Claudia Mund fordert einfachere Datenschutzgesetze

Zuger Datenschützerin warnt vor Facebook und Blockchain

Die Zuger Datenschützerin Claudia Mund weiss, dass Vorsicht geboten ist, wenn ein weisses «f» auf blau steht.

(Bild: bas)

Claudia Mund, Datenschutzbeauftragte des Kantons Zug, kritisiert die kurzfristige Denkweise zahlreicher Wirtschaftsakteure und dass viele Datenschutzstellen Budgetkürzungen hinnehmen mussten. Und sie hält die Löschung des Facebook-Accounts für angebracht.

Wird das Thema Datenschutz behandelt, kommt man am Facebook-Skandal mit den weltweit geschätzt 87 Millionen betroffenen Nutzern nach wie vor nicht vorbei. Auch Claudia Mund, seit drei Jahren kantonale Datenschutzbeauftragte Zugs, kommt in ihrem Tätigkeitsbereich für das vergangene Jahr darauf zu sprechen.

Für die Datenschutzbehörden in ganz Europa seien die letzten Enthüllungen um Wahlmanipulationen und Datenmissbrauch eher eine Bestätigung, denn eine Offenbarung. «Sie weisen seit Jahren darauf hin, dass Nutzer sorgfältiger mit ihrer Privatsphäre umgehen sollten und Internetgiganten einer stärkeren Datenschutzkontrolle zu unterstellen sind», hält Mund fest.

Eine gesunde Skepsis wird gefordert

«Die Nutzer dürfen sich durchaus Gedanken machen, wo ihre ins Netz gestellten Inhalte und Daten landen und was die Firmen damit anstellen.» Es sei eine gesunde Skepsis gegenüber Informationen sammelnden Riesen wie Facebook angebracht. «Den Facebook-Account zu löschen, macht Sinn», sagt Mund im Zusammenhang mit dem Skandal.

«Einerseits, weil man nicht weiss, was mit seinen Daten passiert – und Facebook selbst offenbar ja auch nicht.» Auf der anderen Seite sei es ein Zeichen gegenüber den Internetgiganten, dass man es nicht länger akzeptiert, dass mit seinen Daten gemacht werden kann, was die «Riesen» wollen.

«Unzählige Firmen und Anwaltskanzleien suchen nun Datenschutzspezialisten und beginnen, die grossen Wissenslücken zu füllen.»

Claudia Mund, Datenschutzbeauftragte Kanton Zug

Nur scheint das Wissen der Datenschutzbehörden bei einem Grossteil der Leute noch nicht angekommen zu sein. «Der Facebook-Skandal hat gezeigt, wie unwissend und unbedarft die Bevölkerung zum Teil ist.» Deshalb sei Datenschutz auch auf kantonaler und Gemeindeebene wichtig. «Hier liegt die Verantwortung für die Personendaten noch höher», betont Mund.

Sind Datenschutzstellen bloss eine Behinderung?

Digitalisierungsprojekte dürften nicht nur unter dem Aspekt der Kostenersparnis und Verfügbarkeit betrachtet werden, sondern müssten auch in Bezug auf den Datenschutz gesteuert werden. Wenn es um Kostenersparnisse geht, stösst Mund ebenfalls sauer auf, dass bei vielen Datenschutzstellen im Rahmen von Sparprogrammen Budgetkürzungen vorgenommen worden seien.

«Aus Sicht vieler Wirtschaftsakteure ist der Datenschutz bloss eine mühsame Hürde, die einen behindert.» Für den Schweizer Dachverband Economiesuisse beispielsweise sei Datenschutz überhaupt kein Thema mehr. Doch Mund sagt auch, dass langsam ein Umdenken stattfinde. Die Wirtschaft habe die Bedeutung des Datenschutzes inzwischen erkannt: «Unzählige Firmen und Anwaltskanzleien suchen nun Datenschutzspezialisten und beginnen, die grossen Wissenslücken zu füllen.»

Der Schaden kommt erst später

Währenddem bei den Wirtschaftsakteuren noch weitere Sensibilisierungsarbeit nötig zu sein scheint, verlaufe die Zusammenarbeit mit den Behörden und der Verwaltung vielversprechender: «Ich kann mich einbringen und werde ernst genommen», so Mund.

«Wer hätte 2004 bei der Gründung von Facebook gedacht, dass es einst Wahlmanipulationen begünstigen kann?»

Mund rechtfertigt ihren gehobenen Mahnfinger damit, dass einen der Schaden meist erst später einhole. Entsprechend wünscht sie sich auch etwas weniger blinde Euphorie bezüglich Blockchain oder dem unaufhaltsamen Digitalisierungstrend.

«Jedes Streben nach mehr Digitalisierung in unserem Alltag setzt vertiefte Vorabklärungen von Datenschutzfragen und einen noch sorgfältigeren Umgang mit Personendaten voraus», so Mund. Digitalisierung brauche einen wirksamen Datenschutz, wobei es nicht um das Verhindern, sondern um das Lenken gehe.

Einfache und griffige Datenschutzgesetze gefordert

Auch beim Thema Blockchain, wo die Stadt Zug eine Vorreiterrolle einnimmt (zentralplus berichtete), sei ein gewisses Mass an Vorsicht geboten. «Daten sollen in der Herrschaft der Nutzer bleiben.» In der Theorie klinge alles wunderbar: Jeder wäre dabei sein eigener Datenschützer.

Doch um zu zeigen, dass es nicht angebracht ist, bei einer technischen Innovation gleich in grenzenlose Euphorie zu verfallen, erwähnt Claudia Mund wiederum das Thema Facebook. «Wer hätte 2004 bei der Gründung von Facebook gedacht, dass es einst Wahlmanipulationen in den USA begünstigen kann?», bedenkt sie. Und wie sieht es mit einer Blockchain-basierten digitalen ID aus? «Wir wissen es aus heutiger Sicht schlicht und einfach nicht.»

Für die Schweiz und insbesondere für den Kanton Zug wünscht sich Mund griffige und einfache Datenschutzgesetze, die mit den europäischen Vorgaben mithalten können. Einfach auch deswegen, weil ein erster Entwurf des Bundesrats momentan auf Eis gelegt wurde, da er zu kompliziert ist. «Für den Kanton Zug sind wir gemeinsam mit der Sicherheitsdirektion daran, einen entsprechenden Entwurf auszuarbeiten», so Mund.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von mebinger
    mebinger, 16.05.2018, 15:04 Uhr

    Jö, diese Frau hat offensichtlich null Ahnung von Social Media Datenschutzgesetze, welche mit der EU-Idiotie mithalten sind nicht im geringsten einfach sondern derart überordnend, das sie für einen normalen Betrieb nicht umsetzbar sind. Vorsicht ist immer geboten, aber eine pauschale Verurteilung ist dümmer als erlaubt. Wir erleben im Moment gerade bei Facebook was abläuft: Alle kritischen Geister verlassen Facebook, weil die stattlichen Eingriffe so überhand genommen heben, das man nicht mehr frei diskutieren kann ohne gesperrt tu werden

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