Schüür-Leiter wechselt zum Blue Balls

Zum Karrieresprung gibts einen Maulkorb

Thomas Gisler arbeitet ab 1. April 2016 fürs Blue Balls Festival. Dieses dehnt sich jeweils vom KKL entlang des Quais bis zum Pavillon am Schweizerhofquai (Bild) aus. (Bild: zVg)

Thomas «Gisi» Gisler klettert die Karriereleiter rauf. Er schmeisst als Schüür-Geschäftsführer den Bettel hin und heuert beim Blue Balls Festival Luzern an. Wo er prompt einen Maulkorb verpasst bekommt. Dafür erläutern seine Schüür-Kollegen, wie sie die After-Gisi-Ära einleiten wollen und wer als Nachfolger in Frage kommen könnte.

Er hat ein Drittel seines Lebens in der Luzerner «Schüür» verbracht. Nun, nach 13 Jahren, verlässt Geschäftsführer Thomas «Gisi» Gisler (siehe Box) das Konzerthaus an der Tribschenstrasse 1. Ab 1. April ist Gisler bei Blue Balls Music mit Sitz in Zürich für die Abwicklung des beliebten Luzerner Festivals in den Bereichen Artist Relations und Production verantwortlich. Ab 2017 wird er dann auch fürs Programm verantwortlich sein, wie Blue Balls Music diesen Montag mitgeteilt hat. Damit wird künftig ein Luzerner für die musikalische Bandbreite des Blue Balls Festivals in Luzern zuständig sein. Dieses zählt mit 100’000 Besuchern zu den bedeutensten Festivals der Schweiz und findet heuer vom 22. bis 30. Juli statt. 

Die Gesamtleitung liegt weiterhin beim Festival-Direktor Urs Leierer, der sich laut Medienmitteilung «sehr freut, mit Thomas Gisler einen Luzerner im Team zu haben, der langjährige Erfahrung im Bereich kultureller Events mitbringt».

Vom Elektrozeichner zum Kulturkopf

Gisler ist gelernter Elektrozeichner. Er hat von 1999 bis 2002 beim Luzerner Jugendradio 3fach gearbeitet. Ab 2002 war er in der Schüür zuerst fürs Booking zuständig, später kam die Programmleitung hinzu. Seit 2007 sitzt er in der Geschäftsleitung des Konzerthauses und seit 2013 amtet er dort als Leiter. Ab 1. April  wird er nun fürs Blue Balls Festival arbeiten.

Dass Gisler, der für zentral+ auch als Blogger schreibt, künftig in einer anderen Liga spielt, ist nur schon an der Kontaktaufnahme spürbar. Normalerweise können Journalisten «Gisi» einfach direkt anrufen. Dann plaudert man, schickt die Quotes eventuell zum Gegenlesen, das war’s. Herrlich unkompliziert.

Zuerst zusagen, dann abschmettern

Bei Gislers neuem Arbeitgeber, Blue Balls Music, weht da ein anderer Wind – steife Brise nichts dagegen. Persönliches Gespräch? Keine Chance. Gisler kriegt einen Telefon-Maulkorb, und an den hält er sich auch, wie er auf Anfrage sagt. «Darf ich Sie bitten, mir die Fragen zu schicken, welche wir gerne schriftlich beantworten», schreibt Cynthia Hanimann, «Assistant to Urs Leierer», am Montag um 12 Uhr auf unsere Anfrage. Und schiebt unbarmerzig nach: «Es gibt keine Telefoninterviews.» Spontanes Nachfragen wird so verunmöglicht. Sowas gibt’s in Luzern sonst nur bei komplizierten Behörden. Und das, obwohl es hier ja bloss um Thomas Gisler geht, und nicht um Weltstars wie Lenny Kravitz oder Xavier Naidoo.

Wie auch immer, wir fügen uns zähneknirschend und schicken unsere Fragen kurz nach Mittag nach Zürich. Und dann warten wir, und warten und warten. Bis sich Hanimann um 17.30 Uhr endlich meldet. Allerdings nicht mit den versprochenen Antworten: «Leider möchten wir mit Interviews abwarten, bis Thomas Gisler seine Stelle angetreten hat, und danken Ihnen für das Verständnis», schreibt sie im Mail. Auch auf telefonische Nachfrage (das geht erstaunlicherweise) lässt sie sich nicht erbarmen. Man habe nun mal so entschieden, richtet sie kühl aus.

Das erstaunt doch einigermassen. Denn zentral+ hätte bloss gern ein paar ganz banale Dinge gewusst. Nichts heikles, nichts, welches das Blue Balls-Imperium aus den Angeln gehoben hätte. Anbei ein Auszug aus den gestellten Fragen: Was reizt Sie an der neuen Stelle? Wie viel Stellenprozent umfasst das Amt ab 1. April? Und ab 2017? Ab 1. April sind Sie zuständig für Talent Buying, Artist Relations und Production. Was heisst das genau? Ab 2017 sind Sie auch fürs Programm zuständig: Was beinhaltet das genau? Wie lautet Ihre Bilanz nach 13 Jahren Schüür?

Nun warten wir halt ab, bis Gisler die Stelle antritt, und hoffen, dass er uns dann sagen darf, was er beim Blue Balls eigentlich macht.

Gott sei Dank deutlich transparenter und unkomplizierter verlief unsere Anfrage bei der Schüür, wo wir uns nach den Auswirkungen von Gislers Abgang erkundigt haben:

Auftakt zur Suche nach Gisi-Nachfolger

Nach dem bevorstehenden Abgang von Thomas Gisler aus der Schüür-Geschäftsleitung muss sich das Konzert- und Partyhaus nun auf die Suche nach einem Nachfolger machen. Schüür-Präsident Björn Berendonk sagt dazu: «Wir werden die Stelle von Thomas Gisler noch diese Woche ausschreiben. Im Idealfall finden wir eine Lösung, die nahtlos anschliesst.» (Hinweis der Redaktion: Die Stelle wurde einen Tag nach dem Gespräch ausgeschrieben, siehe Link. Ein Auszug daraus: «Die Stelle möchten wir mit einer unternehmerisch denkenden, initiativen Persönlichkeit mit umfassender Fachkompetenz und mehrjähriger Erfahrung auf dem gesamten Gebiet der Event- und Gastroorganisation besetzen.» Bis 31. Januar kann man sich bewerben.)

Mögliche Nachfolgekandidaten habe man laut Berendonk noch keine ins Auge gefasst. «Wir sind aber sicher, dass sich dafür genügend geeignete Personen interessieren. Diese können, müssen aber nicht aus Luzern kommen. Nebst externen Kandidaten sind auch interne willkommen.»

Zu Gislers Wirken sagt Berendonk, der sich auch schon seit immerhin gut zehn Jahren für die Schüür engagiert: «Gisi ist eine prägende Figur, nicht nur für die Schüür, sondern für die ganze Luzerner Kulturszene. Er verfügt über ein grosses Wissen und ein gutes Netzwerk im Bereich Musik, wovon wir sehr profitieren konnten.» Sein Abgang werde sicher nicht einfach zu kompensieren sein. Aber neue Leute bringen laut Berendonk auch immer neue Ideen ein, und das könne eine Chance für die Schüür sein. «Zudem macht es uns natürlich auch stolz, wenn unsere Leute den Sprung zu solch renommierten Institutionen wie dem Blue Balls schaffen.»

In der Schüür-Geschäftsleitung engagieren sich nebst Präsident Björn Berendonk aktuell folgende Personen: Melchior Bendel, Thomas Dittrich, Dominik Hangartner, Thomas Küttel, Hannes Sigrist und Julia Stirnimann.

Hinweis: zentral+ orakelt, wer die heissesten Anwärter für den Job sein könnten – hier gehts zum Artikel!

Musik und Partys in der Luzerner Schüür – künftig ohne Thomas Gisler als Geschäftsführer.

Musik und Partys in der Luzerner Schüür – künftig ohne Thomas Gisler als Geschäftsführer.

(Bild: zVg)

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