Kultur in Kriens

Südpol: Kulturmix in der Peripherie

Der Südpol: Ein Ort für die lokale, aber auch die nationale und internationale Kultur soll es sein.

(Bild: Rahel Hug)

Verlässt man die Stadt Luzern Richtung Kriens, vorbei am Strassenverkehrsamt und an Industrieanlagen, steht linker Hand ein grosses, neues Gebäude: der Südpol, ein einmaliges Kulturzentrum. Nutzer und Leitungsteam finden, dass das Haus auf dem besten Weg zum «etablierten Zentrum» sei. Eine Bilanz nach knapp fünf Jahren Betriebszeit.

Ursprünglich war der Südpol von der Stadt als Ersatz für das alternative Kulturzentrum Boa am Geissensteinring gebaut worden. Hat das funktioniert? Wie akzeptiert ist der Südpol in der alternativen und freien Luzerner Kulturszene? «Keine einfachen Fragen», meint Marc Schwegler, der in den letzten drei Jahren mit dem Label «Korsett Kollektiv» im Südpol regelmässig Partys veranstaltet hat und früher auch in der Boa als Veranstalter tätig war: «Die Zeiten haben sich geändert. Der Begriff «Alternativ» bedeutet nicht mehr das Gleiche wie früher.

Institutionen müssen ökonomisch denken und sich anpassen», sagt er. So habe der Südpol am Anfang kein einfaches Los gehabt: «Zu Beginn war die ganze Südpol-Geschichte etwas künstlich, viele Leute waren enttäuscht, dass die Stadt einfach so ein neues Kulturhaus hinstellt.» Doch dies habe sich gelegt. Heute funktioniere der Südpol gut, das Haus gewinne immer mehr an Anerkennung. Marc Schwelger: «Auf der Seite der freien Szene muss man einen solchen Kulturplatz annehmen und akzeptieren, und das Team des Südpols selber muss solche kreativen Strömungen einbinden und mitreden lassen. Nur so kann eine Heimat für die alternative Szene entstehen.»

 

«Der Südpol liegt gar nicht so südlich»

Yves Illi, Musikschulrektor

 

Für die Theater-, Tanz- und Musikveranstaltungen im öffentlichen Kulturbetrieb ist das zwölfköpfige Südpol-Team zuständig, unterstützt vom «Verein Südpol Luzern». Dessen Präsident Roman Steiner beschreibt das Funktionieren des Südpols als «reibungslos». Dies sei in erster Linie den engagierten Mitarbeitern zu verdanken.

«Der Südpol verfügt über ein schlagkräftiges, top motiviertes Team, das in der immer noch andauernden Pionierphase einen aussergewöhnlichen Effort leistet», so Steiner. Man habe es geschafft, innert kurzer Zeit ein «in allen Bereichen qualitativ hochstehendes Programm» anbieten zu können. Neben den eigentlichen Kulturveranstaltungen sei vor allem der Flohmarkt beliebt, der jeweils am ersten Sonntag im Monat stattfindet. «Mit dem Flohmarkt sprechen wir ein breites Publikum an, was uns sehr am Herzen liegt», sagt Steiner.

Wie nehmen die Veranstalter selber den Südpol wahr? Marc Schwegler vom «Korsett Kollektiv» ist zufrieden mit dem Südpol als Veranstaltungsort: «Die Räumlichkeiten wie auch die Infrastruktur eignen sich gut für unser Programm. Der Südpol ist ein sehr sinnvoller und sympathischer Veranstaltungsort». 

Kultur und Geld

Ein solch grosses und vielfältiges Kulturangebot rentabel zu betreiben, ist nicht einfach. Dessen ist man sich auch beim Verein bewusst. Roman Steiner weiss: «Unsere Mittel sind sehr knapp bemessen». Deshalb sei man darauf angewiesen, die Räume auch für nicht öffentliche Anlässe zu vermieten, um die öffentlichen Veranstaltungen zu finanzieren. So hat beispielsweise vor rund einem Jahr die Meldung für Aufsehen gesorgt, dass man die Konzerthalle wegen Auslastungsproblemen für Indoor-Badmintonfelder genutzt hat. Dazu fehle laut Steiner Geld für technische Investitionen. Oliver Frey, stellvertretender Chef der städtischen Dienstabteilung Kultur und Sport, meint dazu: «Geld ist in der Kultur immer ein Thema. Bei der Stadt ist man sich bewusst, dass der Südpol unterfinanziert ist.» In der momentanen Situation sei es aber schwierig, die Betriebsmittel zu erhöhen. Die Stadt unterstützt den Südpol jährlich mit 600’000 Franken an Subventionsbeiträgen. 

Ein Werkplatz für verschiedene Sparten

Die kulturellen Veranstaltungen sind längst nicht alles, was der Südpol zu bieten hat. Neben dem öffentlichen Kulturbetrieb beherbergt das Haus die städtische Musikschule, Probebühnen des Luzerner Theaters, Probesääle des Luzerner Sinfonieorchesters und der Brassband der Bürgermusik Luzern. Können so viele verschiedene Bereiche nebeneinander funktionieren? «Auf jeden Fall», sagt Oliver Frey von der städtischen Behörde. «Das Zusammenspiel der verschiedenen Sparten klappt sehr gut. Zudem gibt es immer wieder Berührungspunkte».

Dies sieht man auch bei der Musikschule so, die seit der Eröffnung im Jahr 2008 im Südpol einquartiert ist. Rektor Yves Illi ist überzeugt, dass die Idee, mehrere Sparten unter einem Dach zu vereinen, gelungen sei: «Tänzer, Sänger, Schauspieler und Musikschüler gehen hier ein und aus. Die Jungen kommen schon früh mit den Mitgliedern des Sinfonieorchesters in Kontakt. Das erachte ich als sehr wertvoll. Der Gedanke eines Werkplatzes ist meiner Meinung nach voll umgesetzt worden». 

Zufriedenes Theater im Südpol

Auch beim Luzerner Theater zeigt man sich zufrieden mit dem Südpol als Probestätte. Gemäss Kommunikationsleiter Martin Windolph funktioniert die Zusammenarbeit «sehr gut».  Neben den Probebühnen befindet sich auch der Kostüm- und Requisitenfundus des Theaters an der Arsenalstrasse. Hie und da nutzt das Stadttheater den Südpol auch als Spielstätte. 

Wie es der Name schon andeutet, liegt der Südpol im Süden der Stadt und damit nicht sehr zentral. Ein Problem, das man bei der Musikschule und auch beim öffentlichen Kulturbetrieb spürt. Musikschulrektor Yves Illi und Oliver Frey von der Stadt hoffen beide, dass sich die Situation mit der geplanten Langsamverkehrsachse durch die Tieferlegung des Zentralbahntrassees bessert. Somit wäre der Südpol für Velofahrer noch besser erreichbar. Eine weitere Chance für den Südpol sieht Frey auch in den Bauplänen der Hochschule Luzern – Musik, die neben dem Südpol ein neues Schulgebäude bauen will: «Damit kann dieser Standort zusätzlich aufgewertet werden». Illi fügt an: «Wir müssen aufzeigen, dass der Südpol gar nicht so südlich liegt». Bei der Musikschule spüre man das Problem der dezentralen Lage vor allem bei Konzerten an den Wochenenden, an denen die Erschliessung mit dem Bus noch Wünsche offen lasse.

Ein Blick nach Zug zeigt, dass eine periphere Lage nicht unbedingt ein Problem sein muss. Das Kulturzentrum Galvanik liegt ebenfalls etwas ausserhalb der Stadt. Bookerin Muriel Rhyner nimmt dies aber gelassen: «Klar wäre es noch einfacher, wenn wir näher beim Stadtzentrum wären, aber wir sind ja nur zwei S-Bahn-Haltestellen entfernt». Mit einem guten Programm könne man die Lage wettmachen: «Wir versuchen, die Leute mit speziellen Acts anzulocken, so dass es sich lohnt, in die Galvanik zu kommen», so Rhyner.

 

«Den eingeschlagenen Weg konsequent weiterverfolgen»

Roman Steiner, Präsident Verein Südpol Luzern

Wie sieht die Zukunft des noch jungen Kulturhauses aus? Roman Steiner vom Verein ist trotz den erwähnten Problemen guter Dinge, was die Entwicklung des Zentrums und seine Akzeptanz in der Öffentlichkeit angeht:«Trotz schwierigen Startbedingungen wird der Südpol von den Kulturschaffenden und der Bevölkerung heute nicht mehr als ein von der Politik verordnetes Zentrum wahrgenommen». Er sei überzeugt, dass der Südpol auf gutem Wege ist: «Wir wollen den eingeschlagenen Weg konsequent weiterverfolgen und noch stärker als DAS Kulturzentrum der freien Luzerner Szene und der Zentralschweiz wahrgenommen werden».  

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