«Dinge. Stillleben bis heute»

Kunstplattform akku zeigt Alltagsgegenstände aus einer anderen Perspektive

Die Kunstplattform akku zeigt unterschiedliche Formen von Stillleben (Bild: Joke Lustenberger)

Zu verschiedensten Zeiten und in unterschiedlichen Kulturen haben sich Künstlerinnen und Künstler der Gattung des Stilllebens gewidmet. Dadurch hat sich diese Gattung zu einem sehr diversen künstlerischen Spielraum entwickelt, der bis in die Gegenwart erprobt und neu interpretiert wird. Die Kunstplattform akku in Emmen widmet sich ihr in ihrer aktuellen Ausstellung.

Die ersten Werke, denen Besucherinnen der Ausstellung in der Kunstplattform akku begegnen, sind klassische Stillleben. Malereien von Alfred Sidler (1905-1993) oder Aimé Barraud (1902-1954) erfüllen die Vorstellungen von dem, was man in der Alltagssprache darunter versteht. Die Künstler haben Blumen, Früchte und Gemüse in realistischer Weise dargestellt. Doch das Stillleben lässt sich keinesfalls auf diese Darstellungsform reduzieren.

In Stillleben werden leblose und unbewegte Gegenstände – Dinge aus dem Alltag – festgehalten und mit unterschiedlichen bildnerisch-formalen Mitteln dargestellt. Die Gegenstände werden durch die Künstlerinnen und Künstler bewusst oder unbewusst nach ästhetischen Kriterien wie Form, Farbe oder Komposition geordnet und platziert.

Jahrhundertelange Entwicklung des Stilllebens

Um 1650 fand der Begriff des Stilllebens das erste Mal Erwähnung. Ausgehend von der holländischen Malerei hat sich eine künstlerische Richtung entwickelt, die sich mit der Darstellung von Blumen, Früchten, toten Tieren oder alltäglichen Gegenständen beschäftigte. Die Gattung des Stilllebens blieb jedoch nicht auf die zweidimensionale Fläche begrenzt, sondern wurde zu einem Genre, das sehr weit gefasst werden kann. Dies wird in der Ausstellung «Dinge. Stillleben bis heute» verdeutlicht.

Dem Gastkurator Heinz Stahlhut gelingt es, in der Kunstplattform akku einen Teil dieses breiten Spektrums aufzuzeigen. Die Auswahl der Künstlerinnen und der ausgestellten Werken zeigt eine grosse Vielfalt künstlerischer Ausdrucksformen.

Malerei, Fotografie und vieles mehr

Kubistische Darstellungen von Max von Moos (1903-1979) stehen gegenständlichen, realistischen Malereien von Marcel Glanzmann (*1965) gegenüber. Moderne, neuere Werke wie jene von Bernd Finkeldei (*1947), welcher Gegenstände aus seinem Atelier in seinen Malereien stark abstrahiert und auf geometrische Formen reduziert darstellt, stehen im Kontrast zur grossflächigen Malerei von Werner Hartmann (1903-1981) aus dem Jahr 1933.

Marcel Glanzmann, «Study for Silent Grey Nr. 3», 2020/2021, Öl auf Leinwand, 90 x 140 cm (Bild: Joke Lustenberger)

Die malerischen Werke werden erweitert durch fotografische Arbeiten von Marcel Scheible (*1974), Videokunst von Judith Albert (*1969) oder dreidimensionale Objekte wie Jiří Kolářs (1914-2002) «Birne», eine unter einer Glasglocke platzierte Birne, die mit Worten collagiert wurde.

«Dinge. Stillleben bis heute» zeigt Bekanntes und Unbekanntes. Neben Leihgaben sind auch Werke aus der Kunstsammlung der Gemeinde Emmen ausgestellt. Die Ausstellung bietet durch die grosse Anzahl ausgestellter Werke eine Menge Überraschungen. Eine besondere Entdeckung ist Antoine Zgraggens (*1953) «Destructive Machine», die nicht nur mit dem Lärm, die sie macht, die Aufmerksamkeit auf sich zieht, sondern auch dadurch, dass sie mehr als alle anderen Werke mit der Vorstellung, die wir von Stillleben haben, bricht.

Fokus auf «das Ding»

Allen Künstlerinnen und Künstler gemeinsam ist, dass sie sich mit Dingen aus dem Alltag beschäftigen. Diese Dinge werden im alltäglichen Gebrauch auf ihre Funktion beschränkt. Die ausstellenden Künstler beweisen, dass diese Gegenstände auch aus formaler Perspektive betrachtet werden können und so eine neue Bedeutung erhalten.

Daniel Spoerri, «Variations d’un petit déjeuner», 1966, Multiple. Assemblage auf Tablett, auf Holz montiert. (Bild: Joke Lustenberger)

Die Ausstellung lehrt den Besucher, nicht nur in den Räumen des Museums, sondern auch im Alltag die Dinge genauer anzuschauen und bewusster wahrzunehmen.

Gedichte von Rainer Maria Rilke

Die Ausstellung in der Kunstplattform akku ist vom 28. Mai bis zum 18. Juli 2021 geöffnet. Verschiedene Veranstaltungen gewähren einen tieferen oder erweiterten Einblick in die Ausstellung. Darunter ist eine Führung durch die Ausstellung mit dem Kurator Heinz Stahlhut am 10. Juni 2021 oder eine Lesung am 1. Juli 2021 durch Katharina Lanfranconi, welche Dinggedichte von Rainer Maria Rilke vorliest.

Die Ausstellung endet mit der Finissage am 17. Juli 2021, die mit dem Repair- and Destroy-Day verbunden wird. Weitere Informationen sind auf der Website www.akku-emmen.ch zugänglich.

0 Kommentare
Apple Store IconGoogle Play Store Icon