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Tischregeln und Essverhalten mit Kindern

Wunschessen unserer Kinder: Fajitas, Pizza und Pasta

Fajitas für alle (und Pause für die anderen Eltern). (Bild: nst)

Unsere Familie versucht Abwechslung in den Speiseplan zu bringen, damit die Kinder auch mal etwas Neues ausprobieren. Denn wenn es nach ihnen ginge, wäre unser Menüplan weitaus weniger abwechslungsreich.

Ich esse so, so gerne. Es gibt nichts, was ich nicht esse. Neue Gerichte ausprobieren – gerne aus der Ferne – da bin ich dabei. Auch liebe ich es, für Leute zu kochen, die eine Vielfalt von Gerichten essen. Diese Offenheit für allerlei Lebensmittel und Gerichte wünschte ich auch meinen Kindern. Hmmm. Tiefer Seufzer. Leider stosse ich damit auf wenig Begeisterung.

Meine Kinder mögen Trennkost

Ich kenne Mütter in meinem Umfeld, die jeden Mittag Suppe und Salat plus einen Hauptgang kochen. Um welche Zeit sie bereits mit dem Rüsten beginnen, ist mir ein Rätsel. Auf Instagram scheint dies allen anderen Müttern zu gelingen. Die richten liebevoll Gerichte her, dekorieren da mit einem Blättchen, hier mit einem (hoffentlich) essbaren Blümchen und ihre Kinder essen dies mit grossem Genuss. Unser kleines Frölein würde zuerst das Blättchen entfernen, dann das Blümchen und dann die Mahlzeit genaustens auf weitere Ungereimtheiten untersuchen.

Diese kommen wahlweise in Form von Zwiebelstücken oder allerhand Gemüse daher. Überhaupt mag sie am liebsten getrennte Kost. Aufläufe sind eher schwierig. Was nicht heisst, dass ich solche nicht koche. Aber nur an Tagen, an denen ich Nerven für dieses Sezieren des Gerichts am Tisch vor meinen Augen habe. An anderen Tagen kapituliere ich und koche Pasta mit Sauce im separaten Geschirr und stelle Reibkäse auf den Tisch.

Seit Jahren dieselben Leibspeisen

Oftmals stellen wir Eltern am Sonntag einen «groben» Mahlzeitenplan für die kommende Woche zusammen. Herr Limacher für seine Tage und ich für meine.

Fragen wir die Kinder nach einem Wunschessen, kommen immer die drei gleichen Wünsche, seit Jahren schon: Fajitas, Pizza (gut, dass Herr Limacher da immer den Teig aus Dinkelmehl selbst macht, denn bei mir gibt’s einen Fertigteig) und Pasta. Wir lösen dies so, dass jedes Kind ein Menü wählen darf. Bei den restlichen Mahlzeiten entscheiden wir Eltern, was auf den Tisch kommt.

Tischregeln im Hause Limacher

Wir haben einige wenige Tischregeln, aber an diese halten wir uns. Dass vor dem Essen die Hände gewaschen werden, ist meist klar. Wir essen gemeinsam und bleiben am Tisch, bis jemand anders auch fertig ist mit dem Essen. Wir meckern nicht am Essen herum, ohne es probiert zu haben. Wenn auch nur ein Ministückchen.

Dass beide Fröleins vor Jahren entschieden haben, sich vegetarisch zu ernähren, akzeptieren wir vollends. Es kommt dennoch mal vor, dass wir ein wenig Fleisch oder Fisch für uns Erwachsene kochen und das stellen wir auf dem Tisch in unsere Nähe. Wir nehmen keine elektronischen Geräte oder Zeitungen mit an den Tisch. Beim Zobig essen wir erst mindestens eine Frucht (bei Beeren eine Handvoll) und erst dann gibt’s Crackers, Popcorn oder auch mal was Süsses.

Weshalb es bei uns keine Reste gibt

Wir versuchen insgesamt, dem Essverhalten nicht so viel Gewicht zu geben und es nicht zu kommentieren. Es kann gut sein, dass die Fröleins etwas essen, das sie die letzten Male nicht mochten oder etwas auch plötzlich nicht mehr essen, obwohl sie es zuvor stets mochten.

Kommen die Fröleins von der Schule nach Hause, fragen sie bereits an der Türschwelle: «Was gibt’s zum Essen?» Da sollte man auf keinen Fall «Reste» rufen. Denn die Antwort ist für uns oftmals der Gradmesser, wie die Stimmung am Tisch sein wird. Sollten es Reste sein, lohnt es sich, diese noch zu pimpen und in ein neues Gericht zu verwandeln. Oder ich umgehe die Frage mehr oder weniger elegant, indem ich antworte: «Kommt erst mal an den Tisch und probiert bitte.»

Dinge, die sich bei uns bewährt haben

  • Wenn die Kinder von der Schule kommen, haben sie Kohldampf und das ist gut so. Es steht nämlich ein Teller voll mit Rohkost auf dem Tisch. Bei diesem greifen sie herzhaft zu, erzählen von der Schule, während wir noch die letzten Handgriffe am Hauptgang vollziehen. Anscheinend unbemerkt haben sie so bereits eine Portion Gemüse verdrückt.
  • Salat stellen wir ohne Sauce auf den Tisch, die Sauce in der Flasche daneben. Viele Kinder mögen den Geschmack von Essig nicht. Das kleine Frölein isst jeden Salat «Mit-ohne-Sauce». Das grosse Frölein hat im Mittagstisch begonnen, die Salatsauce zu mögen.
  • Zusammen rüsten, kochen, probieren und schön anrichten erhöht bei uns die Wahrscheinlichkeit, dass die Kinder das Gericht mögen oder zumindest was Neues probieren. Natürlich liegt dies nicht immer drin, wo kämen wir denn da hin. Sie sind ja oftmals unterwegs und die Küchengeneralputzete danach muss zeitlich auch mit einberechnet werden. Das grosse Frölein hat mittlerweile einige Rezepte drauf und rettet uns damit auch mal. Wir loben und bestärken sie darin. Am Aufräumen der Küche danach arbeiten wir hingegen noch.
  • Salat auf dem Feld schneiden, Kartoffeln ernten auf dem Bauernhof, Gemüse sogar selber anpflanzen und Beeren direkt im Garten schnausen. Überhaupt zu wissen, woher ihr Essen stammt, interessiert die Kinder sehr und erhöht ihre Probierfreudigkeit.
  • Auswärts degustieren unsere Kinder allerlei. Daher lohnt es sich, sie ab und zu mal bei Freundinnen oder im Mittagstisch essen zu lassen. Dort essen sie Dinge, die sie bisher zu Hause nicht probiert haben. Im Gegenzug laden wir ihre Freunde gerne zum Essen ein und hoffen auf den gleichen Effekt und auch auf einen freien Mittag für ihre Eltern. Win-Win würde ich sagen.
  • Wir kochen keine zwei Menüs. Zur Not hat es Brot im Brotkasten oder wenigstens Knäckebrot. Dieses muss man selber holen gehen und wieder wegräumen.
  • Es empfiehlt sich, Suppen zu pürieren. Somit können einzelne Stückli nicht rausgefischt werden. Ich bin immer froh, wenn die Fröleins nicht sooo genau nachfragen, was da drin ist. «Gemüse», fragen sie? Ich sage: «Nur es bitzli.» Doch in Wahrheit habe ich die halbe Gemüseschublade mit leicht schrumpligem Zeugs reinpüriert. Auch in Tomatensauce lässt sich auf diese Weise wunderbar eine halbe Zucchini unbemerkt reinschmuggeln.

Mit einem gesunden Essverhalten und gutem Körpergefühl

Mir ist wichtig, dass wir Eltern ein gesundes und unaufgeregtes Verhältnis zum Essen haben und dies auch unseren Kindern vorleben. Und das würde ich auch so sagen, wenn es Jungen wären. Vielleicht haben wir dies bei Mädchen mehr präsent. Aber ein gutes Körpergefühl zu entwickeln ist für alle heranwachsenden jungen Menschen unendlich wichtig.

Dazu fällt mir eine weitere Regel ein, die am Tisch, aber auch in unserem gesamten Alltag gilt: Körper werden nicht bewertet. Schon gar nicht ungefragt. Jeder Körper ist ein guter und schöner Körper. Ich bin da enorm streng. Sage den Fröleins, dass sich Körper verändern. Mal etwas dünner sind, mal etwas dicker und dies kann vielerlei Gründe haben. Niemand hat dies zu bewerten oder auch nur darüber nachzudenken.

Kulinarische Highlights

Das grosse Frölein isst mittlerweile so viel mehr Dinge als noch vor wenigen Jahren. Und diese Hoffnung habe ich auch für das kleine Frölein. Wir bleiben dran und probieren immer mal was Neues. Der Mittagstisch auf jeden Fall ist für nächstes Schuljahr wieder einmal wöchentlich angemeldet. Nur schon wegen der Salatsauce.

Auch sonst gibt es kulinarische Höhepunkte im Leben der Fröleins. Kürzlich sagte ich ihnen, dass sie drei Tage zu ihren Grosseltern gehen würden, weil es nicht anders zu organisieren sei. Und wie reagierten sie? «Yeah, drei Tage feines Essen!»

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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