Knappes Resultat: Keine Nachzählung der Stimmen

Zurück auf Feld 1: Baarer und Zuger Behörden schwer enttäuscht

Fröhlich sieht anders aus: Vertreter der Stadt Zug, der Gemeinde Baar und der beiden Komitees nehmen Stellung zum überraschenden Abstimmungsresultat.

(Bild: mbe.)

Der Bebauungsplan Unterfeld ist in Baar überraschend abgelehnt und in Zug angenommen worden. Es war knapp: In Baar gaben 60 Stimmen, in Zug 105 Stimmen den Ausschlag. Die Enttäuschung ist gross bei den Behörden und den Befürwortern. Stimmen zum Ergebnis und wie es jetzt weitergehen soll.

«Es war eine polarisierende Abstimmung», sagte der Zuger Stadtpräsident Dolfi Müller an der Medienorientierung zur Unterfeld-Abstimmung (zentralplus berichtete). «Das knappe Resultat wirft sogleich die juristische Frage nach einer Nachzählung auf», fügte Müller hinzu. 105 Stimmen gaben auf Zuger Seite den Ausschlag, dass ein Ja und kein Nein resultierte. Laut Müller ist keine Nachzählung vorgesehen.

Auf Baarer Seite, wo das Abstimmungsergebnis gerade umgekehrt ist mit einem Nein zum Bebauungsplan, sprach Gemeindepräsident Andreas Hotz ebenfalls von einem «Kopf-an-Kopf-Rennen» bis zum Schluss. Nur 60 Stimmen gaben in Baar den Ausschlag. Laut Hotz sei auch hier keine Auszählung vorgesehen, da das Resultat über dem vom Kanton vorgesehenen Quorum liegt, wo eine Nachzählung nötig ist.

Hotz kann sich den Widerstand nicht erklären. An die erste Orientierungsversammlung 2016 in Baar seien rund 300 Personen gekommen, einzelne hätten sich kritisch geäussert. «Aber dieses Ergebnis überrascht uns», meinte Hotz.

«Wir wissen nicht, wie es weitergeht.»
Paul Langenegger, Baarer Gemeinderat

Bis in drei Jahren neuen Plan vorlegen

Der Baarer Bauvorstand Paul Langenegger äusserte sich unverblümter: «Für uns ist es eine grosse Enttäuschung. Wir wissen nicht, wie es weitergeht und müssen das Resultat in den nächsten Tagen analysieren.»

Der Zuger Bauvorsteher André Wicki meinte, der Planungsprozess habe sechs Jahre gedauert und man sei nach wie vor der Meinung, dass man damit etwas Gutes für die Bevölkerung realisiert hätte. Laut Wicki muss gemäss dem kantonalen Baugesetz innerhalb von drei Jahren ein neuer Plan vorliegen.

«Die Massstabslosigkeit des Projekts hat wohl Ängste ausgelöst.»
Ignaz Voser, CSP-Gemeinderat Stadt Zug

Was sagen die beiden Komitees, wie interpretieren sie die knappe Ablehnung? Der Zuger CSP-Gemeinderat Ignaz Voser vom Nein-Komitee meinte, die «Massstabslosigkeit» des Projekts habe wohl Ängste ausgelöst. «Man stellt da etwas in die Landschaft, was da nicht hinpasst.»

Für Eliane Birchmeier vom Ja-Komitee, dem alle bürgerlichen Parteien von Zug und Baar angehörten, ist das Ergebnis in Zug erfreulich. «Wir bedauern aber das negative Signal in Baar», sagt Birchmeier. Man sei nach wie vor überzeugt, dass attraktiver und günstiger Wohnraum ein Anliegen sei. Michael Arnold meinte, die Gründe für das Nein in Baar zu finden, sei schwierig. «Das Projekt war sicher gut.»

«Wir bedauern das negative Signal in Baar.»
Eliane Birchmeier, FDP-Gemeinderätin Stadt Zug

Kritiker hoffen, dass Grundeigentümer mit ihnen reden

Der Widerstand gegen das Unterfeld-Projekt kam in Zug und Baar vor allem von linker Seite. Dort zeigte man sich gestern erfreut über das Nein. «Die schönen Bilder und Versprechungen der Eigentümer haben die Bevölkerung nicht überzeugt», sagt die Stadtzuger ALG-Gemeinderätin Astrid Estermann gegenüber zentralplus. Die sechs gewaltigen Hochhäuser seien zu wuchtig gewesen. Auch das Verkehrskonzept habe nicht überzeugt. Die Orientierung an der Nachhaltigkeit, welche in der Ja-Kampagne hervorgehoben wurde, sei zwar positiv. «Mit welchen Kriterien die Eigentümer dies aber einlösen wollten, blieb unklar.»

Estermann hofft, dass die Grundeigentümer mit den Kritikern das Gespräch suchen. Man wolle konstruktiv an einem besseren Projekt mitarbeiten.

Für die Zuger SP-Gemeinderätin und Parteipräsidentin Karin Hägi ist die Ablehnung in Baar ein Zeichen, dass die Leute kritischer hinschauen. «Man hat bei den Dimensionen des Projekts eindeutig die Grenzen überschritten», sagte Hägi zu zentralplus.

Zur Frage, ob die Kritiker damit ein Projekt mit preisgünstigen Wohnungen abgeschossen haben, meinte die SP-Politikerin, diese seien ohnehin festgeschrieben auf dem Grundstück. «Insofern müssen wir kein schlechtes Gewissen haben. Aber das war schon ein Thema bei uns.»

Gemeinden bereit zur Zusammenarbeit

Wie geht’s nun weiter? Die Gemeinden wollen weiter zusammenspannen für einen neuen Bebauungsplan. «An der Zusammenarbeit zwischen Zug und Baar ist das Ganze sicherlich nicht gescheitert», meinte der Zuger Stadtpräsident Dolfi Müller. Sein Baarer Amtskollege Andreas Hotz sagte, er wünsche sich weiterhin «ein Projekt aus einem Guss».

Ob die Grundeigentümer das auch wollen, ist offen. Von ihnen war niemand an der Orientierung anwesend.

Die Orientierung im Burgbachsaal wurde vor allem von Politikerinnen und Politikern besucht.

Die Orientierung im Burgbachsaal wurde vor allem von Politikerinnen und Politikern besucht.

(Bild: mbe.)

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