Kommentar zum Knall bei Zentralschweizer Radios

Radio-Übernahme: ein «Knällchen» mit Ankündigung

Radio 3Fach ist der letzte unabhängige Radiosender in der Zentralschweiz neben dem Regionaljournal von SRF. (Bild: Emanuel Ammon/AURA/Montage zentralplus)

CH Media übernimmt die Radios Central, Sunshine und Eviva. Was ein Knall hätte sein müssen, war aber lediglich ein Knällchen. Eines mit System und Vorankündigung.

Wer das Geschehen in der Schweizer Medienlandschaft verfolgt, den hat die Ankündigung von CH Media wohl kaum überrascht. Geschmerzt hat die Nachricht von der Übernahme der drei Zentralschweizer Radios allemal (zentralplus berichtete). Auch Menschen, die noch keine Minute ihres Lebens mit dem Hören von Radio Eviva zugebracht haben.

Denn bei der Heirat von Verlagen, Radiosendern und Medienhäusern ist schon lange klar, wer auf die hinteren Bänke verwiesen wird: Es sind die Qualität der Berichterstattung und die Medienvielfalt. Oder anders: die Leserinnen, Nutzer und Hörerinnen, aber auch die Mitarbeitenden. Wir alle.

Ohne schwarzmalen zu wollen: Was der Radiolandschaft potenziell droht, lässt sich beispielhaft an der «Luzerner Zeitung» (und anderen regionalen Tageszeitungen des CH-Media-Verbunds) nachzeichnen. Zum vierten Mal in Folge hat die Qualität ihrer Berichterstattung markant abgenommen, wie ein Blick in das Medienqualitätsrating 2022 zeigt.

Sinkende Qualität: Leser strafen «Luzerner Zeitung» ab

Was ihre inhaltliche Qualität anbelangt, liegt die «Luzerner Zeitung» damit bereits hinter dem boulevardesken Onlineportal «Watson» und nur noch knapp vor «20Minuten», «Blick» und «nau.ch».

Beigetragen zum schlechten Rating hat zum wiederholten Mal die sinkende Vielfalt der Berichterstattung. Wie die «Aargauer Zeitung» und das «St. Galler Tagblatt» bezieht die «LZ» die überregionale Berichterstattung aus der gemeinsamen Zentralredaktion in Aarau. Mit der Folge, dass uns anstelle von Franz Grüter und Andrea Gmür Aargauer und Ostschweizer Politikerinnen aus dem Mantel entgegenlächeln.

«Den grössten Problembereich stellt die abnehmende Vielfalt dar. Dieser Trend ist auch bei anderen Regionalmedien festzustellen, doch bei der ‹Luzerner Zeitung› ist der Verlust besonders stark», halten die Verfasser des Medienqualitätsratings dazu fest.

Diese Entwicklung geht nicht spurlos am Publikum vorbei. Es straft die «LZ» seit sechs Jahren mit einer sinkenden Einschätzung ihrer Qualität ab.

Unabhängig? Ja, aber …

Die Radioübernahme zeigt: Unabhängiger (Lokal-)journalismus hat es schwierig. Zug und Luzern sind inzwischen mehrheitlich in den Händen von CH Media und den Gratiszeitungen «Zuger Woche» und «Luzerner Rundschau». Letztere gehören zum Gratiszeitungskonglomerat von Christoph Blocher.

Wenn Alfons Spirig, bisheriger Inhaber der drei Sender, also sagt, dass auch in Zukunft eine «unabhängige Berichterstattung» gewährleistet sei, weil es einen Leistungsauftrag gebe, mag das im engeren Sinn zwar stimmen.

Es darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass mit dem «Knall» bei den Radiosendern ein weiteres Stück Zentralschweizer Medienvielfalt – und damit auch Qualität – verschwindet.

Verwendete Quellen
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