«Zwischen Tag und Traum die gewonnene Zeit verbringen»
Am Sonntag ist es endlich wieder so weit – man bekommt die im März geklaute Stunde Schlaf zurück. Die Uhren werden um drei in der Früh wieder um eine Stunde zurückgestellt. Ab sofort ist wirklich Winter. Sprich: Um fünf am Abend ist es künftig wieder dunkel. Das süsse Leben draussen an der Wärme ist Vergangenheit. Die Sommerzeit ist vorbei.
Dieser Sonntag hat 25 Stunden
Fakt ist: Dieser Sonntag, der 28. Oktober 2018, verfügt über 25 Stunden. Was machen bekannte Zuger mit dieser geschenkten Stunde?
«Ich freue mich sehr über eine Stunde mehr», sagt Manuela Weichelt. Für die scheidende linke Regierungsrätin ist diese Zeitumstellung definitiv die letzte als Frau Landammann. Ihre Motivation für den XXL-Sonntag klingt sympathisch. «Ich werde eine Stunde länger schlafen. Persönlich bin ich ein Nachtmensch und liebe es nicht, im Dunkeln aufzustehen.»
«Ich liebe es nicht, im Dunkeln aufzustehen.»
Manuela Weichelt, Frau Landammann
Sie lebe nun schon seit Anfang 1981 mit den Zeitumstellungen. «Politisch gesehen, macht es keinen Sinn, die Diskussion um die Beibehaltung oder Abschaffung der Zeitumstellungen im Kanton Zug oder in der Schweiz im Alleingang zu führen», sagt Weichelt. Es mache keinen Sinn, zu einer Zeitinsel zu werden.
Lust auf eine Biketour
Auch André Wicki, Vize-Stadtpräsident und SVP-Bauchef, freut der längere Sonntag. Er gehört eher zur Fraktion der Aktiven. «Ich hoffe, dass das Wetter gut wird und man somit die Stunde auch gut im Freien verbringen kann.» Zum Beispiel mit einer Biketour. Für ihn ist das Leben mit und ohne Zeitumstellung gleich schön.
«Für mich ist beides in Ordnung», sagt Wicki. «Ich freue mich jeweils auf der einen Seite auf eine Stunde mehr Schlaf. Auf der anderen Seite gefällt es mir auch, wenn die Tage wieder heller und sonniger werden.»
«Früher, als ich noch Nachtwache machte, beobachtete ich fasziniert die Uhr.»
Vroni Straub, CSP-Stadträtin
Ein spezielles Verhältnis zur Zeitumstellung hat CSP-Stadträtin Vroni Straub. «Früher, als ich noch Nachtwache machte, beobachtete ich fasziniert die Uhr, welche um 2 Uhr entweder eine Stunde nach vorne spickte oder um 3 auf 2 Uhr zurückkehrte», erzählt die einstige Hebamme. «So musste ich eine Stunde länger oder eben weniger lang arbeiten.»
Kaffee und Zopf
«Da gönne ich mir am Sonntagmorgen eine Stunde mehr Schlaf.»Karl Kobelt, Zuger Finanzchef
«Das ist die Zeit der Blut- und Leberwürste mit Vermicelles zum Dessert.»Dolfi Müller, scheidender Zuger Stadtpräsident
Im Sommer hat sich nämlich EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker für die Abschaffung der Winter- und Sommerzeit ausgesprochen. «Die ewige Sommerzeit wird kommen. Die Menschen wollen, dass wir das machen», sagte Juncker. Bei einer EU-weiten Online-Umfrage hatte sich die überwältigende Mehrheit der 4,6 Millionen Teilnehmer (mehr als 80 Prozent) dafür ausgesprochen, die Zeitumstellung aufzugeben. Sollte die EU tatsächlich die Zeitumstellung abschaffen, müsste wohl auch die Schweiz nachziehen, um keinen wirtschaftlichen Schaden zu erleiden.
Aufs Alter hin sei Müller von der Eule zur Lerche geworden. «Mittlerweile wache ich auch am Sonntag eisern um 7 Uhr auf. Wenn am Sonntag auf dem Wecker eine 6 steht, werde ich die gewonnene Zeit irgendwie zwischen Tag und Traum verbringen.»
Erneuerbare Energien wichtiger
Während die einen schlemmen und schlafen, mahnt SP-Kantonsrätin Barbara Gysel an die Vernunft. «Die Zeitumstellung wurde in Europa vor über hundert Jahren während des Ersten Weltkrieges eingeführt – und wurde auch mit Energiespareffekten begründet.»
Dieses Thema sei nicht vom Tisch: Den Ressourcenverbrauch zu senken, sei heute wichtiger denn je. «Aber mit erneuerbaren Energien haben wir wirksamere Mittel zur Hand als die Zeitumstellung», ist Gysel überzeugt.
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