Von «Anpacken statt Ankleben» bis Kirchenglocken

So kurios verläuft der Luzerner Wahlkampf

Die Luzerner Parteien versuchen teilweise auch mit eigentümlichen Methoden Aufmerksamkeit zu erreichen. (Bild: mik)

Endspurt im Wahlkampf um die Kantons- und Regierungsratssitze: Neben Ernstem zeigt ein Blick auf die Werbesprüche auch Seitenhiebe und Kurioses.

Am 2. April bestellt die Luzerner Bevölkerung den Kantons- und den Regierungsrat neu. Über 800 Kandidaten treten zu den Wahlen an. Entsprechend gross ist die Anzahl der Werbesprüche. Gefühlt jeder versucht, seine Kandidatur in knappen Worten zusammenzufassen oder die eigene Partei in ein gutes Licht zu rücken. Er sei «konstruktiv, kreativ, kommunikativ», heisst es bei einem Mitte-Kandidaten beispielsweise. Eine GLP-Politikerin setzt sich mit «Herz und Verstand für die Erhaltung der Lebensgrundlagen und Lebensqualität» ein. So weit, so beliebig.

Aber klar: Das Rad neu erfinden kann man in einem Satz selten. Und Wahlkampf – auch in Luzern – ist per se meistens eine trockene Angelegenheit. Doch es gibt neben diesen zumeist austauschbaren Sprüchen im Kampf um die Aufmerksamkeit der Bevölkerung auch Kurioses und Seitenhiebe zu entdecken.

FDP macht sich über Klimaaktivisten lustig

Die Luzerner FDP beispielsweise zeigt sich angriffig. Anpacken will sie spätestens seit der ersten Kandidatur von Damian Müller als Ständerat, der schon vor Jahren von sich sagte: «Packt an. Setzt um.» Jetzt weitet sie den Spruch aus und macht sich über Aktivisten lustig, die sich an Strassen festkleben, um so für mehr Klimaschutz zu protestieren. Die FDP will entsprechend «Anpacken statt Ankleben». «Wir kleben uns nicht an, wir packen an und setzen um», schreibt sie auf Twitter.

Überhaupt scheinen die Freisinnigen derzeit gerne gegen Grüne auszuteilen. Thomas von Allmen, Präsident der Jungfreisinnigen des Kantons Luzern, versandte vergangene Woche extra eine Medienmitteilung, in der er den Jungen Grünen vorwarf, Wasser zu predigen und Wein zu trinken: Deren Wahlkampfbudget sei übertrieben und mit 35'000 Franken grösser als die gesamte Parteikasse der Jungfreisinnigen. Auf Twitter ergänzen sie: «Aber natürlich sind wir die Bösen, die Unsummen von Unternehmen erhalten.» Man könnte dagegen halten, dass sich FDP-Vertreter landesweit jahrelang gegen transparente Wahlkampfbudgets stellten.

Luzerner SVP zeigt Stau auf Strasse im Ausland

Die SVP wirbt nicht nur mit einem Genderstern (zentralplus berichtete), sondern auch mit viel Verkehr. Auf einem Bild eines Wahlprospekts zeigt die Partei einen Stau. «Die Verkehrsproblematik spitzt sich immer weiter zu», schreibt sie dazu. Dumm nur: Die SVP verwendet für die Illustration eines Problems in der Schweiz ein Sujet, das offensichtlich im Ausland aufgenommen wurde.

Es sei ein gekauftes Symbolbild, teilt Parteisekretär Remo Schranz auf Anfrage mit. Klar: Es gebe auch in Luzern genügend Stau, «doch es wäre auch eine Gefahr, wenn jemand sein Auto in einem SVP-Prospekt wiedererkennen würde». Es gebe auch Linke und Grüne, die im Besitz von Autos sind, sagt Schranz augenzwinkernd.

Derweil wollen die Sozialdemokraten der Stadt Luzern die SVP wegen dem Chaos um Wohnungen für Asylbewerber in Windisch gar ausschaffen. Kreativ, wie sie sind, machen sie aus dem S auch noch ein $, das internationale Zeichen für den US-Dollar – sprich $VP.

Ins Auge sticht zu guter Letzt auch noch ein Juso-Kantonsratskandidat. Während die Kollegen klassische jungsozialistische Parolen wie «Armut bekämpfen statt Reichensteuern senken» oder «Gleiche Chancen für Alle» von sich geben, hat er einen anderen Hauptgegner auserkoren: «Für eine Nachtruhe von Kirchenglocken!» Hoffentlich ist ihm wenigstens der Wahlkampf in Luzern nicht zu laut. Man sollte dem Jungsozialisten seine Nachtruhe neben dem Glockengebimmel schliesslich nicht noch mehr verderben.

Verwendete Quellen
  • Tweets der FDP, Jungfreisinnigen und SP
  • Wahlprospekte
  • E-Mail-Austausch mit SVP-Parteisekretär
  • Homepage der Juso
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