LGBT-Verein macht sich stark für Szene in Zug

«Zwischen Öffentlichkeitsarbeit und Selbstexposition»

In ungezwungenem Rahmen können sich LGBTs kennenlernen.

(Bild: wme)

Zürich bietet mit seiner lebendigen Queer-Szene einen Hub für viele LGBTs aus der Deutschschweiz. Aber auch in Zug gibt es einige, die sich für die Szene engagieren. So etwa der Verein LesBiSchwul Zug, der mit dem Treffpunkt «Queer Zug» den Zuger LGBT-Menschen auch zu Hause ein Daheim anbieten will.

Im Paettern Lightup Atelier, direkt am Zuger Bahnhof, laden sie jeweils am zweiten Donnerstag im Monat zum ungezwungenen Treffen. «Das Schöne am Queer-Treff Zug ist, dass er so gewöhnlich ist», findet Beat. Er und andere Besucher, die wir beim aktuellen Treffen hier interviewt haben, möchten sich in der Öffentlichkeit nicht exponieren und werden hier nur beim Vornamen genannt.

Mit «gewöhnlich» spricht Beat an, was vielen hier wichtig ist: Der Treff ist weder eine politische Bewegung, noch eine Selbsthilfegruppe. «Hier trifft man sich einfach mit LGBT-Menschen und anderen Zugern auf ein Bier in ungezwungenem Rahmen und verbringt einen schönen Abend miteinander.» Manche gehen danach noch zusammen ins Kino oder essen gemeinsam.

Zwar toleriert, aber…

«Das Thema Queer ist in Zug vordergründig sehr akzeptiert», meint Wini. Er ist Präsident des Vereins LesBiSchwul Zug. «Alle behandeln uns mit Respekt.» Wenn es dann jedoch in der eigenen Familie zum Thema wird, sei dies eine ganz andere Situation. Auf der Suche nach einem geeigneten Lokal für den Treff gab es etwa den Fall, dass ein Eigentümer nicht medial oder auf Flyern erwähnt werden wollte.

«Wir wären zwar toleriert worden, aber nur unter der Bedingung, dass wir uns hier still und heimlich treffen.» Mit dem Paettern hat LesBiSchwul Zug nun einen Partner gefunden, der den Verein auch nach aussen hin willkommen heisst.

«Sich Face-to-Face über die eigene Sexualität austauschen zu können ist für jeden anfangs ein wichtiger Schritt.»

Wini, Präsident Verein LesBiSchwul Zug

Vor seinem Coming-out besuchte Wini den Treff regelmässig. Zu dieser Zeit wurde der Treff noch von der damaligen Aidshilfe Zug organisiert. «Heute kann man viele Kontakte im Internet knüpfen. Das gab es damals noch nicht. Entsprechend waren dieser Treff und der Austausch mit anderen LGBT-Freunden für mich extrem wertvoll», so Wini.

Heute ist LesBiSchwul Zug seit rund fünf Jahren ein eigenständiger Verein und führt den Treff in eigener Regie. In Zug aktiv ist die Gruppe aber schon seit bald 20 Jahren. Und auch heute noch ist der direkte Austausch im realen Raum wichtig. «Im Internet begegnet man Menschen nicht wie im realen Leben. Sich Face-to-Face über die eigene Sexualität austauschen zu können und andere LGBTs in echt zu treffen, ist für jeden anfangs ein wichtiger Schritt», ist Wini überzeugt.

Das Lokale als Stärke

Dass dies nur möglich sein soll, wenn man dafür nach Zürich reist, finden die Besucher des Queer-Treffs Zug befremdlich. «Gerade weil der Treff in Zug stattfindet, bietet er uns etwas, das es in Zürich nicht gibt: eine lokale Vernetzung der Zuger LGBT-Szene», stellt René klar.

«Wir möchten in unserer Heimatstadt ein Bewusstsein dafür fördern, dass es auch hier viele LGBT-Menschen gibt, die hier wohnen, arbeiten und leben.» Es gibt auch noch andere Gruppierungen und Angebote in der Zuger Queer-Szene. So etwa die Zuger Jugendgruppe Prisma, die sich vor allem an junge Menschen wendet.

Öffentlichkeit wird nicht gesucht

Zu sehr in den öffentlichen Fokus geraten möchten die Mitglieder des Vereins LesBiSchwul Zug als Privatpersonen jedoch nicht. Einige arbeiten etwa im schulischen Bereich und befürchten, Eltern könnten auf ein öffentliches Engagement für die Anliegen der LGBT mit Vorurteilen reagieren. Laut Wini sei dies eine heikle Gratwanderung zwischen Öffentlichkeitsarbeit und Selbstexposition, bei dem sich jeder seinen eigenen Weg suchen müsse.

Der Verein hat mit dem Paetter in Zug einen geeigneten Standort gefunden.

Der Verein hat mit dem Paetter in Zug einen geeigneten Standort gefunden.

(Bild: wme)

«Der Queer-Treff Zug ist weniger aufgeladen als andere Begegnungsplattformen», findet Alex. Genau dies schätzt er an dem monatlichen Treffen. «Hierhin komme ich nicht mit der Erwartung auf Feiern, Abenteuer oder für intensive LGBT-Themenarbeit. Hier kann ich mich einfach entspannt mit interessanten Menschen treffen, ohne dass die eigene sexuelle Orientierung im Dauerbrennpunkt steht.»

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