Liefernetzwerk sieht in der Krise grosse Chance

Zuger Firma will die Ausfälle der Post wettmachen

Online-Bestellungen boomen. Für Kurieredienste ein lukratives Geschäft. (Symbolbild: Patrick Connor Klopf/Unsplash)

Die Schweizer Post ist wegen der Paketflut an ihre Grenzen gestossen. Das Zuger Unternehmen Annanow sieht sich als Lösung für den Ausfall der staatlichen Post.

Kurzfristig wollte die Schweizer Post Mengenkontingente für die hundert grössten Kunden festlegen. Nach scharfer Kritik sieht sie momentan davon ab. Dennoch: Die  Post kommt an ihr Limit. Und das ausgerechnet jetzt, wo Firmen aufgrund der Schliessung ihrer Geschäfte auf den Online-Handel ausweichen müssen.

Das in Zug gegründete Liefernetzwerk Annanow will die Lücke füllen, wie Firmengründer Daniel Gradenegger auf Anfrage sagt. «Wir verzeichnen seit vergangener Woche einen massiven Anstieg der Lieferungen.» Seit Beginn der Krise habe das Paketvolumen stetig zugenommen: «Seit Anfang Woche sind es rund 5’000 Pakete mehr pro Tag, das ist praktisch eine Verdoppelung unseres Standardgeschäfts.»

Aufruf an Kuriere gestartet

Vor rund zwei Wochen habe man einen Aufruf gestartet, um schweizweit Kuriere und Transportbetriebe zu mobilisieren. «Diesem Aufruf sind hunderte Schweizer Transporteure gefolgt. Über unsere Plattform können wir derzeit auf rund 10’000 Kuriere zurückgreifen», sagt Gradenegger.

Der App-basierten Plattform kommt zugute, dass sie nicht von zentralisierten Lagern aus liefern muss. Fahrer und Kuriere können direkt Aufträge übernehmen – ohne dass zuerst ein eigenständiges Transportunternehmen beauftragt werden muss.

So geht es schneller. «Unser grosser Vorteil ist, dass wir direkt aus der Filiale liefern können», erklärt Gradenegger. «Dieses dezentrale Lieferungsmodell ist in dieser Krise perfekt. Ist etwas im zentralen Lager nicht mehr erhältlich, kann man es direkt aus der geschlossenen Filiale liefern.»

Kapazitäten sind vorhanden

Über die Plattform von Annanow wird bei Bestellungen jeweils die Verfügbarkeit von Gütern lokal identifiziert und lokal ausgeliefert. Damit würden Zentrallager entlastet und die Lieferwege deutlich verkürzt, erklärt Gardenegger.

Die Online-Vermittlungsplattform für Express-Kurierdienste könne ihre Kapazitäten derzeit praktisch beliebig steigern, sagt Gardenegger: «Wir rechnen mit einem Liefervolumen von 50’ 000 Paketen pro Tag.»

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Petr Müller
    Petr Müller, 04.04.2020, 18:25 Uhr

    Etwas seltsam, wenn die Verdopplung von 5000 Pakete pro Tag bei der Post von 10.000 Kurierdiensten entlastet werden soll. Wenn jeder Kurierdinst nur 3 Austräger hat, ist das Volumen das dreifache des benötigten.
    Auch in der Praxis sieht das Ganze seltsam aus. Wenn ein grosser Händler wie z.B. Steg Computer seine Ware nicht mehr aus den geschlossenen Geschäften ausliefert, sondern vom Zentrallager, so müssten die Velo-Kuriere jedes Paket im Zentrallager in Schaffhausen abholen und zu den Kunden in Basel, Genf oder Chur ausliefern….

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