Kooperation mit Kloster Kappel

«Zuwebe» bietet neue Arbeitsplätze im Klostergarten

Noah Vetter (rechts), einer der Zuwebe-Klienten, die im Klostergarten arbeiten, mit Zuwebe-Leiter Antonio Gallego (l.).

Die Zuwebe führt seit Februar versuchsweise die Bio-Gärtnerei im Kloster Kappel. Ein Rundgang mit Zuwebe-Chef Antonio Gallego durch Tomaten-, Kohlrabi- und Spinatbeete.

Ideales Wetter für eine Besichtigung: Am Freitagmorgen scheint die Sonne auf die historischen Gebäude des Klosters Kappel. Zum Seminarhotel und Bildungshaus der evangelisch-reformierten Kirche des Kantons Zürich gehört ein grosser Garten. Er umfasst zirka 1,3 Hektaren Land am Fuss der Klostergebäude. Hier arbeiten seit Februar fünf Menschen aus dem Kanton Zug mit einer psychischen Beeinträchtigung oder geistigen Behinderung.

Arbeitsplatz mit Aussicht

Es ist idyllisch-ruhig im Klostergarten, man geniesst die Aussicht auf die Zentralschweizer Alpen. Ein schöner Arbeitsplatz. Mit Antonio Gallego, dem Vorsitzenden der Zuwebe-Geschäftsleitung, besichtigen wir den Betrieb (Impressionen in der Bildergalerie unten).
Aus einem der Treibhäuser, wo Kohlrabi, Spinat und anderes Gemüse wachsen, taucht Noah Vetter auf. Er ist einer der ersten Zuwebe-Klienten, die sich für die Gartenarbeit meldeten. Gallego fragt ihn, wie es geht. «Sehr gut», sagt er. Der junge Mann blüht in seiner neuen Arbeit auf. Sie reden über Pflanzen. Und über einen kleinen Vogel, der wohl aus dem Nest gefallen ist, und sich im Efeu neben einem Blumenbeet versteckt.

Neuland für die Zuwebe

«Für die Zuwebe ist die Gartenarbeit ein neues Gebiet» sagt Gallego. Und er erzählt zentralplus, wie das Projekt zustande kam. Die Kooperation zwischen dem Kloster Kappel und der Zuwebe sei durch alte persönliche Bande entstanden. Gallego besuchte eine Weiterbildung im Kloster. «Meine Primarlehrerin sitzt in der Geschäftsleitung der Bildungsinstitution und las meinen Namen. So kamen wir wieder in Kontakt.» Der Zufall wollte es, dass die Bildungsinstitution ihren bio-zertifizierten Gärtnereibetrieb nicht mehr weiterführen wollte. Aus finanziellen Gründen.

Zuwebe hat weniger Aufträge

Eine Chance für die Zuwebe. «Für unsere Klientinnen und Klienten bietet die Klostergärtnerei attraktive Arbeitsplätze mit Kontakt zur Natur, was eine ideale Ergänzung zu den bestehenden geschützten Arbeitsplätzen ist», sagt Gallego.
Die Kooperation mit dem Kloster Kappel sei für die Zuwebe ausserdem eine Chance zur richtigen Zeit, sagt der Zuwebe-Chef.  Denn auch Unternehmen mit einem sozialen Auftrag  bekämen zu spüren, wenn Unternehmen beispielsweise aus Kostengründen ihre Arbeiten ins Ausland vergeben. «Die einfachen Industriearbeiten gehen immer mehr verloren. Wir müssen für unsere Klienten neue Arbeit finden.« Eine weitere Herausforderung: Die Zuwebe ist ebenfalls vom Entlastungsprogramms des Kantons betroffen, die Beiträge an die Institution werden ab 2017 um zehn Prozent gekürzt.

Interesse ist grösser als Angebot

Wir laufen durch den Betrieb. Es gibt einige Treibhäuser, wo zum Beispiel Salat, Kohlrabi, Spinat und Gewürze wachen. Aber auch Freiland-Beete. Mit Erdbeeren. Die roten Früchtchen verstecken sich aber noch vor unseren Blicken.

Nun führt die Zuwebe also eine Biogärtnerei. Man habe intern gefragt, wer das einmal ausprobieren wolle, und spontan hätten sich einige Personen gemeldet. Darunter Noah Vetter.  Laut Gallego ist das Interesse gross an der Arbeit in der Gärtnerei. Doch vorerst ist es ein Versuch und man müsse die Anfragenden – auch Externe – auf später vertrösten. Die Zuwebe und das Kloster haben einen einjährigen Kooperationsvertrag unterschrieben. «Während dem Probejahr können sich das Kloster Kappel und die Zuwebe besser kennenlernen und herausfinden, ob beide Seiten von einer langfristigen Zusammenarbeit profitieren könnten.»

Im Herbst wollen die Leitungsgremien der beiden sozialen Institutionen entscheiden, ob die Zuwebe den Betrieb definitiv übernimmt. Ziel wäre, einen langfristigen Vertrag über 10 bis 15 Jahre abzuschliessen.

Fünf geschützte Arbeitsplätze

Momentan haben fünf Zuwebe-Klienten einen geschützten Arbeitsplatz in der Gärtnerei (380 Stellenprozente). Betreut werden sie von total sechs Personen mit Teilzeitpensen (290 Stellenprozente). Fachliche Unterstützung erhält die Zuwebe ausserdem von den Frauen, welche die Gärtnerei bisher geführt haben.
Ziel sei es laut Antonio Gallego, zirka zehn geschützte Arbeitsplätze zu schaffen. «Wenn der Versuch erfolgreich verläuft, wollen wir ausserem einen Lernenden oder eine Lernende als Gärtner EBA ausbilden.»

«Wir wollen einen Lernenden oder eine Lernende als Gärtner EBA ausbilden.»
Antonio Gallego, Vorsitzender Geschäftsleitung Zuwebe

Setzlingsmarkt an diesem Wochenende

Wie können die Zuger das Projekt allenfalls unterstützen? «Indem sie uns besuchen und Setzlinge kaufen», sagt Antonio Gallego und lacht. An diesem Freitag und Samstag finden die «Tomatentage» statt. Die Bio-Gärtnerei verkauft 43 verschiedene Tomatensetzlinge in Bioqualität, darunter auch einige seltene Pro Specie Rara-Sorten.
Ausserdem kann man verschiedene Eigenprodukte der zuwebe – von der Gartenlaterne über das Insektenhäuschen bis zur Postkarte kaufen. Ein Wettbewerb führt mit Fragen durch den Garten.

Direktverkauf und Gemüseabos

Abgesehen von diesem Spezialtag gibt es einen Direktverkauf von Gemüse und Blumen (von Montag bis Freitag). Und man kann ein «Gemüse-Abo» bestellen. Das frische Gemüse wird in einer handlichen Schachtel bereitgestellt, die man im Klostergarten abholen muss. «Für einen Versand sind die Produktionsmengen noch zu klein», erklärt Gallego. Die Zuwebe wird die Bioprodukte ebenfalls in ihren Restaurants verarbeiten.

«Für einen Versand sind die Produktionsmengen noch zu klein»

Der Frühling ist da

Im Bio-Klostergarten wachsen aber nicht nur Tomaten. Es gibt 10 verschiedene Sorten Salat, 18 Gemüsearten sowie ein- und mehrjährige Kräuter zu kaufen. Obwohl der Winter für ein paar Tage nochmals Einzug gehalten, gedeiht dies alles bereits prächtig.

Die Zuwebe-Leute sind übrigens nicht die einzigen Zuger im Kloster Kappel. Die Montessori-Tagesschule Baar gärtnert ebenfalls, sie bewirtschaftet einen Schulgarten mit Blumen im Klostergarten.

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