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Kurze Wege in der Stadt

Konzept der kurzen Wege: Luzern dürfte Ziele verpassen

Attraktive Fusswege in der Stadt – Verbindung zwischen Bellerivehöhe und der Haldenstrasse. (Bild: cim)

Alle wichtigen Orte im Alltag in maximal fünfzehn Minuten zu Fuss, mit dem Velo oder mit einem öffentlichen Verkehrsmittel zu erreichen, dies ist der Plan in der Stadt Luzern. Auch wenn aktuelle Zahlen erst kommendes Jahr vorliegen werden, werden die angestrebten Zwischenziele wohl verfehlt.

Bis in die 1990er-Jahre galt der Grundsatz, dass die Stadt autogerecht sein sollte. Das war in Luzern nicht anders. Nach und nach dämmerte es, dass dies weder nachhaltig, menschenfreundlich noch sinnvoll ist.

Das Konzept der Stadt der kurzen Wege

An der UN-Umweltkonferenz 1992 in Rio de Janeiro gewann das Prinzip der nachhaltigen Entwicklung weltweite Akzeptanz. Damit begannen intensivere Diskussionen über Nachhaltigkeit in vielen verschiedenen Bereichen, unter anderem auch bei der Stadtentwicklung. Teil davon war die Idee der Stadt der kurzen Wege.

Dabei wurde klar, dass die bis anhin verfolgte Strategie der strikten Trennung von Wohnen, Arbeiten und Freizeit übermässigen Verkehr verursachte. Geschweige denn von den Einkaufszentren ausserhalb der Siedlungsgebiete.

Die Stadt der kurzen Wege zeichnet sich durch starke, belebte Quartiere aus, in denen Arbeitsplätze, Quartierläden, Freizeitangebote und Wohnungen nahe beieinander liegen. Zudem sind die öffentlichen Räume und Verbindungswege einladend und sicher. Die Auswirkungen liegen auf der Hand: weniger Lärm, sicherere Strassen, bessere Luft bis hin zu einer grüneren Stadt.

Die genannten Merkmale zeigen auf, dass die Umsetzung etliche Bereiche tangiert wie die Zonen- und Verkehrsplanung oder wirtschaftliche Aspekte. Zu den Akteuren gehören neben der Stadt beispielsweise der Kanton, private Investoren und der Verkehrsverbund.

Gute ÖV-Erschliessung ist für die Stadt der kurzen Wege zentral.
Gute ÖV-Erschliessung ist für die Stadt der kurzen Wege zentral. (Bild: cim)

Aktueller Stand in Luzern

Der Luzerner Stadtrat strebt eine Stadt der kurzen Wege an. In der Gesamtplanung und im Raumentwicklungskonzept von 2018 ist davon die Rede. Auch im Legislaturprogramm 2022 bis 2025 des Stadtrates klingt dieser Aspekt beim Schwerpunkt «Lebenswerte Stadt» an.

Das Ausmass und die Entwicklung des motorisierten Individualverkehrs sind ein guter Hinweis darauf, ob Massnahmen für eine Stadt der kurzen Wege wirken.

Nach Auskunft des Tiefbauamtes der Stadt stehen erst nächstes Jahr aktuelle Verkehrszahlen zur Verfügung. Die Verantwortlichen rechnen aber damit, dass das Zwischenziel des angestrebten Mixes von öffentlichem Verkehr, Fuss- und Veloverkehr und dem motorisierten Individualverkehr nicht erreicht wird.

Offensichtlich ist und bleibt der motorisierte Individualverkehr ein grosses Problem. Gründe werden keine genannt. Es ist zu vermuten, dass viele nicht auf die Benützung des Autos verzichten können. Die Auswertung der Zahlen, ob das Stadtzentrum aus Quartieren und Arbeitsplatzgebieten in maximal 15 Minuten mit Velo oder ÖV erreichbar ist, ist ebenfalls erst im kommenden Jahr zu erwarten.

Eigene Spuren für Fahrräder fördern die Benützung des Velos.
Eigene Spuren für Fahrräder fördern die Benützung des Velos. (Bild: cim)

Weitere Velohauptrouten sind geplant. Die Umsetzung ist allerdings an etlichen Stellen kompliziert. Zusätzliche separate Spuren für Fahrräder und den öffentlichen Verkehr sind an verkehrsreichen Orten schwierig umzusetzen, da keine neuen Verkehrsflächen zur Verfügung stehen.

Bereits jetzt konnten aber dennoch einige Verbesserungen vorgenommen werden, beispielsweise die Velostrassen Landenberg, Dammstrasse und Libellenstrasse. Die Einführung von Zonen mit Tempo 30 führt ebenfalls zu attraktiveren Quartieren. Die Umsetzung dieser Massnahme ist aber hürdenreich (zentralplus berichtete).

Interesse der Bevölkerung

Die Unterstützung des Konzepts der Stadt der kurzen Wege durch die Stadtbewohnerinnen ist offensichtlich vorhanden. Initiativen aus den Quartieren haben in den vergangenen Jahren bereits dazu geführt, dass Begegnungszonen entstanden sind. Dies kommt dem Bestreben der Stadt entgegen, die Quartierzentren zu stärken. Die Stadt sorgt auch dafür, dass die Bevölkerung bei konkreten Planungen mitwirken kann.

Dass sich die Luzerner grundsätzlich für eine lebenswerte Stadt interessieren, zeigen die Abstimmungen in diesem Jahr: Die Klima- und Energiestrategie und der Gegenvorschlag der Veloinitiative wurden mit klaren Resultaten angenommen.

Verwendete Quellen
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Ob in der Wirtschaft & Energie, Natur & Tiere in der Stadt, Abfalltrennung & Recycling, bewussteres Essen, faire Mode, Accessoires & Möbel – das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt heute Jung und Alt.
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