Ostern auf Englisch, Kroatisch und Tagalogisch

Oh my God! Ein Blick auf fremdsprachige Zuger Messen

In der Stadt Zug finden Gottesdienste in diversen Sprachen statt. (Bild: Adobe Stock)

Ostern ist die Zeit der viel besuchten Gottesdienste. In der Stadt Zug werden diese längst nicht nur auf Deutsch abgehalten. Ein Pfarrer und zwei im Ausland geborene Schweizerinnen erzählen, weshalb es wichtig ist, dass Glaube in der Sprache vermittelt wird, in der ein Mensch zu Hause ist.

Rund 40’000 Personen ausländischer Nationalität leben im Kanton Zug. Das entspricht knapp 30 Prozent der Einwohner. Diese Vielfalt der Kulturen widerspiegelt sich auch bei den Angeboten der Kirche, die besonders an Ostern oder in der Adventszeit rege besucht werden. So bieten die Stadtzuger Pfarreien nicht nur deutsche und englische Gottesdienste an, sondern auch kroatische, polnische, syrisch-orthodoxe, italienische und spanische. Daneben werden in unregelmässigen Abständen auch Gottesdienste in weiteren Sprachen gefeiert.

Es fühlt sich anders an, ob man einem deutschen oder englischsprachigen Gottesdienst beiwohnt.»

Kurt Schaller, katholischer Pfarrer

Kurt Schaller ist der Pfarrer der Pfarrei Gut Hirt. Er erzählt: «Ein Diakon aus Napoli hat mich einst gefragt, warum das notwendig sei, dass wir verschiedensprachige Missionen hätten, insbesondere für Menschen, die schon lange hier leben würden. Doch Religiosität ist eine sehr persönliche Angelegenheit.» Und weiter: «Mit Sprache transportiert man auch Kultur. Es fühlt sich anders an, ob man einem deutschen oder englischsprachigen Gottesdienst beiwohnt.»

Seelsorge ist auch auf Deutsch anspruchsvoll

Schaller gibt zu bedenken: «Vielen Secondos und Terzos ist es wichtig, Spiritualität in ihrer Muttersprache auszudrücken.» Der Gut-Hirt-Pfarrer freut sich darüber, so viele Nationen in seiner Pfarrei begrüssen zu dürfen. «Es ist schön, wenn man in dieser sehr globalen Welt so nahe zusammenrutscht und diese grosse Vielfalt an Sprachen vor Ort leben kann.»

Obwohl gerade in Zug sehr viele englischsprachige Menschen leben, bildet die englischsprachige Mission Good Shepherd nicht unbedingt die grösste katholische Gemeinschaft. «Die grösste Mission ist hier neben der deutschsprachigen die kroatische; eine Kultur, die sehr stark katholisch geprägt ist.»

Pfarrer Kurt Schaller liest nicht nur die deutschsprachigen Messen. Der gebürtige Schweizer ist auch für die Lithurgie und die Seelsorge der englischsprachigen Community Good Shepherd verantwortlich. Das klingt anspruchsvoll. Er relativiert: «Seelsorge ist immer anspruchsvoll. Und dadurch, dass die Welt und die Lebenssituationen immer komplexer werden, wird auch die Begleitung der Menschen nicht einfacher», gibt Schaller zu bedenken. «Das ist in Ordnung. Man darf diese Challenge ruhig annehmen.»

Heimat in der Sprache finden

Jemand, der genau weiss, was Kurt Schaller meint, wenn er sagt, dass Kultur auch durch Sprache vermittelt wird, ist Karen Curjel. «Ich fand stets in jener Sprache Geborgenheit, in der ich zu beten gelernt hatte», sagt die gebürtige US-Amerikanerin, die schon längst Schweizerin ist. Die Katechetin engagiert sich mit Herzblut in der englischsprachigen Community Good Shepherd in Zug.

«Im Jahr 2000 habe ich mitgeholfen, die Good-Shepherd-Mission aufzubauen. Davor gab es noch kein Angebot für Englischsprachige in Zug», erklärt sie. Zunächst kamen ein paar Familien, der englischsprachige Gottesdienst fand einmal im Monat statt. «Die Organisation wurde immer professioneller, die Community wuchs, seit zehn Jahren halten wir jede Woche eine Messe ab.»

Es handle sich um ein Bedürfnis, auch wenn die Zahl der Mitglieder in den vergangenen Jahren etwas zurückgegangen sei. «Aufgrund amerikanischer Gesetzesänderungen haben sich einige Firmen aus Zug zurückgezogen, dadurch sind insbesondere Menschen aus den USA und Grossbritannien abgewandert. Auch Corona hatte einen Effekt auf die Besucherzahlen», sagt Curjel.

Die englischsprachigen Gottesdienste nimmt die Zugerin etwas anders wahr als die deutschen. «Ich nehme ganz feine Unterschiede wahr. Unsere englischen Messen finden jeweils am Sonntagabend statt. Vielleicht liegt es auch daran, dass alle etwas müde und dadurch lockerer sind. Da darf man auch mal Fehler machen.»

Eine kleine, feine, philippinische Gemeinschaft

Auch die philippinische Mission ist der Pfarrei Gut Hirt angegliedert. Diese ist überschaubar, zählt sie doch nur elf Mitglieder. Belly Bucher, die Koordinatorin der philippinischen katholischen Mission in Zug, sagt lachend: «Wir sind zwar klein, aber wir sind stark.»

Bucher erzählt: «90 Prozent der philippinischen Bevölkerung sind katholisch. Uns ist es wichtig, dass die Religion, wie wir sie aus unserer Heimat kennen, ebenfalls hier gelebt werden kann.» Abgesehen von den auch hierzulande bekannten Feiertagen kennt man im asiatischen Land weitere Festtage, die von der Mission gefeiert werden. So etwa Santo Niño de Cebú, ein Fest zu Ehren des Jesuskindes, das jeweils im Januar stattfindet, oder aber Simbang Gabi. Es handelt sich um neun aufeinanderfolgende Abende vor Weihnachten, an denen in Vorfreude auf Jesu Geburt Abendmessen gefeiert werden.

Jeden dritten Sonntag im Monat findet der Gottesdienst der philippinischen Mission in Zug statt. «Nach der Messe treffen wir uns jeweils zum Essen, meist bringen wir philippinisches Essen mit. Dann haben die Mitglieder Zeit, um über Themen der Kirche zu debattieren, aber auch, um über Persönliches zu reden.» Und weiter: «In der Community sind wir nur Frauen. Doch bei diesen Gelegenheiten sind auch unsere Männer, Freunde und die Kinder dabei. Mir ist besonders wichtig, dass unsere Kultur und Religion ebenfalls an die Kinder weitervermittelt wird. Dazu gehört ebenso unsere Sprache Tagalog, in der wir uns meistens unterhalten.»

Auch vor Ostern feiert die philippinische katholische Mission in Zug eine besondere Tradition. «Am Karfreitag veranstalten wir den Visita Iglesia. An diesem Tag besuchen wir zu Fuss sieben Kirchen, um in diesen zu beten.»

Verwendete Quellen
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon