Vom Kanton Luzern unterstützt

SRF stoppt Dokumentarfilm von Luzerner Regisseurin

Das Schweizer Fernsehen zeigt einen Dokumentarfilm von Ursula Brunner nicht. (Bild: zvg)

Eine Luzerner Regisseurin hat einen Dokumentarfilm über organisierte sexuelle Gewalt an Kindern gedreht. Das Projekt wurde von verschiedenen Stellen finanziell unterstützt. Doch bei der Abnahme entschied sich das SRF gegen eine Ausstrahlung.

Zuerst stiess der Film «Es geschieht mitten unter uns» der Luzerner Regisseurin Ursula Brunner auf viel Interesse. Insgesamt 125'000 Franken an Fördergelder erhielt sie für ihr Projekt, vom Bundesamt für Kultur, dem Schweizer Fernsehen und verschiedenen Zentralschweizer Kantonen. Doch als das Projekt zur Abnahme 2021 bereit war, entschied sich das SRF gegen eine Ausstrahlung, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. Gemäss dem Schweizer Fernsehen verletze der Film das Gebot der «Sachgerechtigkeit».

Im Zentrum des Films standen zwei Protagonistinnen, die in jungem Alter sexuelle Gewalt erlebt haben. Experten sollten diese Fälle dann kommentieren und einordnen. Doch gemäss dem SRF handelt es sich bei den gewählten Experten um Exponenten einer Verschwörungserzählung.

Umstrittene Theorie im Zentrum

Denn im Film werde das Konstrukt «Rituelle Gewalt/Mind Control» ins Zentrum gerückt, wie die Zeitung schreibt. Dieses besage, dass Täter ihr Opfer so stark manipulieren und kontrollieren können, dass sie damit in den Erinnerungen ihrer Opfer ihre Verbrechen vertuschen können. Etwa, indem sie ihren Opfern absichtlich eine psychische Störung zufügen. Doch diese Theorie konnte bislang nie wissenschaftliche nachgewiesen werden.

Einer von Brunners Experten im Film, der Berner Psychiater Jan Gysi, gelte als «Vordenker» rund um das Thema Gedankenkontrolle in der Psychiatrie, so das SRF. Wie der «Beobachter» schreibt, hat inzwischen die Berner Gesundheitsdirektion ein administratives Verfahren gegen den Psychiater eingeleitet, wegen seiner Nähe zu «Mind Control». Die Ärztegesellschaft des Kantons Bern hat ebenso ein Strafverfahren gegen Gysi veranlasst.

Auch kritisiert das SRF die im Film als Expertin auftretende Traumatherapeutin Regula Schwager. Sie fiel bereits in einem SRF-Beitrag im Dezember 2021 auf. Darin erklärte sie, Schweizer aus oberen Gesellschaftsschichten würden Geld bezahlen, um Kinder sexuell zu missbrauchen (zentralplus berichtete).

Fördergelder müssen nicht zurückgezahlt werden

Die Regisseurin Ursula Brunner verteidigt ihren Film. Dass das SRF ihre Experten als Exponenten einer Verschwörungserzählung bezeichne, entbehre jeder Grundlage. Auch verweist sie zu den Verfahren um Gysi auf die Unschuldsvermutung und kritisiert den SRF-Beitrag mit Regula Schwager als unfair. Inzwischen haben sich jedoch sowohl Gysi als auch Schwager von Brunners Film zurückgezogen. Der Film bleibt also unter Verschluss.

Die Förderbeiträge müssen indes nicht zurückbezahlt werden. Auch der Kanton Luzern hat 20'000 Franken beigesteuert. «Werden TV-Koproduktionen nach Fertigstellung durch die Produzenten vom Sender nicht ausgestrahlt, können Förderbeiträge in der Regel wegen geltenden Vereinbarungen/Absichtserklärungen nicht nachträglich zurückgefordert werden», erklärt Regula Huber, Mediensprecherin des Kulturdepartements, auf Anfrage. Weiter möchte der Kanton die «interne Angelegenheit bei SRF» nicht kommentieren.

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Verwendete Quellen
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