Komiker Beat Schlatter über das Schwingen

Zum ESAF gibts 50 Kilo frisch Geschlachtetes

Kulturaustausch: Für den Film «Hoselupf» reiste Beat Schlatter (Mitte) und der Berner Eidgenosse Christian Stucki zu den Sumo-Ringern nach Japan. (Bild: zvg)

Ein Dok-Film machte den Zürcher Hipster Beat Schlatter zum Experten und Schwingfreund. Deshalb feiert er das «Eidgenössische» auf eine sehr spezielle Weise.

«Hoselupf – oder wie man ein Böser wird» hiess der Film aus dem Jahr 2011, der erstmals zeigte, dass Schwingen auch in urbanen Kreisen geschätzt wird. Da der Hype um den Schweizer Nationalsport seither immer noch zunimmt, wollte zentralplus vom Zürcher Komiker Beat Schlatter (58) wissen, was die Faszination ausmacht und wie die Schwinger typischerweise ticken.

zentralplus: Wann standen Sie das letzte Mal im Sägemehl?

Beat Schlatter: Erst vor kurzem. Ich schwinge zwar nicht mehr, nehme aber ab und zu am Konditionstraining im Schwingclub Zürich teil, wo ich Passivmitglied bin. Wenn auch nicht allzu lange, da ich sonst nicht mehr die Treppe aus dem Schwingkeller hochkommen würde.

zentralplus: Wie waren Sie überhaupt drauf gekommen, einen Film über das Schwingen zu machen?

Schlatter: Ich hätte in einem Schweizer Film den Coach einer Fussballmannschaft spielen sollen, doch das Projekt kam nicht zustande. Dann kam die Idee auf, einen Film über das Schwingen zu machen, weil viele Schweizer wenig darüber wissen. Wir wollten aber einen echten Kampf zeigen – keinen inszenierten Fight, wie das im Kino oft der Fall ist.

zentralplus: Tatsächlich fährt Christian Stucki im Film nach Japan, um Sumo zu ringen und Sie schwingen an einem ESAF.

Schlatter: Genau, und daher hatte mich dann der Produzent und Regisseur, This Lüscher, angefragt, ob ich ein Jahr für den Film trainieren würde – im Schwingklub, mit einem Personal Trainer und ausserdem noch zweimal wöchentlich im Fitnessclub. So bin ich in diese Welt hineingekommen, habe Schwinger kennen gelernt und Freunde gefunden.

Ernstkampf: Der Zürcher Komiker Beat Schlatter misst sich für den Film «Hoselupf» am ESAF 2010 mit einem Jungschwinger.

zentralplus: Der Film zeigte auch die Euphorie, die es ums Schwingen seit über 10 Jahren gibt. Plötzlich interessierten sich Städter und Hipster für die Sportart. Gibt es denn wegen des Rummels auch mehr Schwinger?

Schlatter: Bei uns leider nicht, obwohl wir es uns wünschten. Und obwohl wir in Zürich auch einen der schönsten Schwingklubs der Schweiz haben. Aber wir haben keinen Star in unseren Reihen. Wenn ein Reichmuth, Wicki, Stucki oder Laimbacher in einen Klub trainieren kommen, so zieht das auch mehr Jugendliche an.

«Es wäre es schön, wenn dieses Mal ein Innerschweizer gewinnt.»

zentralplus: Sind Sie heuer auch Gast am ESAF?

Schlatter: Am Samstag gewiss. Am Sonntag mache ich etwas Lustiges. Am Nachmittag ab 14 Uhr moderiere ich auf Radio SRF1 die «Radio Bingo Show». An dieser gibt es immer spezielle Preise zu gewinnen. Ich habe mir diesmal etwas ausgedacht, das mit dem Schwingfest zu tun hat.

zentralplus: Was?

Schlatter: Der Sieger bekommt ja einen Muni als Lebendpreis. Bei uns dagegen gibt es Frischgeschlachtetes. Ich nehme am Sonntag früh die Punktzahl eines Schwingers, der sehr gut im Wettkampf liegt und setze sie für die Anzahl Kilo Fleisch, die es zu gewinnen gibt. Wenn er um 14 Uhr zum Beispiel 45 Punkte hat, dann beginnen wir mit 45 Kilo Fleisch, die es zu gewinnen gibt. Wenn der Schwinger weiter gewinnt, gibt es ein paar Kilo dazu. Das Fleisch stammt von einem Bauern, der direkt vermarktet, und hat die bessere Qualität als in der Migros oder bei irgendeinem Metzger.

zentralplus: Wer wird dieses Jahr König? Ihr Tipp?

Schlatter: Sicher kein Zürcher. Da die Berner mit YB schon im Fussball gewonnen haben, wäre es schön, wenn dieses Mal ein Innerschweizer gewinnen könnte. Die Chancen stehen ja gut. Reichmuth Pirmin oder Wicki Joel gefallen mir. Auch Orlik Armon muss man auf der Rechnung haben. Ich würde mich auch freuen, wenn Käser Remo gewinnen würde. Dass der Sohn eines Schwingerkönigs obenauf schwingt, gabs noch nie. Aber dafür ist es vielleicht noch bisschen früh.

zentralplus: Wie reisen Sie ans ESAF in Zug?

Schlatter: Mit dem Zug. Estavayer lag für mich weit weg, Zug ist wunderbar nahe. Zumal es nun auch Nachtzüge gibt, mit denen man heimfahren kann.

zentralplus: Sie waren verschiedentlich in Zug, haben in der Chollerhalle auch live eine Bingo-Show gespielt. Welches ist Ihr Lieblingsplatz in der Stadt?

Schlatter: In Zug wohnt einer meiner besten Freunde. Bei ihm sitze ich immer im Garten, wenn ich dort bin.

zentralplus: Wo halten Sie sich in Luzern auf?

Schlatter: Die Auftritte finden in der Regel im Kleintheater statt, einmal auch in der Schüür. Privat mag ich es, vor einem der Fünfsternehotels am Quai zu sitzen, ein Clubsandwich zu essen, einen Halbeli Weisswein zu trinken und in die Landschaft rauszuschauen.

zentralplus: Der Film «Hoselupf» hat Sie zu einem Schwingexperten gemacht. Vor dem letzten Eidgenössischen haben Sie fürs Fernsehen SRF sogar Homestorys gemacht.

Schlatter: Das ist ein bisschen übertrieben. Ich habe die verschiedenen Schwingkeller in der Schweiz besucht und sie fürs Sportpanorama in einer lustigen Serie vorgestellt.

«Schwinger sind heutzutage Spitzensportler.»

zentralplus: Was tun Sie dieses Jahr?

Schlatter: Ich hatte sehr viele Anfragen, aber weil ich schon die «Radio Bingo Show» übers Schwingen mache, belasse ich es dabei. Ich wäre ungeheuer gern am Sonntagmorgen beim Anschwingen dabei, oder am Abend bei der Kranzfeier. Aber wenn man arbeiten muss, steht immer die Büez im Vordergrund – man kann die Sache nicht gleich geniessen.

zentralplus: Waren Sie schon mal an einem Frauenschwingen?

Schlatter: Ja, aus Neugier und auch aus beruflichen Gründen. Aber es ist nicht so, dass ich Anfang Jahr den Terminkalender nach Frauenschwingen absuchen würde.

zentralplus: Sie haben reichlich Erfahrungen in den Schwingkellern gesammelt: Wie sieht der typische Schwinger aus?

Schlatter: Das hat sich stark verändert – die optische Erscheinung eines typischen Schwingers spätestens mit Kilian Wenger. Und ein Christian Stucki zum Beispiel wohnt zwanzigmal moderner als ich. In seiner Küche zeigt der Dampfabzug nach unten und nicht zur Decke. Auch die ganze Ernährungskultur richtet sich stark an modernen Erkenntnissen aus – Schwinger sind heutzutage Spitzensportler.

zentralplus: Was sind das typische Lieblingsgericht und der Lieblingssound eines Schwingers?

Schlatter: Schnitzel Pommes frites ist es eher nicht. Als ich das erste Mal Schwinger eingeladen habe, bin ich extra noch ins Brockenhaus gegangen, um Kassetten mit Ländlermusik zu kaufen, und habe ihnen Fleischkäse mit Kartoffelsalat vorgesetzt. Sie haben es schon gegessen, aber vielleicht auch nur aus Höflichkeit. Das Bild ist jedenfalls total veraltet. Die hören alles Mögliche an Musik, Mundartrock zum Beispiel.

zentralplus: Was essen und trinken Sie selbst am liebsten?

Schlatter: Grundsätzlich bin ich Biertrinker. Bei der Ernährung achte ich auf die Gesundheit, kaufe viel Gemüse auf dem Markt. Dort bin ich oft: Denn es ist ein Vorteil, in der Mitte der City regelmässig tolle Bauern zu treffen und sich mit ihnen zu unterhalten.

zentralplus: Als «Hoselupf» ins Kino kam, wirkten Sie ab und zu bei Dokumentarfilmen mit. Gibt’s neue Pläne?

Schlatter: Mal sehen. Der letzte Film, der gerade auch im Fernsehen lief, war «Flitzer» – eine Film-Komödie, in der auch der Schwinger Christian Stucki mitspielt. Daneben moderiere ich die «Radio Bingo Show» und spiele auch immer wieder auf der Bühne, unter anderem die Live-Bingo-Show. «Die Bank-Räuber» heisst das Stück, das ich schon achtzigmal gespielt habe.

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