Buchhandlung an der St.-Oswalds-Gasse schliesst

Nach über 30 Jahren hört diese Zuger Buchhändlerin auf

Susanne Giger ist seit 33 Jahren selbständige Buchhändlerin. Ende 2023 hört sie auf. (Bild: wia)

Die Zuger Altstadt verliert ihre einzige Buchhandlung. Die Zuger «Buchhändlerin des Vertrauens», Susanne Giger, gibt ihr Geschäft per Ende Dezember auf. Dies nach über drei Jahrzehnten der Selbständigkeit.

Es ist ruhig an der Sankt-Oswalds-Gasse in Zug. Das schöne Strässchen dient den meisten Zugerinnen als Mittel zum Zweck, um mit dem Velo von A nach B zu gelangen. Selbst an sonnigen Nachmittagen flanieren wenige Menschen durch die pittoreske Gasse, denn Einkaufsgeschäfte gibt es hier kaum. Eine Ausnahme befindet sich gleich gegenüber der St.-Oswalds-Kirche. Hier liegt die kleine Buchhandlung von Susanne Giger. Jedenfalls tut sie das noch.

«Ich höre per Ende Dezember auf», erzählt Susanne Giger, die Besitzerin des Ladens auf Anfrage. Seit 42 Jahren ist die Zugerin in ihrem Beruf tätig, einen Grossteil davon als Selbständige. 1990 übernahm sie die Buchhandlung Schmidgasse, bevor sie 2017 an die St.-Oswalds-Gasse zog.

Die Buch-Euphorie aus der Coronazeit ist abgeflaut

«Es ging uns kleinen Buchläden während Corona ähnlich wie den Hofläden. Plötzlich lief es sehr gut. Die Leute fühlten sich offenbar wohler in überschaubaren Geschäften und wollten das lokale Gewerbe unterstützen. Das änderte sich dann aber bald wieder», sagt die 62-Jährige.

Mit den gefallenen Massnahmen sowie der neu aufgeflammten Lebens- und Reiselust orientierte sich auch die Kundschaft wieder um. «Es scheint, als sei heute wieder vermehrt der Standort eines Ladens dafür ausschlaggebend, ob die Geschäfte laufen oder nicht», mutmasst Susanne Giger.

Zu Fuss sind es vom Bahnhof hierher rund 15 Minuten. Grössere Buchhandlungen wie der Bücher Balmer beim Bundesplatz oder die Orell-Füssli-Filiale beim Metalli liegen deutlich zentraler und profitieren von der Laufkundschaft. In der Buchhandlung an der St.-Oswalds-Gasse landet man hingegen kaum per Zufall. Hierhin muss man wollen.

Ein harter Winter besiegelte ihre Entscheidung

«Klar, ich habe viele Stammkunden, die traurig sind, dass ich aufhöre. Dennoch verstehen es die meisten», sagt Susanne Giger. «Ich habe meine Entscheidung nach dem letzten Winter gefällt, der besonders schwierig war.»

«Der Verdienst ist so tief, dass es, gerade in Zug, fast unmöglich ist, damit allein zu leben.»

Susanne Giger, selbständige Buchhändlerin

Der etwas abgelegene Standort dürfte nur einer der Gründe für die Schwierigkeiten der Kleinbuchhandlung sein. Unabhängige Buchhandlungen hatten es in den letzten Jahrzehnten nie leicht. Selbst unscheinbar wirkende Faktoren können unliebsame Veränderungen mit sich bringen.

«Ich habe beispielsweise letzthin entdeckt, dass Bibliothekskundinnen ihre Bücher beim Metalli in einer Rückgabebox retournieren können. Das hat automatisch auch auf mein Geschäft Auswirkungen.» Denn: Die Bibliothek Zug liegt am Ende der St.-Oswalds-Gasse. Mit der Buchrückgabe im Stadtzentrum verringert sich automatisch der Durchgangsverkehr.

Die Buchhandlung Susanne Giger ist nicht gross, aber charmant. (Bild: wia)

Auch versteht sie den Trend gut, weniger «Dinge» und somit auch Bücher anzuhäufen. «Es ist schön und sinnvoll, wenn bereits gelesene Bücher an Freunde weitergegeben werden. Und die Bibliothek leistet einen tollen Service!», sagt die Zugerin.

Dass sie ihr Geschäft schliessen muss, stimmt Giger zwar traurig. «Doch freue ich mich auch darauf, die Hände frei zu haben. Ich hatte nicht sonderlich viel Ferien in den letzten Jahren. Ausserdem wird auch mein Mann nächstes Jahr pensioniert. Daher trifft sich das gut.»

Eine Nachfolge ist nicht geplant

Giger macht sich keine grossen Hoffnungen, den Laden im kommenden Winter an einen Nachfolger weitergeben zu können. «Ich weiss, was es bedeutet, ein solches Geschäft zu führen. Es ist sehr viel Arbeit, die Präsenzzeiten sind hoch. Gleichzeitig ist der Verdienst so tief, dass es, gerade in Zug, fast unmöglich ist, damit allein zu leben.» Und weiter: «Man muss das Risiko und die Verantwortung wollen.» Aber, so betont sie: «Der Kontakt zur Stammkundschaft und deren Treue waren für mich stets eine grosse Entschädigung.»

Bewusst schliesst Giger ihre Buchhandlung erst nach dem kommenden Weihnachtsverkauf. «Ich möchte den Laden bewusst nicht in einer schwierigen Phase schliessen, sondern mit einem guten Gefühl aufhören.»

Verwendete Quellen
  • Persönliches Gespräch mit Susanne Giger
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