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Ein Tag im Geissegade der Familie Schärer in Schongau

100 Ziegen mit 180 Gitzi machen viel Arbeit

Margrit und Jürg inmitten ihrer Ziegen. (Bild: Hans Rüssli)

Im luzernischen Schongau halten Margrit und Jürg Schärer fast 100 Milchziegen. Neben den täglichen Arbeiten wie Melken und Füttern gibt im Moment die Gitzisaison besonders viel zu tun.

Es ist 5 Uhr morgens und ein arbeitsreicher Samstag beginnt im Stall. Zuerst laufe ich, Margrit, durch den Stall und schaue, ob bei den Ziegen und Gitzi alles in Ordnung ist. Im Februar und März gitzeln unsere Ziegen und wir haben neben den 94 Ziegen noch 180 Gitzi. Wir halten vier verschiedene Ziegenrassen: Saanenziegen, Walliser Schwarzhalsziegen, Nubier und Gämsfarbige Gebirgsziegen.

Mehr Leistung, mehr Kraftfutter

Ich füttere die Ziegen mit Rübenschnitzeln. Diese sind ein Nebenprodukt aus der Zuckerproduktion. Während die Ziegen fressen, bereite ich den Melkstand vor, um die Ziegen zu melken. Die Ziegen erhalten im Melkstand das Kraftfutter, abgestimmt auf ihre Milchleistung. Farbige Punkte auf dem Rücken zeigen mir an, welche Ziege welche Leistung hat.

Ziegen sind Feinschmeckerinnen

In dieser Zeit füttert und melkt mein Mann Jürg die Kühe. Wir haben zwei Kühe und drei Rinder. Die Kühe sind unsere «Restfresserinnen»: da die Ziegen sehr wählerisch sind und nur die schmackhaftesten Halme aus dem Futter heraussuchen, gibt es rund zwanzig Prozent Restfutter. Für die Kühe ist das Futter jedoch noch gut genug.

Mit der frischen Kuhmilch tränkt Jürg die Kälber und unsere Gitzi-Nachzügler. Sie sind erst im April zur Welt gekommen und trinken noch nicht am Milchautomat. Die Gitzi vom Februar und März bekommen dort nämlich eine Mischung aus Kuhmilch und Milchpulver. Die Nachzügler gewöhnen wir erst separat und langsam an diese Mischung. Unsere Gitzi bleiben zehn Tage bei der Mutter. Danach kommen sie an den Milchautomaten. Da wir die Ziegenmilch im Frühling gut verkaufen können, erhalten unsere Gitzi Kuhmilch. Diese vertragen sie problemlos.

Der April macht, was er will

In der Nacht hat es kräftig geschneit. Deshalb geht Jürg kurz nach Hausen am Albis zu unseren vier Ziegenböcken. Sie sind auf einer Weide mit einer kleinen Hütte untergebracht. Jürg kontrolliert, ob der Zaun nicht vom Schnee heruntergedrückt wurde.

Ich melke die Ziegen zu Ende und bin vorerst im Stall fertig. Die Ziegen haben nun den ganzen Tag lang Zeit, um zu fressen, Milch zu produzieren und sich an der Kratzbürste zu vergnügen. Die Kratzbürste wird in jeglicher Art benutzt: vom «Zähneputzen» bis zum Kinderspielzeug …

Um 7 Uhr gibt es Frühstück. Jürg ist wieder zurück, mit dem Zaun ist alles in Ordnung.

Gitzistall misten

Um 8.30 Uhr gehen wir wieder in den Stall. Jeden Samstag in der Gitzisaison misten wir den Stall. Damit halten wir das Liegebett frisch und den Ammoniakgeruch gering. Ausserhalb der Gitzisaison misten wir alle zwei Monate den kompletten Freilaufstall.

Wir sperren alle Gitzi in den Aussenbereich und beginnen zu misten. Zuerst muss der Mist raus, dann waschen wir den Stall heraus und bereiten wieder alles vor. Zuunterst kommen Strohpellets, die extrem saugfähig sind und das Liegebett trocken halten. Darauf streuen wir ein kalkhaltiges Bodenverbesserungsmittel zur Geruchsbindung und zuletzt eine Schicht Stroh. Jetzt ist wieder alles frisch und die Gitzi dürfen rein. Freudig springen sie auf und ab. Im gleichen Ablauf misten wir den Aussenbereich. In der Zwischenzeit ist es 12 Uhr und Zeit fürs Mittagessen.

Gitzi wägen

Gegen 14.30 Uhr wägen wir die Gitzi, die in der folgenden Woche in die Metzgerei gehen. Ein grosser Teil wird als Ostergitzi vermarktet, einige können wir als Aufzuchtziegen verkaufen und einen Teil nehmen wir für unsere Zucht nach.

Am Nachmittag werden die Gitzi gewogen.
Am Nachmittag werden die Gitzi gewogen. (Bild: zvg)

Wieder ist Melkzeit

Um 16.30 Uhr ist es wieder Zeit zu melken. Die Ziegen warten schon sehnlichst auf die Zuckerrübenschnitzel. Die fressen sie sehr gerne. Danach melke ich alle Ziegen – am Ende des Tages habe ich 400 Kilogramm Milch im Tank. Ein Teil der Milch wird von fünf Käsereien frisch verkäst. Die übrige Milch wird tiefgekühlt, damit wir auch im Winter unsere Käsereien beliefern können.

Wir haben drei begehbare Tiefkühlzellen, darin finden 30‘000 Kilogramm Milch Platz. Jürg melkt währenddessen die Kühe, tränkt die Kälber und füttert alle Tiere. Um 18.30 Uhr haben wir Feierabend. Ein arbeitsreicher Tag geht zu Ende. Nach dem Abendessen gehen wir noch zweimal füttern, dann ist endgültig Feierabend.

Zum Betrieb
Jürg und Margrit Schärer, Mettmenstrasse 18, 6288 Schongau
www.geissegade.ch
Betriebsgrösse: 12 ha
Betriebsform: konventionell
Betriebszweige: Ziegenmilchproduktion
Kulturen: Naturwiese, Kunstwiese, Mais
Tiere: 92 Ziegen, 4 Ziegenböcke, 2 Kühe, 5 Rinder, 5 Kälber, 2 Katzen

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Neben dem Handel mit Rohstoffen oder Tourismus sind Luzern und Zug auch für landwirtschaftliche Produkte bekannt. Doch wie geht es den Bauern hier, welche Sorgen und Hoffnungen haben sie? Monatlich erzählt hier ein anderer Bauer aus seinem Alltag.
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