Clinch um die Erschliessung

Zwei Älpler kämpfen im Entlebuch gegen Pro Natura

Die beiden Älpler informierten an einer Medienkonferenz vor Ort im Entlebuch über den Rechtsstreit. (Bild: zvg)

Zwei Landwirte haben einen bestehenden Karrweg auf ihren Alpen im Gebiet Lauenberg in Stand gestellt. Jetzt gibt es deswegen Knatsch mit Pro Natura und dem Kanton Luzern. Nun muss das Kantonsgericht entscheiden.

Die beiden Landwirte Urs und Hanspeter Renggli kämpfen vor Gericht für die hinreichende Erschliessung ihrer Alpen. Aus ihrer Sicht stehen nicht nur bäuerliche Existenzen auf dem Spiel. «Auch die ökologisch wertvolle Moorlandschaft im Gebiet Lauenberg droht verloren zu gehen. Ohne menschliche Bewirtschaftung verbuschen die Moore innert weniger Jahre», schreiben sie in einer Medienmitteilung.

Die drei Lauenberger Alpen in Finsterwald werden seit Generationen bewirtschaftet und gepflegt. Die untere gehört heute Urs Renggli, die mittlere und obere sind im Besitz von Hanspeter Renggli. «Die Alpbetriebe sichern den beiden Bauernfamilien ihre finanzielle Existenz», wird Urs Renggli in der Mitteilung zitiert. «Um die Alpen weiterhin bewirtschaften können, müssen wir mit einem Traktor zu unseren Gebäuden fahren können. Ohne hinreichende Erschliessung und zeitgemässe Gebäude können wird die Alpbetriebe nicht erhalten.»

Weg besteht mutmasslich seit 140 Jahren

Die Lauenberger Alpen befinden sich mitten in der grössten Moorlandschaft der Schweiz. Sie sind mit einem Karrweg erschlossen. Die Erschliessung der Alpen führt seit über 140 Jahren über die besagten Parzellen, wie eine Karte von 1880 zeigt.

2015 hat Urs Renggli seinen Wegabschnitt instand gestellt, indem er einen Holzrost verlegte. 2016 haben die beiden Älpler ein Baugesuch eingereicht, um auch die übrigen Abschnitte für Geländefahrzeuge befahrbar zu halten.

Der Zugang zu den drei Lauenberger Alpen in Finsterwald ist ein juristischer Zankapfel.
Der Zugang zu den drei Lauenberger Alpen in Finsterwald ist ein juristischer Zankapfel. (Bild: zvg)

Bewirtschaftung aus Sicht der Älpler notwendig

Während die Naturschutzorganisation Pro Natura dieses Vorhaben bekämpfte, erteilte die Gemeinde Entlebuch den beiden Älplern die Baubewilligung. Die Naturschutzorganisation reichte daraufhin Beschwerde ein. Der Fall ist zurzeit beim Kantonsgericht hängig.

Moore und Moorlandschaften sind seit 1987 mit dem «Rothenturm-Verfassungsartikel» geschützt. Eingriffe sind nur erlaubt, wenn sie den Schutzzielen nicht widersprechen, oder wenn sie notwendig sind, um die Schutzziele zu erreichen. Bei den Lauenberger Alpen ist aus Sicht der Älpler letzteres der Fall.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Ehrenbold
    Ehrenbold, 08.07.2021, 17:09 Uhr

    Die bestehenden Wege, mit denen die Alpen seit langem erschlossen sind oder gar die Bewirtschaftung der Alpweiden stehen hier sicher nicht zur Diskussion. Aber wenn die Landwirte die Wege über Jahre ausbauen, verbreitern, ohne Bewilligung neue Abschnitte erstellen und dabei sogar wertvolle Moorflächen zerstören, läuft offensichtlich etwas falsch. Dann noch zu behaupten, dies sei nötig, um die Moorbiotope zu erhalten, ist zynisch. Übrigens: Ein Vorgängerprojekt für die Erschliessung derselben Alpen wurde bereits 2013 von einer Fachkommission des Bundes abgelehnt. Begründung: zu starke Beeinträchtigung von Lebensräumen. Dies kümmerte aber offenbar weder die Eigentümer noch die Behörden…

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