Eine Glosse

Ende der Coronakrise: Das Mass ist voll!

Was kommt für Massvoll nach der Pandemie? Eine Sommerpause!

Die Corona-Schutzmassnahmen sind seit diesem Freitag aufgehoben. Damit entfällt die Raison d'être für die Luzerner Jugendbewegung Mass-voll. Eine Polemik anlässlich dieses historischen 1. April.

Die Masken sind gefallen: Der Bundesrat hat auf diesen Freitag die letzten Corona-Massnahmen aufgehoben (zentralplus berichtete). Für die Massnahmenkritiker kein Grund, nicht doch auf die Strasse zu gehen. Am selben Tag, als das Ende der Covid-Isolation und der Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr verkündet wurde, zogen Mitglieder der Mass-voll-Bewegung mit ihren violetten Fahnen durch Bundesbern. Schätzungsweise 250 Menschen nahmen am Mittwoch laut Medienberichten an der Kundgebung teil, die im Vorfeld als möglicherweise «grösste Bürgerrechtsdemo der letzten zwei Jahre» angepriesen wurde.

Das ist kein Aprilscherz.

Wenige Tage, nachdem in der Ukraine die ersten Marschflugkörper einschlugen, sorgte sich Nicolas A. Rimoldi um die Corona-Verhaltensregeln in Schweizer Atombunkern. Vom Bundesamt für Gesundheit wollte der Luzerner Gründer der Mass-voll-Bewegung Anfang März wissen, ob dort die Zertifikatspflicht gilt und man eine Schutzmaske tragen muss.

Auch das ist kein Scherz.

Mass-voll: Was kommt nach Corona?

Nein, dazu ist die Lage zu ernst. Denn es geht um Grundlegendes. Um nichts weniger als die Frage: Wofür soll man als aufrechte Bürgerin kämpfen, nachdem die Liberté zurückgekehrt ist? Wo sich engagieren, wenn die Wahl in politische Ämter in nachpandemischen Zeiten misslingt? Wie sich Gehör verschaffen, nachdem man so lange im medialen Scheinwerferlicht stand und jetzt sogar der schrillste Alarmismus im Twitter-Limbus verhallt? Und womit provozieren, wenn der russische Staatschef der Welt so drastisch vor Augen führt, was echte Provokation ist?

Der Stein des Anstosses ist davongerollt, Mass-voll braucht nach Corona eine neue Raison d'être. Als ehemaliges FDP-Mitglied hat Gründer Nicolas A. Rimoldi mit Sicherheit bereits eine Marktanalyse vollzogen. Und als Querdenker im klassischen Sinne hat er bestimmt auch unkonventionelle Wege im Kopf.

Wird’s ein Beratungsmandat mit Durchhalteparolen («Wir machen weiter!», «Wir weichen nicht!», «Wir tolerieren nicht»!) für serbelnde Parteien? Der Markt, immerhin, er wäre gross genug.

Wird’s eine Bewegung zur gesellschaftlichen Wiedervereinigung nach der Spaltung (Auf die Strasse für «free hugs»)? Der Überraschungseffekt jedenfalls wäre gross.

Wird’s ein Verein für sportliche statt politische Spaziergänge (montags für Einsteiger, dienstags für Fortgeschrittene, mittwochs für Sportskanonen)? Die Fitnessaffinität unter Jungen ist bekanntlich gross.

Neue T-Shirts braucht das Land

Oder rückt Mass-voll post Corona den Fokus auf seine kommerziellen Tätigkeiten? Im eigenen Webshop locken ja bereits Feuerzeuge (à 2 Franken), eine Sonnenbrille (15.–) und die neue «Freiheitstasche» (17.–). Nebst den Kassenschlagern Fahne und Hoodie. Und der violetten Gesichtsmaske (2.55), zu der keine Verkaufszahlen vorliegen.

Ja, das wär doch die Lösung! Denn was uns alle schon lange umtreibt, ist die Frage: Wann endlich kommt das T-Shirt mit dem Aufdruck «Adieu und bis im Herbst – wir verabschieden uns in die Sommerferien»? Oder noch besser: «Heute ist ein schöner Tag: Mass-voll löst sich auf.»

Der aufwühlende Ukraine-Krieg relativiert so einiges. Die strapaziöse Corona-Krise war genug aufreibend. Wir brauchen jetzt alle mal eine Verschnaufpause: Das Mass ist voll.

Auch das kein Aprilscherz.

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