Wegen Corona und Arbeitsbedingungen

Weniger Jugendliche starten in den Pflegeberuf

Der Fachkräftemangel in der Pflege ist nach wie vor akut. Die Zahl der neuen Lernenden in der Zentralschweiz ist leicht rückläufig. (Bild: Adobe Stock)

In der Zentralschweiz fehlt es an Pflegepersonal. Nun liegt auch die Zahl der Neueintritte in den Pflegeberuf unter dem Vorjahr. Was hat es damit auf sich? zentralplus hat nachgefragt.

Der Mangel an Fachkräften in der Pflege ist akut. Die Überalterung der Gesellschaft und die Covid-Pandemie haben das Problem zusätzlich akzentuiert (zentralplus berichtete). Mit dem Ja zur Pflegeinitiative im letzten November hat auch die breite Bevölkerung den Notstand erkannt.

Die Herausforderung, ausgebildete Fachkräfte zu finden, ist aber immer noch gross. Das zeigen auch die neusten Zahlen des Bildungszentrums Xund. 732 Lernende haben im letzten Jahr eine Lehre als Fachfrau Gesundheit (FaGe) oder Assistent Gesundheit und Soziales (AGS) angefangen. Diese Zahl sank 2022 auf 716. Rückläufig ist vor allem die Zahl der Assistenten: 102 Lernende starteten 2021 eine Lehre, heuer waren es deren 84.

«Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig die Branche ist. Aber auch, wie schwierig die Arbeitsbedingungen sein können», sagt Jörg Meyer, Direktor des Bildungszentrums Xund. Die Pandemie habe dazu geführt, dass die Jugendlichen weniger Schnupperlehren absolvieren konnten. «Dadurch haben sie kaum Einblick in die Betriebe erhalten, was wiederum die Entscheidung für den Pflegeberuf erschwerte», erklärt Meyer die rückläufigen Zahlen.

Schliesslich handle es sich beim Fachkräftemangel aber um ein branchenübergreifendes Phänomen. «Nicht nur die Pflegeberufe, auch andere Branchen wie die Gastronomie sind davon betroffen», so Meyer.

Xund sieht auch die Betriebe in der Verantwortung

Dass weniger Jugendliche den Weg in die Pflege wählen, zeige klar, dass Anstrengungen auf allen Ebenen nötig seien, um dem drohenden Personalengpass zu begegnen. Von einer generellen Trendwende will Meyer mit Blick auf die neusten Zahlen aber nicht sprechen. «FaGe ist bei den Jungen immer noch der zweitbeliebteste Beruf», so Meyer weiter.

Meyer geht davon aus, dass bis 2029 40 Prozent mehr Pflegende benötigt werden. Um den Berufseinstieg zu fördern, hat Xund das Programm Flow3X lanciert, das an verschiedenen Punkten ansetzt. Ein wichtiges Handlungsfeld unter anderen ist die Ausbildung.

«Man kann noch so viele Leute ausbilden: Wenn sie nach zwei bis drei Jahren die Branche wieder verlassen, dann bringt das wenig.»

Jörg Meyer, Direktor Xund

Bereits in diesem Frühling hat Xund einen runden Tisch mit Vertreterinnen der Berufsfachschulen organisiert. Konkrete Vorschläge erwartet Jörg Meyer Ende Jahr. Die ersten Zwischenergebnisse seien jedoch «sehr erfreulich». Zudem sei auch das Berufsmarketing wichtig. Ziel dieses Marketings ist es, den Leuten Berufe aus den Gesundheitsbranchen näherzubringen. Dazu zählt etwa der Tag der Gesundheitsberufe, der neu ins Leben gerufen werden soll.

Meyer ist sich jedoch der Grenzen der Ausbildungsförderung bewusst. «Man kann noch so viele Leute ausbilden: Wenn sie nach zwei bis drei Jahren die Branche wieder verlassen, dann bringt das wenig.» Meyer nimmt deshalb die Betriebe in die Pflicht, die für bessere Arbeitsbedingungen sorgen sollen.

Verwendete Quellen
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