«Die Lage nach der Fasnacht wurde unterschätzt»

Corona-Fallzahlen: In Luzern gilt wieder Alarmstufe Rot

Derzeit häufen sich die positiven Corona-Tests. (Bild: Adobe Stock)

Die Fasnacht ist vorbei. Ihr folgt ein starker Anstieg der Corona-Zahlen. Auch die Testcenter erleben einen Ansturm. Die Gesundheitsdirektionen in Zug und Luzern nehmen die Situation gelassen.

Zehntausende Fasnächtler sind in den letzten Tagen durch die Gassen von Luzern gezogen (zentralplus berichtete). Doch die Ausgelassenheit hat ihren Preis: In den letzten Tagen stiegen die Corona-Fallzahlen rapide an. Besonders auffällig dabei: Mehr als die Hälfte aller gemachten PCR-Tests im Kanton Luzern sind positiv. Im Testcenter des Zuger Kantonsspitals sind es gar 85 Prozent (!) aller Tests. Am höchsten sind die Zahlen in den Luzerner «Fasnachts-Hochburgen» rund um die Stadt Luzern und Sursee – bisher war sonst vor allem der Wahlkreis Entlebuch ein Corona-Hotspot.

Hohe Dunkelziffer bei Fallzahlen

Deshalb überrascht eine Aussage des Leiters der Dienststelle Gesundheit und Sport, David Dürr, gegenüber dem «Regionaljournal Zentralschweiz». Er sieht den Anstieg der Fallzahlen nämlich nicht bei der Fasnacht, wie man intuitiv annehmen würde. «Wenn man die Entwicklung der Fallzahlen in der Schweiz anschaut, steigen die Zahlen in der ganzen Schweiz», begründet Dürr.

Auf Anfrage erklärt das Gesundheits- und Sozialdepartement (GSD), dass sie die Gründe eher in den Lockerungen der Corona-Massnahmen sehen. Wie viele Personen sich tatsächlich an der Fasnacht angesteckt haben, liesse sich nicht abschliessend überprüfen. «Rund 1'100 Personen haben bisher angegeben, dass sie sich vermutlich an der Fasnacht angesteckt haben.» Zum Vergleich: Seit Anfang der Fasnacht am SchmuDo kamen rund 14'300 neue Fälle hinzu.

Etwas anders schätzt der Zuger Kantonsarzt Rudolf Hauri die Situation ein. Gegenüber zentralplus sagt er, dass gemäss Contact Tracing die Rückkehr aus den Ferien, Skifahren, Schulen und eben auch die Fasnacht eine Rolle beim Anstieg spielten (zentralplus berichtete). Grundsätzlich schliesst er sich jedoch der Einschätzung des GSD an: Primär dürften die steigenden Ansteckungen mit den Lockerungen der Massnahmen vor rund zwei Wochen zusammenhängen.

Wie repräsentativ diese Zahlen letztlich sind, ist schwer zu sagen. In der Radiosendung vermutete David Dürr, dass viele Leute nicht mehr testen gehen. Das zeigt sich auch in den Zahlen des Bundesamts für Gesundheit. Die Anzahl Tests nimmt seit Ende Januar stetig ab – also bereits vor den kommunizierten Lockerungen des Bundes (zentralplus berichtete). Oder zumindest taten sie dies bis vor kurzem.

Starker Corona-Anstieg führt zu Run auf Tests

Wie der Geschäftsleiter von Coronatest24, Lars Mathys schreibt, sind die Testcenter jetzt wieder gefordert. Seine Mitarbeiter müssten sehr flexibel sein. «Vermutlich haben Politik, Labore etc. die Lage nach der Fasnacht etwas unterschätzt», mutmasst der Geschäftsleiter. Gleiches bestätigt auch Stefan Mathys, Kommunikationsbeauftragter von Synlab: «Tatsächlich beobachten wir wieder eine Zunahme der Testnachfragen in unseren Labors.»

Anscheinend hat jedoch nicht nur die Anzahl der Corona-Tests, sondern auch die Unsicherheit rund ums Testen zugenommen. Wie Stefan Mathys sagt, hätten auch die Fragen und Beratungen der zu testenden Personen zugenommen.

Überbelastung des Gesundheitswesens droht nicht

Schlagen sich die hohen Fallzahlen auch in den Spitaleinweisungen nieder? Diese Frage lässt sich nicht ganz so einfach beantworten. Denn im Kanton Zug ist die Zahl der Hospitalisierungen seit Anfang Jahr stabil, so Rudolf Hauri. «Eine deutliche Entlastung ist vor allem auf der Intensivstation festzustellen. Es bestätigt sich also weiterhin, dass es mit der Omikron-Variante zu einer Entkoppelung der Spitalzahlen von den Fallzahlen kommt.»

Im Kanton Luzern hingegen haben die Hospitalisationen über das letzte Wochenende stark zugenommen (von 46 Personen am Freitag, zu 70 Personen am Montag). Trotzdem spricht das GSD derzeit von einem «stabilen Niveau», auch für die Zahl der schwerwiegenden Fälle, die beatmet werden müssen.

Trotz der derzeit hohen Fallzahlen drohe keine Überbelastung des Gesundheitswesens, versichert Hauri. Auch wenn er für die nächsten Wochen mit einem weiteren Anstieg der Ansteckungen rechnet. Langfristig bereite ihm eher der nächste Winter wieder Sorgen. Dazu gäbe es jedoch noch zu viele Unsicherheiten, so zum Beispiel die Wirkung des Impfstoffs oder etwaige neue Varianten. «Wir werden das Virusgeschehen deshalb weiter eng verfolgen und insbesondere die Lage in der Gesundheitsversorgung.»

Verwendete Quellen
  • Sendung «Regionaljournal Zentralschweiz» von SRF
  • Schriftlicher Austausch mit Sonja Metzger, Marketingleiterin vom Zuger Kantonsspital
  • Corona-Dashboard des Bundesamts für Gesundheit (Daten: Stand 7. März)
  • Corona-Reporting von Lustat Statistik Luzern
  • Schriftlicher Austausch mit Rudolf Hauri, Zuger Kantonsarzt
  • Schriftlicher Austausch mit dem Luzerner Gesundheits- und Sozialdepartement
  • Corona-Statistik vom Kanton Zug
  • Schriftlicher Austausch mit Lars Mathys, Geschäftsführer Coronatest24
  • Schriftlicher Austausch mit Stefan Mathys, Kommunikationsbeauftragter von Synlab
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