Leserbrief von Marianne Aepli zur Gleichstellung

«Es braucht den Willen, die Gleichstellung voranzutreiben»

Der Zuger Kantonsrat hat ein neues Gleichstellungsgesetz kürzlich bachab geschickt. Marianne Aepli sagt in ihrem Leser(in)brief, dass es nicht zwingend ein Gesetz brauche, um Gleichstellung zu erreichen. Die Primarlehrerin kritisiert jedoch, dass im Kanton Zug konkrete Projekte fehlen und sich niemand dafür zuständig fühle.

Leserbrief:

Seit 2010 sind die Gleichstellungsthemen im Kanton Zug verwaist. Mit der Auflösung der Gleichstellungskommission ist niemand mehr richtig zuständig, ein Gleichstellungsgesetz wurde im Kantonsrat soeben abgelehnt.

Mit Sicherheit braucht es nicht zwingend ein Gesetz, um eine echte Gleichstellung von Mann und Frau voranzutreiben, es braucht den Willen und konkrete Umsetzungen. Der Wille scheint gemäss der Diskussion im Kantonsrat vorhanden zu sein, bleibt der Fokus auf die Umsetzung.

Bei nationalen Konferenzen der kantonalen Gleichstellungsbeauftragten bleibt der Zuger Platz leer. Niemand ist zuständig; niemand.

Dass Gleichstellung nicht umgesetzt ist, darüber sind sich alle einig. Welcher junge Vater findet einen Tag Vaterurlaub bei der Geburt eines Kindes die gesellschaftlich angemessene Freistellung für das Familienereignis? Welchem Vater genügt das? Die meisten suchen einen Betrieb mit grosszügigeren internen Richtlinien oder nehmen Urlaub auf eigene Kosten.

Schwierig zu erklären

Wie erklären sie einer jungen Kindergärtnerin, dass sie nach der Ausbildung über Matura und Pädagogische Hochschule 30 Prozent weniger verdient als ihr Bruder mit Matura und Informatik Hochschule? Pech gehabt, Frauenberuf. Kinderbetreuung und Pädagogik ist weniger Wert als Computerbetreuung und Softwareentwicklung.

Zur Umsetzung von Gleichstellung müssen nicht alle Räder neu erfunden werden, vieles ist schon bereit und angekurbelt: Der Kanton Zürich ist mit dem Lohnmobil unterwegs, einer abwechslungsreichen Ausstellung zur Lohngleichheit. Das Lohnmobil wurde bereits in Basel gesichtet, da mobil und ausgeliehen. Und im Kanton Zug? Kein Thema?

Ein Beispiel an anderen Kantonen nehmen

Seit einem Monat lanciert der Kanton Zürich ein Spiel für den Kindergarten und die Unterstufe zur Sensibilisierung auf eine geschlechtsunabhängige Berufswahl. Männer und Frauen werden in gleichen Berufen dargestellt, Zukunfts-Normalität im Memory inszeniert. Sofort haben andere Kantone das Spiel in ihre Lehrmittelkataloge aufgenommen, Lehrpersonen können es kostenlos beziehen. Und im Kanton Zug? Nie gesehen, kein Schulblatt berichtet.

Der Wille zur Gleichstellung bedingt eine baldige Umsetzung im Kanton Zug. Auch ohne Gesetz müssen Zuständigkeiten geklärt sein. Es erleichtert auch eine attraktive Vernetzung mit anderen Kantonen. Ohne Neuerfindung des Rades können Synergien genutzt werden. Wo ein Wille, da ein Weg. Aber bitte bald und nicht erst wieder in sechs Jahren.

Marianne Aepli, Primarlehrerin, Menzingen

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