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Kinder und ihre Spielzeugwaffen

Lego-Pistolen und eine Nuklearwaffe, die aus dem Boden kam

Bei den Kindern beliebt: Spielzeugwaffen.

(Bild: Emanuel Ammon/AURA)

«Bämm-bämm-bämm» – Bloggerin und Mutter von drei Jungs berichtet über den täglichen Krieg gegen die Spielzeugwaffen.

«Bämm-bämm-bämm», «disch-disch-disch», «peng-peng-peng» – diese vielseitige Geräuschkulisse aus imitierten Schussgeräuschen ist momentan mein täglicher Wahnsinn. Denn meine drei Jungs schlagen sich derzeit nicht mehr gegenseitig die Köpfe ein (lesen Sie dazu «Ring frei für den Kampf des Lebens»), nein, viel besser, sie schiessen einander nieder.

Damit sie dafür auch richtig gut ausgerüstet sind, haben sie das ganze Zimmer voller Waffen. Bevor ihr mich hier steinigt, shitstormt oder irgendwo anzeigt – natürlich haben wir keine echten Waffen im Haus. Nicht mal Spielzeugwaffen. Nein, meine Jungs bauen sich ihre Utensilien einfach selbst. Aus Lego-Steinen werden Pistolen und Maschinengewehre. Und ein Zollstock in Verbindung mit chinesischen Essstäbchen wird zu Pfeil und Bogen.

Attentat vom Guerilla-Kämpfer mit dem türkisen Eulen-Nuggi

Meine Reaktion darauf? Verhalten. Einerseits bin ich wie immer froh, wenn meine Kinder ihr Ding durchziehen, sodass ich mein Ding, sprich Waschen, Aufräumen, Kochen und wieder Aufräumen, durchziehen kann. Andererseits: Waffen? Erschiessen spielen? Während so viele Menschen tagtäglich durch Schusswaffen sterben? Nein, das geht gar nicht, denke ich, während ich eine Riesenportion Fleischkäse fürs Zmittag kleinschneide. Genau in diesem Moment stürmt ein knapp 90 cm grosser Zweijähriger mit Schnuddernase und helltürkisem Eulen-Nuggi um die Ecke und zielt mit drei aufeinandergesteckten Legos auf mich: «Peng-peng, Mami tot.»

Das war der berühmte Schuss, der das Waffenlager zum Explodieren bringt. Ich stürme los und stelle die drei Guerilla-Kämpfer in der Plüschtierli-Ecke. Ob sie denn überhaupt wüssten, was sie da tun? Waffen sind sehr gefährlich. Durch Waffen sterben Menschen. Und wenn sie mit der Waffe auf mich zielen würden, würde ich sterben! Möchten sie denn, dass ich sterbe?

Alles halb so wild?

Mein fast Sechsjähriger blickt mich aus grossen dunkelbraunen Augen an und sagt ganz langsam, als wäre ich leicht debil: «Aber Mama, das sind doch nur Lego, keine echten Waffen. Lego-Steine können ja nicht wirklich schiessen. Weisch?»

Nachdenklich gehe ich zurück in die Küche und hacke ein paar Rüebli in ihre Atome auseinander, damit ich sie unbemerkt irgendwo reinmischen kann. Habe ich überreagiert? Ist das Ganze wirklich nur ein harmloses Spiel? Ist es in einer wahnsinnigen Zeit, in der selbst durchschnittliche Playmobil-Figuren bis an die fehlenden Zähne bewaffnet sind und animierte Lego-Männchen mit Säbeln, Laserpistolen und so Kugeln-an-Ketten-Dingern aufeinander losgehen, ganz normal, dass Jungs Spass am Schiessen, Ballern und Tot-Machen haben?

Rüebli für den Weltfrieden

Während ich so weiterdenke, wagt sich der Älteste mit einer Waffe um die Ecke. Wahrscheinlich dient er als Vorhut. Zur Aufklärung des feindlichen Gebiets. Als dieser das Rüebli auf dem Schneidebrett sieht, erblasst er und sagt: «Nein Mami, bitte, bitte keine Rüebli. Wir hören dafür jetzt auch mit dem Schiessen auf.»

Einverstanden. Ich lege die brandgefährliche Nuklearwaffe weg. Mal schauen, wie lange der Waffenstillstand anhält …

Liebe Leserinnen und Leser, was habt ihr für Erfahrungen gemacht mit Krieg-spielenden Jungs? Wie verhaltet ihr euch in der Situation?

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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