Streit um Geschäftsmieten nach Lockdown

Zuger Wirtschaft kommt mit blauem Auge davon – und doch droht ein Lädeli-Sterben

Aufgrund seiner wirtschaftlichen Ausrichtung ist Zug am wenigsten von der akutellen Diskussion um die Geschäftsmieten betroffen. (Bild: woz)

Die meisten Schweizer Geschäfte haben sich mit ihren Vermietern geeinigt – und einen Mieterlass für die Zeit des Lockdowns vereinbart. Wie ein Bericht zeigt, war dieser Schritt in Zug landesweit am seltensten nötig. Dennoch rechnen die Gewerbler mit Härtefällen.

Sollen Vermieterinnen von Geschäftsflächen ihren Mietern, die wegen des Lockdowns grosse Umsatzeinbussen in Kauf nehmen mussten, entgegenkommen? Diese Frage war in der ganzen Schweiz in aller Munde, als der Bund im März wegen der Coronapandemie vorübergehende Geschäftsschliessungen verordnete.

Viele Politiker und Verbände sprachen sich für individuelle Vereinbarungen zwischen den Betroffenen aus. Andere forderten von den Vermietern einen gesetzlich verordneten Verzicht auf einen Teil der Miete. Der Bundesrat wurde beauftragt, einen entsprechenden Gesetzestext zu formulieren.

Wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, will der Bundesrat auf eine Regelung verzichten. Eine nationale Lösung sei nicht notwendig. Dabei stützt sich die Regierung auf eine Studie des unabhängigen Beratungsunternehmens WüestPartner. Diese kommt zum Schluss, dass «überraschend zahlreiche Einigungen über Mietpreissenkungen zwischen den Mietparteien» gefunden wurden.

Zuger Mieten vom Lockdown am wenigsten betroffen?

Eine Passage im Bericht lässt aufhorchen: Im Kanton Zug sollen im Verhältnis zur Gesamtzahl an Geschäftsmieten landesweit mit Abstand am wenigsten Mieten und somit am wenigsten Mietverhältnisse überhaupt vom Lockdown betroffen sein. «Im Kanton Zug mit seinem hohen Anteil an wertschöpfungsstarken Branchen im dritten Sektor ist die prozentuale Betroffenheit relativ tief, während sie in den Tourismuskantonen Wallis und Graubünden eher hoch ist», heisst es dazu.

Lediglich rund 15 Prozent der Mietverhältnisse bei Gewerbeflächen waren in Zug demnach vom Lockdown betroffen. In allen anderen Kantonen liegt der Wert über 20 Prozent, teils sogar weit darüber. Die überwiegende Mehrheit der Kantone gruppiert sich um den Wert von plus minus 25 Prozent.

Die Zahlen sind grobe Schätzungen, da es sich bei den Geschäftsmieten um einen Markt handle, über dessen «Mengengerüst» nur wenig bekannt sei. WüestPartner schätzt, dass in der Schweiz rund 390'000 Geschäftsflächen gemietet werden. Zur Benutzung dieser Geschäftsflächen werden monatlich Nettomieten von rund zwei Milliarden bezahlt», schreibt das Unternehmen.

Vom Lockdown betroffene Geschäftsmieten nach Kantonen vom 17. März bis 26. April. Zug weist den deutlich geringsten Wert auf (Grafik rechts). Quelle: WüestPartner

Einige Härtefälle sind bekannt

Mehr weiss man gemäss Johanna Margraf auch in Zug selber nicht. Die Präsidentin von Pro Zug, dem Dachverband der Stadtzuger Geschäfte, schreibt zu den Ergebnissen des Berichts: «Ich kann dies leider nicht beurteilen. Prozentual im Verhältnis betrachtet, ist dies bestimmt so. Aber dies hilft den Direktbetroffenen in absoluten Zahlen auch nicht und diese Zahlen fehlen definitiv.»

Damit spricht Margraf Fälle an, in denen keine Einigung mit der Vermieterin getroffen werden konnte und in denen Betriebe deshalb in Schwierigkeiten geraten sind. «Falls Schliessungen anstehen, wäre es sicher interessant zu erfahren, welches die wirklichen Gründe sind, wie lange die betroffenen Geschäfte bereits existieren und welche weiteren Faktoren eine Rolle spielen», so Margraf.

Pro Zug rechnet mit Ladenschliessungen

Konkrete Fälle von einzelnen Betrieben, die keine Vereinbarung mit dem Vermieter finden konnten, sind bekannt. Dabei handle es sich um Geschäfte aus dem Detailhandel. Ob die Betriebe deshalb in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten sind, weiss sie zwar nicht. Margraf kann sich jedoch vorstellen, «dass dies im weiteren Verlauf des Herbstes absolut wahrscheinlich ist. Auch je nachdem wie sich die Coronasituation entwickelt.»

Die Situation und die Stimmung bei den Geschäften schätzt Margraf aktuell als «verhalten» ein. Dies obwohl beispielsweise die Geschenkkartenaktion der Stadt Zug sehr positiv gewesen sei und allgemein geschätzt wurde (zentralplus berichtete).

«Euphorie ist aber fehl am Platz und die zwei Monate Lockdown sind schwierig aufzuholen», so die oberste Zuger Gewerblerin. Der Detailhandel befinde sich grundsätzlich im Umbruch und Corona zwinge die Betriebe umso mehr, neue Ideen zu finden. Obwohl es also zu einigen Härtefällen kommen dürfte, befürwortet auch Margraf individuelle Lösungen, wie sie dem Bundesrat vorschweben.

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