. Atizo hat sich allerdings eher als Marketing-Plattform etabliert denn als tatsächliche Problemlösestrategie. Yeahgoods fokussiert auf den tatsächlichen Inhalt, den die User generieren. Könnte die Firma auch als reine Marketing-Plattform enden? «Das glaube ich nicht», sagt Wäschle. «Natürlich hat man als Yeahgoods-User eine bestimmte Haltung zu einem Produkt, das man fotografiert. Aber im Vordergrund steht eindeutig die Produktion von Inhalten, für die man als User bezahlt werden kann.»

Wann das Ding auf den Markt kommt, ist noch nicht klar. Da sind Perfektionisten am Werk. Oder Prokrastinatoren. Gerade hat das ganze schon das erste Facelifting bekommen. «Wir verbessern Look and Feel der Lösung und gehen live, wenn wir absolut bereit sind», sagt Wäschle. Deshalb: abwarten.

Wie macht man eine solche App erfolgreich? «Das wird sich zeigen», sagt Wäschle, wichtig sei, dass die Hürde ganz einfach zu überwinden ist. «Wenn die Leute die App mal heruntergeladen haben, können wir beweisen, wie spannend diese neue Möglichkeit ist.» Die Neugierde könnte also reichen. Aber klar. Von 1000 Apps schafft es eine.

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