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Eine fünfköpfige Familie unterwegs in der Schweiz

Ferien im Tessin – und das trotz 14 Kilometern Stau

Ein Bad bei Brione sowie unter dem Wasserfall waren die Höhepunkte des Ausflugs ins Verzasca-Tal. (Bild: tdu)

Als wir einen Gutschein im Wert von 1’000 Franken geschenkt bekamen, war die Vorfreude gross. Die Kinder träumten bereits von einer Villa mit riesigem Pool. Doch schon bald wurde klar, dass Ferien in der Schweiz für eine Familie mit fünf Personen wohl etwas mehr kosten würden.

Der bestellte Reisekatalog war schnell da. Die Suche nach einem geeigneten Ferienziel konnte beginnen. Da wir weder berg- noch wanderbegeistert sind, war schnell klar: Wir wollen ins Tessin. Vor fünf Jahren verbrachten wir bereits eine wunderbare Woche in Brissago. Ebenfalls in einer Anlage mit Reka-Ferienwohnungen. Doch alles, was für uns infrage kam, war ausgebucht oder einfach viel zu teuer. Auch telefonische Anfragen brachten uns nicht wirklich weiter. So entschieden wir uns, praktisch last minute einen verkürzten Aufenthalt von vier Nächten in einer Anlage in Magadino nahe Locarno zu buchen.

Vorbereitung ist das halbe Leben

Um Anfahrt und Aufenthalt im Tessin so angenehm wie möglich zu gestalten, bereiten wir uns optimal vor. Rechtzeitig werden Koffer und Taschen gepackt und für den Verlad am Vorabend bereitgestellt. Das Auto vollgetankt, Reifen und Öl kontrolliert. Vorgängig informiere ich mich im Internet über Sehenswürdigkeiten und allfällig mögliche Aktivitäten.

Als Anreisetag entscheiden wir uns für den Samstag. Wahrscheinlich spielt das in der Hauptferienzeit betreffend Stau auch gar keine Rolle. Um 6.00 Uhr starten wir in Eschenbach via Nidwalden Richtung Urnerland. Die Stimmung ist gut, stets aufmerksam die Staumeldungen am Radio verfolgend. Als wir noch zirka 30 Kilometer vom Gotthard-Strassentunnel entfernt sind, wird eine Blechschlange mit einer Länge von 14 Kilometern gemeldet. Fünf Minuten später hat es auch uns, leider, erwischt. Stop-and-go lautet das neue Motto. Wir verlieren über eineinhalb Stunden. Trotzdem fahren wir bei Göschenen ab und «gönnen» uns eine Passfahrt über den San Gottardo.

Ankunft in der Tessiner Sonnenstube

Da wir immer noch genügend Zeitreserve bis zum Check-in bei der Ferienanlage haben, entscheiden wir uns für einen spontanen Zwischenstopp in Bellinzona. Der Tessiner Hauptort hat einiges zu bieten. Wir entscheiden uns, das Castelgrande zu besichtigen. Eine Höhenburg und eine von drei Burgen von Bellinzona, die zum Welterbe der Unesco gehören. Die Kinder geniessen den Aufenthalt und sind vor allem von der Weitläufigkeit der Anlage begeistert.

Kurz vor 15 Uhr erreichen wir unseren Zielort, die Reka-Ferienanlage in Magadino. Sie ist herrlich gelegen, etwas oberhalb des Ortes, mit traumhaftem Ausblick und Seesicht. Die Kinder haben in Windeseile ihr Zimmer bezogen. Auch sonst wird für sie einiges geboten. Vor allem der Billardtisch im Spielzimmer hat es Tochter Moana angetan. Söhnchen Nalu ist von der langen Rutsche im Aussenbereich total begeistert. Wir sind ebenfalls zufrieden. Die Wohnung entspricht unseren Vorstellungen. Den angenehm warmen Abend lassen wir am See bei Livemusik und einem Bierchen ausklingen. Wir freuen uns auf schöne Tage im Tessin.

Markt in Cannobio, Italien

Den Markt in Cannobio haben wir bereits bei unseren vergangenen Tessin-Ferien besucht. Auch dieses Mal haben wir ihn auf unserer To-do-Liste fest eingeplant. Wir reisen mit dem Schiff ab Locarno– Ascona–Brissago an. Erstaunt sind wir vor allem über den riesigen Andrang beim Zwischenhalt in Ascona. Wir ergattern uns einen sonnigen Platz im Unterdeck und geniessen die rund 20 Kilometer lange, einstündige Überfahrt in vollen Zügen.

In Italien angekommen, stürzen wir uns sogleich ins Getümmel. Es gibt viel zu sehen, und die Zeit ist eher knapp, da der Markt nur von 8.00 Uhr bis 13.00 Uhr stattfindet. Unsere Kinder üben sich in Geduld. Wohl wissend, dass sie alle ein schönes Andenken mit nach Hause nehmen werden.

Da unsere Rückfahrt mit dem Schiff erst um 18.30 Uhr angesetzt ist, bleibt genügend Zeit, sich im schönen Lido badend zu vergnügen und die Seele baumeln zu lassen.

Valle Verzasca

Das bekannteste Tal im Tessin, neben dem Valle Maggia, ist wohl das Valle Verzasca. Den ersten Zwischenhalt machen wir beim Staudamm, der eigentlichen Eingangspforte des Tales. Mit 220 Meter Höhe gehört die Staumauer, die 1965 fertiggestellt wurde, zu den höchsten der Welt. Weltruhm erlangte sie durch die Schlüsselszene des James-Bond-Klassikers «Goldeneye», die hier gedreht wurde. Dem 007-Bungee-Jump. Wir verzichten dankend und fahren weiter Richtung Lavertezzo. Vorbei an der berühmten Bogenbrücke Ponte dei Salti aus dem 17. Jahrhundert. Wer dort einen Zwischenhalt einplanen will, sollte zwingend mit dem ÖV anreisen. Parkieren ist während des Tages praktisch unmöglich. Wir nehmen es zur Kenntnis.

Unter den zehn Grad kalten Wasserfall

In Brione legen wir einen Badestopp ein, bis wir kurze Zeit später unser eigentliches Ziel, Sonogno, erreichen. Es ist das letzte Dorf des Tales, mehrheitlich verkehrsfrei, und begeistert uns mit den unzähligen Steinhäusern, gedeckt mit Dächern aus massiven Schiefersteinen.

Zum Abschluss gab es einen Besuch in der Wallfahrtskirche Madonna del sasso oberhalb von Locarno.
Zum Abschluss des Tessin-Ausflugs gab es einen Besuch in der Wallfahrtskirche Madonna del Sasso oberhalb von Locarno. (Bild: tdu)

Als wäre das den Besuch nicht schon alleine wert, bietet Sonogno noch eine ganz besondere, etwas versteckte Perle: den Cascata La Froda. Nach einem halbstündigen Fussmarsch, der die letzten 100 Meter alles andere als kinderwagentauglich ist, erreichen wir leicht euphorisiert das Becken des hinunterstürzenden Wasserfalls. Ein Bad darin ist schon fast ein Muss. Natürlich nur für kälteresistente Zeitgenossen bei gefühlten zehn Grad Wassertemperatur.

Ascona und Locarno

Zum Abschluss unseres Aufenthaltes im Tessin besuchen wir Ascona und Locarno.

Wir machen eine Fahrt mit dem Trenino Turistico, die in beiden Orten angeboten wird. Zumindest diejenige von Ascona ist nicht wirklich empfehlenswert, da man nicht viel Interessantes sieht. Aussergewöhnlich ist hingegen die tolle Minigolfanlage in Ascona, nur unweit des Sees sehr idyllisch gelegen. Auch Söhnchen Nalu bekommt einen Schläger inklusive Ball, was die Sache nicht wirklich einfacher macht. Er möchte alle Hindernisse kletternd überwinden und sowieso alle Bälle einsammeln. Wir schaffen es trotzdem, alle 18 Löcher einigermassen regelkonform zu absolvieren, und küren mich zum verdienten Sieger. Später fahren wir zum Monte Verità, der sich auf den Hügeln über Ascona und dem Lago Maggiore erhebt.

Zurück in Locarno besuchen wir die Wallfahrtskirche Madonna del Sasso. Sie liegt oberhalb in einer Höhe von 370 Metern in der Gemeinde Orselina. Ein paar tolle Fotos werden uns später daran erinnern.

Aus dem abschliessenden Badestopp in Tenero wird dann leider nichts mehr. Das Wetter hat für einmal umgeschlagen, und so machen wir uns, nach intensiven, schönen Ferientagen in dem nach dem Fluss Ticino benannten Kanton, auf den Heimweg Richtung Deutschschweiz. «Noi torneremo!»

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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1 Kommentar
  • Profilfoto von MARIO P. HERMANN
    MARIO P. HERMANN, 13.08.2023, 18:55 Uhr

    Cooler, interessanter Bericht über die Familie, wo in der Sonnenstube Ticino ihre Ferien verbracht. Man muss schliesslich nicht immer ins Ausland verreisen, um eine schöne Zeit zu verbringen. Die Schweiz hat viele schöne Fleckchen, welche unzählige Leute noch gar nicht kennengelernt haben…
    Mag mich noch gut an meine Jugend erinnern, als wir mit dem Töffli ab Luzern über den Gotthardpass Richtung Brissago auf den Zeltplatz fuhren…
    Ascona kenne ich selbstverständlich auch, und den Markt in Cannobio besuchte ich auch bereits zweimal.
    Die Sonnenstube ist immer eine Reise wert, obwohl es an gewissen Orten im Tessin sehr hohe Preise hat…

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