Die Pro- und Contra-Argumente zur Pilatus-Arena

«Die meisten wollen kein Pseudo-Manhattan»

Das Hochhaus ist vielen ein Dorn im Auge. Doch die Gegner des Projekts orten noch andere Fallstricke. (Bild: zvg)

Die geplante Pilatus-Arena gibt in Kriens zu reden. Am Mittwoch kreuzten Befürworter und Gegner die Klingen. Dabei ging es wie so oft ums Geld. Aber auch die Kritik am Wachstum der Stadt war wiederum ein zentrales Thema.

Am Mittwochabend lud die Krienser FDP zu einer Podiumsdiskussion zur geplanten Pilatusarena in Luzern Süd. Dass das Thema interessiert, zeigte sich am Besucherandrang. Rund 250 Personen fanden den Weg ins neue Stadthaus. Am 29. November stimmen die Krienserinnen über das Projekt ab, nachdem das Referendum dagegen ergriffen wurde. Der Einwohnerrat hatte sich im Juni mit grosser Mehrheit für die Pläne ausgesprochen (zentralplus berichtete).

Nach einem Einstiegsreferat von Toni Bucher, Verwaltungsratspräsident der Pilatus-Arena AG, der die Vorteile für Kriens und die Region aufzeigte, legte Stadtrat und Baudirektor Maurus Frey (Grüne) die Sicht der Regierung dar. «Mit der Pilatusarena machen wird einen wichtigen Schritt vorwärts und schaffen die Möglichkeit für weitere Entwicklungen», hielt er fest. Er betonte aber auch, dass die Politik die rasant voranschreitenden Prozesse unbedingt im Griff haben müsse.

Auf dem Podium wurde denn auch intensiv und mitunter emotional debattiert. Nick Christen, CEO des Handballclubs HC Kriens-Luzern und Initiant der neuen Arena, und FDP-Einwohnerrat Beat Tanner weibelten für das Projekt. Ihnen gegenüber standen Peter Mattmann, der mit seinem Komitee «Weniger ist mehr» die nötigen Unterschriften gegen die Arena gesammelt hat, sowie der Grünen-Einwohnerrat Peter Stofer. zentralplus hat die wichtigsten Argumente für und gegen die Pilatus-Arena und das benachbarte geplante 110-Meter-Hochhaus zusammengetragen.

1. Die Kosten

Die Gegner warnten insbesondere vor den aus ihrer Sicht entstehenden Kosten für die Stadt Kriens: «Wir haben grosse Zweifel, dass die Arena rentabel betrieben werden kann. Wer unterhält die Halle, falls die Betreibergesellschaft Konkurs gehen sollte?», fragte Peter Mattmann und gab die Antwort gleich selber. «Die Stadt und letztlich sie als Steuerzahlerinnen und Steuerzahler», wandte er sich an die Anwesenden. Generell störte sich Mattmann daran, dass die Halle der Betreibergesellschaft quasi «geschenkt» werde und die Stadt kaum einen Mehrwert dafür erhalte.

Und Grünen-Einwohnerrat Peter Stofer ergänzte: «In den 415 neuen Wohnungen werden künftig auf einen Schlag 3 Prozent der Krienser Bevölkerung leben. Diese benötigen zusätzliche Infrastruktur wie möglicherweise ein neues Schulhaus, die aber nicht vom Investor, sondern von der Stadt bezahlt werden muss.»

Im Video erklärt Einwohnerrat Peter Stofer, weshalb er gegen die Arena ist:

Mit den Bedenken versuchte Nick Christen umgehend aufzuräumen: «Die Investoren stehen sechs Jahre für ein allfälliges Defizit ein. Wir sind überzeugt, dass die Halle bis dann selbsttragend sein wird und wir eine schwarze Null hinkriegen. Hinzu komme, dass der Bund sich nicht beteiligen würde, falls er vom Businessplan nicht überzeugt wäre. Bern zahlt bekanntlich 3 Millionen Franken an das Projekt. «Wir haben schon jetzt viele Anfragen für verschiedene Cup-Finals und andere Events. Dass es diese Nachfrage gibt, mussten wir beim Bund ausweisen», so Christen. 1,3 Millionen Franken pro Jahr soll der Betrieb der Anlage kosten.

«Die Krienser haben genug vom Gigantismus.»

Peter Mattmann, Komitee «weniger ist mehr»

FDP-Politiker Beat Tanner wies darauf hin, dass die Investoren der Stadt 5,7 Millionen Franken im Sinne einer Mehrwertabgabe bezahlen, da im Gegenzug eine deutliche Aufstockung des geplanten Wohnturms auf 110 Meter bewilligt wurde. «Dieses Geld brauchen wir, um neue Freiräume, Grünflächen und Freizeitanlagen rund um das neue Quartier zu schaffen», sagte Tanner. Ausserdem spülten die Billettsteuer, die bei Events in der Halle eingezogen wird, sowie die neuzuziehenden Steuerzahlerinnen zusätzliches Geld in die Stadtkasse.

Hebt den Mahnfinger: Projektgegner Peter Mattmann. (Bild: jal)

2. Die Auswirkungen auf die Umgebung und das Stadtbild

Peter Mattmann fürchtet sich aber auch vor den Dimensionen des Hochhauses in Bezug auf die Umgebung. «Ich glaube nicht, dass die Bevölkerung diesem masslosen Projekt zustimmt. Die Krienser haben genug vom Gigantismus.» Die Pläne seien rücksichtslos gegenüber der Umgebung und passten nicht in die bestehenden Strukturen, so der Kuonimättler.

«Die meisten wollen kein Pseudo-Manhattan. Wir sind nicht Zürich oder Bangkok und würden uns damit nur lächerlich machen», glaubte Mattmann für eine Mehrheit der Krienser zu sprechen. Weiter entstehe kein neues Krienser Zentrum, sondern es würde eine unaufhaltsame Entwicklung angestossen, in deren Zuge die Stadt Luzern immer mehr nach Kriens hineinwuchere. Der Name «Luzern Süd», würde dies deutlich machen. «Nutzniesser ist das Eventbusiness, auch von ausserhalb der Region. Die Luftverschmutzung, den Lärm und den entstehenden Dichtestress tragen am Schluss aber wir Krienser», warnte Mattmann.

«Die ganze Schweiz wird neidisch nach Luzern schauen.»

Nick Christen, Initiant der Pilatus-Arena

«Wir bauen dort, wo mit dem Bahnhof Mattenhof, dem Freigleis und Verdichtung bereits Infrastruktur besteht», hielt Beat Tanner entgegen. Und Nick Christen führte aus: «Wir bauen in die Höhe und nicht in die Breite. Zudem ist die ÖV-Anbindung optimal. Die Bevölkerung kann stolz sein und die ganze Schweiz wird neidisch nach Luzern schauen. Und das Beste: Die Halle steht nicht in Luzern oder Ebikon, sondern in Kriens.»

3. Der Vergleich mit der Swissporarena und dem Kleinfeld

Die Befürworter führten bei ihrer Argumentation auch Beispiele ähnlicher Projekte in der unmittelbaren Umgebung an. «Die Swissporarena und das Stadion Kleinfeld sind bei Spielen oft auch nur zur Hälfte ausgelastet. Dort sagt aber niemand etwas zu den Kosten», appellierte Nick Christen an die Gegner. Des Weiteren sei die Chance, dass ein reines Fussballstadion Konkurs gehe, um einiges grösser, als eine Multifunktionshalle wie die Pilatus-Arena, die aus verschiedenen Quellen Einnahmen generieren könne.

Im Video sagt Walter Stierli, wieso die geplante Halle aus seiner Sicht Sinn macht.

Sukkurs erhielt Christen am Schluss des Podiums vom ehemaligen FCL-Präsidenten Walter Stierli. «Für mich ist es heute Abend ein Déjà-vu. Genau die gleichen Gespräche haben wir damals in der Stadt Luzern geführt.» Das Projekt in Luzern Süd habe viele Gemeinsamkeiten mit jenem auf der Allmend. «Das zeigt, dass es funktionieren wird. Die Stadt muss heute keine Unterhaltskosten mehr stemmen», betonte Stierli.

Ausserdem werde die Stadt Luzern nie mehr die Chance haben, eine solche Halle zu bauen. Weiter seien rund 11 Prozent der Besucher des Hallenbades Allmend und der weiteren Anlagen Personen aus Kriens. «Ich appelliere deshalb auch an die Solidarität der Krienserinnen und Krienser», sagte der Stadtluzerner Stierli.

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