Umstrittene Pläne in der Chäsimatt Rotkreuz

«Zwei Kletterhallen würden sich gegenseitig kannibalisieren»

Auf dem Gelände der heutigen Landi wird bald gebaut.

(Bild: hch)

Seit rund einem Jahrzehnt gibt es in Root eine grosse Kletterhalle. Diese ist etabliert und läuft. Doch nun könnte aus dem Norden Konkurrenz kommen. In der Überbauung Chäsimatt in Rotkreuz ist nämlich ebenfalls eine Kletterhalle angedacht. Eine Ankündigung, die bestehende Kletterhallen aufhorchen lässt.

In Rotkreuz wartet ein grosses Bauprojekt darauf, umgesetzt zu werden. Wegen der Fusion der Landis Rotkreuz und Zug wird der Laden in Rotkreuz massiv ausgebaut werden. Infolge der Bebauungsplanpflicht erfolgte für das Gebiet eine Gesamtplanung. Nun wird mit dem Projekt «Chäsimatt» der Rotkreuzer Dorfkern auf knapp 15’000 Quadratmetern aufgebrezelt.

Landi, wohnen und klettern

Im Rahmen einer städtebaulichen Verdichtung entsteht ein grosser Landi-Shop mit 2000 Quadratmetern Ladenfläche, 150 bis 200 Wohnungen sind angedacht. Dies rund um den neu geschaffenen «Chäsiplatz», der identitätsstiftend und fussgängerfreundlich werden soll. Der historische Charakter des alten Chäsigebäudes soll zudem erhalten bleiben. Weiter soll es mit einem neuen Aufbau überstülpt werden.

Wie der aktuellen Einladung der Gemeinde Risch zur Gemeindeversammlung zu entnehmen ist, ist das jedoch noch nicht alles. «Als künftige Nutzung ist hier eine öffentlich zugängliche Kletterhalle angedacht», steht da etwa beim Traktandum 3, dem Bebauungsplan Chäsimatt.

Zwei Kletterhallen im Umkreis von fünf Kilometern?

Mehr zu diesem Projekt sucht man vergeblich im Heft. Dennoch ist die Nachricht eine saftige. Die Idee einer Kletterhalle gleich beim Bahnhof Rotkreuz ist insofern verwegen, da es nur zwei S-Bahn-Stationen weiter und in fünf Kilometern Entfernung bereits eine etablierte Kletterhalle gibt.

So könnte die Überbauung Chäsimatt künftig aussehen. Im Hintergrund knapp zu erkennen: Winzige Kletterer am alten Chäsigebäude.

So könnte die Überbauung Chäsimatt künftig aussehen. Im Hintergrund knapp zu erkennen: Winzige Kletterer am alten Chäsigebäude.

(Bild: zVg)

2400 Quadratmeter ist diese gross, 13 Meter hoch sind die Kletterwände im «Pilatus Indoor», wie die Rooter Halle heisst. Muss diese bald um Kundschaft bangen?

Derzeit andere Themen im Fokus

Kurt Müller, Vertreter der Bauherrschaft des Projekts Chäsimatt, erklärt auf Anfrage: «Die Idee einer Kletterhalle ist noch nicht konkretisiert. Erst in einem Jahr wird darüber entschieden.» Und er ergänzt: «Es entstehen in der Chäsimatt ja nicht nur Wohnungen, es soll auch ein lebendiges Quartier werden. Da wäre eine Kletterhalle, oder aber ein Ort mit Klettermöglichkeiten, durchaus denkbar und wünschenswert.»

Dies nicht zuletzt auch deshalb, weil in den nächsten zwei Jahren 1500 Studenten in Rotkreuz ein und aus gingen und Klettern immer mehr zum Trendsport werde. Doch Müller betont: «Ob die Kletterhalle wirklich Sinn macht, wird eine Markt- und Bedürfnisanalyse zeigen. Derzeit stehen für uns ganz andere Themen im Fokus, so etwa der Hauptbau mit Wohnungen sowie die Landi, die unten ihr Geschäft haben wird.»

«Zwei Kletterhallen im Umkreis von fünf Kilometern machen aus unserer Prespektive überhaupt keinen Sinn.»

Andrea Lerch, Mitinhaber der Pilatus-Indoor-Kletterhalle

Bei der Kletterhalle Pilatus Indoor hat man Kenntnis über das mögliche Projekt in der Chäsimatt. Mitinhaber Andrea Lerch sagt: «Zwei Kletterhallen im Umkreis von fünf Kilometern machen aus unserer Prespektive überhaupt keinen Sinn.» Gäbe es zwei Hallen, würde der Qualitätsstandard massiv sinken, ist sich der Hallenmitbegründer sicher.

Würden mehr Hallen zu weniger Qualität führen?

«Ein Teil der Kunden würde wegfallen, wodurch unsere Einnahmen sinken würden», sagt Lerch. Und das wiederum würde zur Folge haben, dass man nicht mehr die Mittel zur Verfügung hätte, um beispielsweise gleich viele Routen zu schrauben oder neue Griffe zu kaufen. Und weiter: «Bereits heute sind wir finanziell eher sportlich unterwegs.» Der Betrieb rechne sich nur deshalb, weil schon jetzt viele Idealisten im Pilatus Indoor arbeiten würden, welche ohne grosse Löhne auskämen.

Zusammenfassend sagt Lerch: «Hätten wir zwei Kletterhallen in diesem Einzugsgebiet, wäre die Gratwanderung zwischen Bestehen und Nicht-Bestehen sehr schmal. Viel eher würde man sich gegenseitig kannibalisieren.»

«Die Projektgruppe in der Chäsimatt hat diesbezüglich ein sehr spannendes Konzept erarbeitet.»

Andrea Lerch, Mitinhaber der Pilatus-Indoor-Kletterhalle

Dies ist auch der Grund, warum Lerch und sein Team bereits vor Jahren proaktiv auf die zuständige Person im Chäsimatt-Projekt zugegangen seien. «Uns ist es wichtig, ein gesundes Angebot in der Region anzubieten, das sich gegenseitig ergänzt und nicht gegenseitig das Leben schwer macht», sagt Lerch. «Ein Projekt, das den Klettermarkt ergänzt, ist durchaus sinnvoll für alle Beteiligten», erklärt der passionierte Kletterer. «Die Projektgruppe in der Chäsimatt hat diesbezüglich ein sehr spannendes Konzept erarbeitet, das sehr gut in die Region passen würde.» Mehr könne und wolle Lerch jedoch nicht verraten. «Das ist Angelegenheit des Projektes Chäsimatt», sagt er abschliessend.

«Wir wollen den anderen Betrieben nicht wehtun.»

Karin Müller, Initiantin der Kletterhalle in der Chäsimatt

Die Idee einer Kletterhalle in der Chäsimatt hatte die Rotkreuzerin Karin Müller. Auch sie betont, dass das Projekt keine direkte Konkurrenz, sondern vielmehr eine Ergänzung des bereits bestehenden Angebots darstellen solle. «Wir wollen den anderen Betrieben nicht wehtun», sagt Müller auf Anfrage von zentralplus. «Dies auch im Wissen, dass im weiteren Umfeld neue Kletterhallen gebaut werden und andere bereits expandiert haben.»

Und sie weist darauf hin, dass es bis dato noch nicht möglich sei, konkret zu sagen, wie das Angebot im alten Chäsigebäude letztlich aussehen könne. «Das hängt etwa auch stark davon ab, wie die Verhandlungen mit der Bauherrschaft verlaufen», so Müller.

Und wie geht’s nun weiter in Sachen Chäsimatt? Im Juni kommt die Vorlage des Bebauungsplanes Chäsimatt im Rahmen der Gemeindeversammlung vor die Rischer Stimmberechtigten. Im Juli dieses Jahres ist die Planung des Bauprojekts angesetzt, sowie die Information über Grundrisse, Wohnungen, Gewerbe und Mietermix. Laut heutiger Planung soll im Herbst 2019 zu bauen begonnen werden, die Bauzeit werde gemäss Planung etwa zwei Jahre dauern.

Auf diesem Gebiet, gleich neben den Rotkreuzer Geleisen, wird künftig gebaut.

Auf diesem Gebiet, gleich neben den Rotkreuzer Geleisen, wird künftig gebaut.

(Bild: zVg)

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