Zug: Demonstration gegen ausbeuterische Konzerne

Velo fahren reicht nicht, um Klimawandel zu stoppen

In Zug gingen am Sonntag etwa 400 Klimademonstrantinnen auf die Strasse. Ihr Ziel: Darauf aufmerksam machen, dass viele Grosskonzerne dem Konzept von Klimagerechtigkeit zuwider wirtschaften und den Planeten zugrunde richten – auch solche aus Zug.

Im Juli hatte die Zuger Wirtschaftskammer den CO₂-Ausstoss in Zug untersucht. Ihre Analyse hat ergeben, dass der Verkehr und die Heizungen die grössten Faktoren darstellen und auch den grössten Hebel bilden.

Dies beweise ein fehlendes Verständnis für das Ausmass der Klimakrise, fanden Aktivistinnen des Kilmastreiks Zug – und organisierten am Sonntag eine nationale Demonstration für Klimagerechtigkeit und gegen die klimaschädigenden internationalen Konzerne mit Hauptsitz in Zug.

Viele Zuger sind auf einem Auge blind

Denn die 100 grössten Konzerne seien für 71 Prozent des globalen Kohlendioxidaustosses verantwortlich, argumentieren die Aktivistinnen. Konzerne wie Glencore, Nordstream, Holcim und BHP Billiton, die alle ihre Sitz im Kanton  Zug haben, seien allein für 1,5 Prozent des weltweiten CO₂-Ausstosses verantwortlich. Sie würden aber in der Studie der Wirtschaftskammer noch nicht einmal erwähnt.

«Die Klimakrise ist im globalen Süden noch stärker spürbar als im globalen Norden.»

Nina Abächerli, Klimastreik Zug

«Diese umweltzerstörerischen und menschenverachtenden Strukturen sind letztlich Ausdruck unseres neo-kolonialistischen und profitorientierten Systems mit Wachstumszwang», sagt Mitorgansiator Erich Schmidiger aus Baar. «Die Klimakrise ist im globalen Süden noch stärker spürbar als im globalen Norden», ergänzt Nina Abächerli aus Menzingen.

Profit für den Norden, Schaden für den Süden

Klimagerechtes Handeln versteht sie als Engagement für soziale Gerechtigkeit. Im Klartext: Emissionen, Naturzerstörung und Menschenrechtsverletzungen würden in den globalen Süden verlagert, während die Wertschöpfung fast nur dem Globalen Norden zugutekommt, kritisiert Abächerli.

«Wir können Velo fahren, so viel wir wollen», sagte auch der Chamer Theologe Roman Ambühl am Ende des Prostestmarschs auf dem Landsgemeindeplatz. «Wir können immer die Lichter auslöschen und dauernd den Müll trennen – doch das wird nicht ausreichen.» Zur Bewältigung der Klimakrise brauche es einen strukturellen Wandel.

Marsch entlang des Seeufers

Bevor Ambühl und drei andere Votantinnen auf die Kundgebungsteilnehmerinnen einredeten, hatten sich beim Stierenmarktareal gegen 400 Leute versammelt. Dem Zugerseeufer entlang zogen sie zur Altstadt.

Sonntagsspaziergänger hörten sich die lautstarken Parolen der Manifestantinnen an. Die Demo verlieft indes friedlich. Ein Polizist begleitete den Zug und ein interner Ordnungsdienst, zu dem auch Tabea Zimmernann Gibson gehörte, die als Präsidentin des Stadtparlaments momentan höchste Zugerin ist.

Auf dem Landsgemeindeplatz sprachen die Aktivistinnen Emerson und Meret, der als grüner Bär verkleidete Ambühl und ein Redner der NGO Public Eye, die früher als Erklärung von Bern bekannt war.

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