SP kritisiert Krienser Sport- und Konzerthalle

«Zu viele Fragen sind offen»

Auf dieser grossen Brache zwischen dem weissen Autopanoramazelt und der Zentralbahn soll die Mattenhof-Überbauung realisiert werden. (Bild: zVg)

Gegen die auf dem Krienser Mattenhof geplante multifunktionale Sport- und Eventhalle regt sich Widerstand. Vor allem die städtischen Linken können sich mit dem Projekt einer Pilatus Arena nicht anfreunden. Droht nun ein Scheitern? Im Interview erklärt SP-Grossstadtrat Daniel Furrer, warum seine Partei grosse Zweifel am ambitionierten Projekt hat.

Rockkonzerte, Tagungen, Events und viel, viel Sport: Das könnte in der geplanten Pilatus Arena auf dem Krienser Mattenhof alles möglich sein (lesen Sie alle Details plus das Interview mit dem Bauherrn). Doch in der Stadt Luzern regt sich Widerstand gegen das Projekt, speziell bei den Linken. Das ist deshalb relevant, weil das Mattenhof-Grundstück der Stadt Luzern gehört. Die Stadt will das Areal der Sarner Baufirma Eberli für 18 Millionen Franken verkaufen. Dazu musst am 17. Dezember das Stadtparlament und am 28. Februar das Stimmvolk Ja sagen. Die Grünen sind gegen die Pilatus Arena, weil sie auf dem Grundstück lieber eine ökologische 2000-Watt-Wohnüberbauung möchten, und das gegen Abgabe im Baurecht. Und auch die SP als grösste Partei der Stadt hat erhebliche Zweifel.

zentral+: Daniel Furrer, warum ist die SP dem Projekt gegenüber sehr kritisch eingestellt?

Daniel Furrer

Daniel Furrer

(Bild: zVg)

Furrer: Die SP sieht auf diesem Areal andere Entwicklungsmöglichkeiten, welche der Region und ihrer Bevölkerung mehr Nutzen bringen – wie zum Beispiel eine 2000-Watt-Siedlung. In dem Falle wären wir für die Abgabe im Baurecht.

zentral+: Die Pilatus Arena würde ein grosses Bedürfnis abdecken, die Nachfrage scheint sehr gross zu sein – wieso soll die nicht auch dort Platz haben?

Furrer: Für uns sind einfach noch zu viele Fragen offen. Wir zweifeln etwa am Betriebskonzept dieser multifunktionalen Sport- und Eventhalle. Trainings müssen planbar sein. Was ist etwa, wenn der Sportverein XY immer am Donnerstagabend Training hat, die Halle dann aber für Events oder einen sonstigen Anlass vermietet ist? Zudem ist die Halle ganz klar eine Konkurrenz zur Messe und beispielsweise zum KKL. Wir fragen uns auch: Kann die notwendige Auslastung erreicht werden? Wie hoch ist dann die Hallenmiete für Vereine? Können die sich das leisten?

zentral+: Es liegt doch nun an den Initianten, ein Betriebskonzept vorzulegen und aufzuzeigen, wie sie das lösen wollen?

Furrer: Das stimmt, aber da möchten wir einfach noch mehr wissen, bevor wir zustimmen. Wir kritisieren aber auch weitere Punkte. Im Kaufrechtsvertrag etwa ist nicht geregelt, wie die Stadt ihre Forderungen durchsetzen kann beziehungsweise was passiert, wenn diese nicht erfüllt werden. Zum Beispiel betreffend Mobilitätskonzept oder den verlangten, qualitativ hochstehenden Architekturwettbewerb. Wir geben etwas ab, ohne Garantie.

zentral+: Das lässt sich doch sicher lösen. Weitere Punkte, die Sie kritisieren? Mit dem Verkauf an Eberli anstatt der Abgabe im Baurecht, wir ihr das sonst fordert, könntet ihr leben?

Furrer: Eine Abgabe im Baurecht ist schwierig, weil wir beim Heimfall – also beispielsweise Konkurs der Eventhalle – eine nur schwer anderweitig verwendbare Halle am Hals hätten. Das Risiko für die Stadt wäre deshalb wohl tatsächlich zu gross. Bei einer Saalsporthalle ist der Verkauf also die vernünftigste Lösung. Sonst nicht.

Hier ist zu sehen, wie die Pilatus Arena ins Gebiet Mattenhof eingebettet wäre.

Hier ist zu sehen, wie die Pilatus Arena ins Gebiet Mattenhof eingebettet wäre.

(Bild: zVg)

zentral+: Wo liegt dann das Problem? Wäre der Bau der Pilatus Arena nicht auch aus Sicht der SP eine einmalige Chance? Die Gemeinde Kriens erlaubt dort ja den Bau eines 80-Meter-Hochhauses, damit mit dem Mehrwert daraus die Halle überhaupt erst finanziert werden kann. Rund 20 Millionen Franken kämen so an die Gesamtkosten von 30 Millionen Franken zusammen. Am Schluss könnten die Betreiber ohne einen Franken Schulden starten und müssten nur noch für Betrieb und Unterhalt aufkommen. Diese Möglichkeit wird sich an anderen Standorten wohl kaum so schnell wieder bieten.

Furrer: Das wissen wir nicht. Wir fragen uns auch generell, ob es solch eine Halle in der Zentralschweiz überhaupt braucht.

zentral+: Davon sind nicht nur die Initianten rund um den Handballclub Kriens-Luzern sowie der Kanton Luzern überzeugt. Selbst der Bund findet, die Halle sei nötig – und zahlt deshalb drei Millionen Franken an den Bau.

Furrer: Wir sind ja nicht per se gegen diese Saalsporthalle. Wir haben einfach noch diverse Fragen, die wir in der Geschäftsprüfungskommission mit dem Stadtrat klären wollen. Dazu gehört auch der Standort. Die Stadt hat 15 mögliche Hallen-Standorte überprüft und sagt, der Mattenhof sei der beste. Aber sie will nicht sagen, wie gut die anderen Standorte wären.

zentral+: An anderen Standorten wäre aber wohl – wie erwähnt – diese Querfinanzierung nicht möglich. Das würde doch den Bau einer solchen Halle massiv erschweren, gerade in Zeiten, wo alle am sparen sind?

Furrer: Warum sollte ein solcher Deal an anderen Standorten nicht auch möglich sein? Wurde das geprüft? Das wissen wir noch nicht. Auch gegen ähnliche Querfinanzierungen an anderen Orten spricht ja nichts. Und zum Argument «ohne einen Franken»: Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul? Doch, wir wollen mehr wissen. Über Konzept, Evaluation und die Möglichkeiten an anderen Standorten. Zudem zweifeln wir daran, dass die Finanzierung ohne öffentliche Hand gelingt. Es entstehen wohl Infrastrukturkosten auch für die Stadt Luzern, etwa wegen des Mehrverkehrs. Und wer springt ein, wenn das Betriebskonzept nicht mehr aufgeht?

Solche Handballspiele wären künftig in der neuen Halle möglich.

Solche Handballspiele wären künftig in der neuen Halle möglich.

(Bild: zVg)

zentral+: Für diesen Fall wird laut Toni Bucher, Verwaltungsratspräsident der Eberli Sarnen AG, extra ein hohes Aktienkapital angelegt. Ihre Kritik überzeugt insgesamt nicht. Es entsteht der Eindruck, als sei die SP grundsätzlich gegen die Pilatus Arena, weil ihr auf dem Areal einfach am liebsten günstige Öko-Wohnungen bauen möchtet. Dabei werden ja gerade in Luzern Süd in den nächsten Jahren schon enorm viele Wohnungen gebaut. Allein auf dem benachbarten Schweighofpark sind 600 Wohnungen am Entstehen. Da hätte es doch auch Platz für eine Sport- und Eventhalle?

Furrer: Wir sind nicht a priori dagegen. Obschon wir dort lieber Wohnungen hätten. Aber es gibt noch zu viele offene Fragen. Etwa zu der von der Stadt geplanten Verwendung der Einnahmen aus dem Landverkauf. Diese Millionen sollen zurückgestellt werden für die Sanierung der Schulhäuser. Das finden wir komisch – und zu kurzfristig gedacht. Für Investitionen haben wir eine Investitionsplanung. Darüber laufen diese Dinge. Wir können nicht überall zusätzlich Kässeli eröffnen, sonst brauchen wir dann bald auch für Velowege, Brücken oder Sonstiges jeweils ein separates Kässeli. Das Geld könnte allenfalls in den Fonds für den Erwerb weiterer «Ersatz»-Grundstücke gebraucht werden. Die Stadt kann nicht ständig Land verscherbeln und nicht gleichzeitig aktiv neu dazukaufen. Sonst gehört uns in ein paar Jahren gar nix mehr.

zentral+: Auch darüber liesse sich vermutlich noch verhandeln. Aber in der Stadt stehen Schulhaussanierungen von gegen 200 Millionen Franken an – da macht es doch Sinn, für diese Investitionen Geld auf die Seite zu stellen?

Furrer: Dass die Schulhäuser saniert werden müssen, ist natürlich klar. Wir sind einfach der Meinung, dass dies nicht mit einem separaten Topf geschehen sollte.

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


1 Kommentar
  • Profilfoto von Casiboy
    Casiboy, 09.11.2015, 17:33 Uhr

    Vielen Dank für die guten Fragen von Zentral plus.
    Man ersieht aus den Antworten, dass die Sozis und mit ihnen wohl auch die Grünen aus Prinzip dagegen sind und nach gescheiten Anworten suchen zu den Fragen.
    Beim Mattenhof werden 600 Wohnungen erstellt. In Luzern Süd sind weitere 1000 Wohnungen am entstehen. In der Region Emmenbrücke entstehen über 2000 weitere Wohnungen. Die Region wachst und schafft Arbeitsplätze nicht zuletzt dank der Anziehungskraft der attraktiven Steuer in Luzern.
    Mit grosszügiger Infrastruktur hat man sich in Luzern immer schwierig getan. Falls die Junggenossen ihre Initiative für höhere Steuern durchbringen, haben wir dann plötzlich viel zu viel Wohnungen.
    Dies würde einen riesigen Rückschlag für die Region bedeuten.
    Der Staat muss für Bürger und Wirtschaft verlässlich sein. Es ist die Aufgabe des Staates, die Infrastruktur zu schaffen, damit die Wirtschaft Geld investiert. 2000 Watt bauen kann auch die Wirtschaft, notabene auch an einem anderen Ort.

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon