Sicherheit in Ufernähe

Luzerner SP-Kantonsrat kämpft gegen Rowdy-Böötler

Pedalos, Boote, Schiffe – der Vierwaldstättersee wird vielfach genutzt. SP-Kantonsrat Peter Fässler will den See mit einem Postulat sicherer machen. (Bild: Emanuel Ammon/AURA/zvg)

Im Sommer tummeln sich am und auf dem Vierwaldstättersee viele Luzerner. SP-Kantonsrat Peter Fässler will für mehr Verkehrssicherheit die Tempo-10-Zone für Boote vergrössern. Bei der Regierung blitzt er mit seinem Anliegen ab.

Im Sommer strebt alles an und um den See: Badenixen, Sünneler, Böötlerinnen, Segler, Stand-up-Paddlerinnen, Pedalo-Liebhaber, Ruderinnen und einige mehr. Sie alle bringen verschiedene Bedürfnisse an den Erholungsraum Vierwaldstättersee mit – weshalb es unweigerlich zu Konflikten kommt (zentralplus berichtete). Diesem Problem widmete der Luzerner SP-Kantonsrat Peter Fässler ein Postulat.

«Ich bin viel auf und am See», sagt er auf Anfrage. Er habe beobachtet, wie der Verkehr auf dem See an schönen Sommertagen stark zugenommen habe. Die meisten davon würden zwar «anständig» fahren, wie er betont – aber eben nicht alle. «Gewisse Motorbootfahrer drücken, sobald die 10er-Geschwindigkeitsbeschränkung aufgehoben ist, aufs Gas. Das verursacht Krach und viele Wellen.»

Gleiches gelte umgekehrt, wenn die Boote zurück in die Uferzone des Luzerner Seebeckens fahren. «Im letzten Moment wird die Geschwindigkeit noch gedrosselt.» Solches Verhalten empfinde er als «sehr gefährlich und laut», weshalb er das Postulat eingereicht habe.

Uferzone soll deutlich grösser werden

Mit diesem verlangt er, dass die sogenannte erweiterte Uferzone im Luzerner Seebecken vergrössert wird. In dieser gilt eine Höchstgeschwindigkeit von 10 Stundenkilometer und ein Mindestabstand von 25 Meter zu Wasserpflanzen. Ausgenommen sind Kursschiffe, der Zoll, Schiffe der Polizei und Rettungskräfte. Heute umfasst diese erweiterte Uferzone das Becken westlich einer imaginären Linie zwischen der Schiffstation Seeburg und der Station Wagner-Museum. Fässler will, dass diese imaginäre Linie beim Haslihorn und der Station Meggerhorn angesetzt wird (siehe Karte, in Rot bzw. Orange die derzeit geltenden Regeln, in Grün der Vorschlag Fässlers).

«Der Raum, wo Leute Erholung auf und am See suchen, wird grösser», so Fässler. Heute nutzen nicht nur Bädeler und Sünneler den See, sondern auch SUP-Paddler, Seglerinnen, Ruderer und Böötlerinnen. Dies biete Gefahrenpotenzial, etwa wenn Badende mit Wellen kämpfen müssen oder was Zusammenstösse betreffe. Mit der Ausweitung der Uferzone erhofft sich Fässler darum ein besseres Miteinander auf dem See, mehr Sicherheit und weniger Lärm. Vorstellen könnte er sich auch eine temporäre Ausweitung, beispielsweise für den Sommer oder Wochenenden.

Regierung und Seepolizei sehen kein Problem

Die Luzerner Regierung hat für Fässlers Vorschlag jedoch wenig Gehör, wie aus ihrer am Dienstag veröffentlichten Antwort hervorgeht. Kantone dürfen die Schifffahrt nur beschränken, wenn es das öffentliche Interesse oder der Schutz wichtiger Rechtsgüter erfordere. Der Kanton tue dies mit seiner Verordnung zur «erweiterten Uferzone». «Diese Regelung wurde für das Luzerner Seebecken nördlich der Linie Richard-Wagner-Museum bis Seeburg bis zum Ausfluss der Reuss getroffen, weil dort an sonnigen und warmen Tagen ein grosses Verkehrsaufkommen zu verzeichnen ist und zahlreiche Schiffe manövrieren.» Damit trage sie dem Sicherheitsbedürfnis von Fässler bereits Rechnung, findet die Regierung.

«Zu sagen, das bisherige Reglement reicht, ist natürlich die einfachste Antwort.»

Peter Fässler, SP-Kantonsrat

Sowohl die Schifffahrtsbehörde als auch die Wasserpolizei erachteten eine weitere Ausdehnung der Zone als unnötig. «Mit den Uferzonen von beidseits 300 Metern Breite besteht genügend Raum für die Nutzung des Sees für Freizeit- und Sporttätigkeiten aller Art», hält die Regierung fest. Auf dem See gelte Sorgfaltspflicht, wobei alle Verkehrsteilnehmer Rücksicht aufeinander nehmen müssten. Zudem kontrolliere die Wasserpolizei schwergewichtig die Uferzone.

Auch die temporäre Ausweitung der Zone stösst bei der Regierung auf wenig Gegenliebe. Temporäre Signale würden nur verwirren und wären aufwändig zu bewirtschaften. Punkto Lärm schreibt der Regierungsrat, dass die Schweiz europaweit die strengsten Schallschutznormen für Schiffsmotoren habe. Und für die Wellen seien vor allem Wind und Wetter verantwortlich, weniger die Boote. Alles in allem möchte die Regierung deshalb am Status quo festhalten und beantragt die Ablehnung des Postulats.

Mit Tempo 10 zu weniger Lärm

Fässler hat wenig Verständnis für die Antwort der Regierung. «Zu sagen, das bisherige Reglement reicht, ist natürlich die einfachste Antwort. Ich mache andere Erfahrungen.» Gerade auch punkto Lärm: Es möge zwar sein, dass die Schweiz die strengsten Schallschutznormen Europas habe. «Aber wenn die Raser aufdrehen, ist es immer noch sehr laut.» Gerade auf dem See trage der Schall und breite sich aus.

Nach Fässlers Meinung täte es deshalb Mensch und Natur gut, die Geschwindigkeit auf dem See in einem grösseren Bereich zu reduzieren. «Das ist wie mit Tempo 30 in der Innenstadt. Dort sorgt eine geringere Geschwindigkeit auch für ruhigeren Verkehr.» Er halte darum an seinem Anliegen fest – auch wenn er sich ob der bürgerlichen Mehrheit im Parlament nicht allzu grosse Chancen ausmale. Zumindest mache er mit seinem Vorstoss auf das Problem aufmerksam, was öffentliche Diskussionen anregen könnte.

Verwendete Quellen
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