Zuger Wohnungsnot mal anders

Zwei Spinner bauen deine Traumwohnung

Bauen eine Fantasiewohnung – mitten in der Stadt Zug. (Bild: fam)

Ein Rasen in der Wohnung? Eine Mitbewohnerin namens BungaBunga? Ein Zimmer zum im Styropor Schwimmen? Mitten in Zug entsteht gerade eine Traumwohnung aus der gesammelten Verrücktheit einer Facebookgruppe. Mitträumen ist erlaubt.

«Am Montag morgen sind wir hier gestanden, und noch bevor wir etwas sagen konnten, hat man uns schon den Schlüssel in die Hand gedrückt», sagt Michel Kiwic vom Künstlerduo Hoffnung+Kiwi. Er steht barfuss in der Hitze, bald ist Gewitter angesagt, wir sind gleich bei der Haustür zur «Wohnung». So heisst das Kunstprojekt auf der Facebookseite der beiden.

Denn der Auftrag der städtischen Kulturchefin Jacqueline Falk ist nicht auf trockenen Boden gefallen. «Bespielt die Wohnung zwei Wochen lang, hat sie uns gesagt», erklärt Severin Hofer, er ist die Hoffnung im Team. «Und dann ist sie in die Ferien gefahren. Ich hoffe sie hat keinen Schock, wenn sie die Bilder sieht», sagt er und lacht.

Was die beiden mit der unverhofften Wohnung anstellen, ist ein Experiment mit der konzentrierten Fantasie ihrer Facebook-Freunde: Hier wird eine Traumwohnung gebaut. Nicht eine, wie die Immobilienheinis der Stadt, wegen denen das Haus wohl bald abgerissen wird, sie sich vorstellen. Sondern eine nach dem Geschmack einer Meute von zufälligen, begeisterten und frischgebackenen Inneneinrichtern: Hofer hat immer noch etwas Gras an den Schuhen, weil sich jemand eine Wiese in die Wohnung hineingewünscht hat. Das hat zwar allgemeine Sorge um den Parkettboden hervorgerufen, aber alles kein Problem. Die beiden wischen nach dem Giessen das Wasser wieder auf.

Der Parkett überlebt's dank schnellem Aufwischen.

Der Parkett überlebt’s dank schnellem Aufwischen.

(Bild: zvg (Hoffnung+Kiwi))

Budget gibts keines

Auch die Styropor-Verpackungsflocken haben überall Spuren hinterlassen, weil sich die Facebook-Freundin Ale Pepita vorgestellt hat, dass man in dieser Wohnung ein ganzes Zimmer dem Styropor-Schwimmen widmen könnte. Kein Ding für Hoffnung+Kiwi. «Das Styropor kann man gratis im Werkhof abholen», sagt Kiwic, das ist wichtig, denn Budget gibts keines. Was gewisse Dinge schwieriger macht.

Trotzdem hat die Fantasie-Wohnung schon eine Heimkinoanlage inklusive Spongebob-Film, eigene Hühner, ein neues Farbkonzept und eine Bewohnerin: Die Zugerin Jasmin BungaBunga hat sich kurzerhand entschlossen, einzuziehen und hier den Anfang zu ihrem ersten Krimi zu schreiben. Sie heisst wirklich so. Zumindest auf Facebook. Und schreibt in der ersten Nacht: «Super in der neuen Wohnung. Freu mich morgen auf das Frühstück.»

Bodypainting oder Babytier-Streichelzoo

«Es ist ein grosser Spielplatz», sagt Kiwic begeistert, «und er wird immer grösser». Gemeint ist beides, die Wohnung und die Facebookseite, die die beiden immer weiter mit den Bildern neuer Wohnungserrungenschaften bespielen. Sie ist das eigentliche Kunstwerk, die Seite. Kiwic bezeichnet die Kommentare darauf als «Werke». Wenn jemand sich etwa wünscht, dass in der Wohnung eine Handelsfirma gegründet werden soll, die mit Empathie, Liebe und Humor handelt. Oder wenn eine Dame aus Irgendwo drei Stunden lang nach Zug fahren will, um die Wände mit Bodypainting und wildem Rumhüpfen einzufärben.

Oder wenn jemand aus Brisbane sich einen «Baby animal petting zoo» wünscht. Kiwic starrt alle fünf Minuten aufs Handy, weil wieder jemand was Interessantes vorschlägt. «Und es gibt auch einen Twist», sagt Hofer und grinst. Aber den wollen die beiden erst am Sonntag verraten. Im Interview mit zentral+. Bis dahin gibts noch einiges zu gestalten an der wunderbaren «Wohnung». Den Hühnern gehts schon mal blendend.

Den Hühnern geht's gut – man hatte sich schon Sorgen gemacht.

Den Hühnern geht’s gut – man hatte sich schon Sorgen gemacht.

(Bild: zvg (Hoffnung+Kiwi))

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