Startup startete nicht

Zuger Blockchain-Pleite überfordert die Behörden

Die Krypto-Pleite stellt die Behörden vor neue Herausforderungen.

Das Zuger Startup Envion wollte sich ein Stück vom Krypto-Kuchen abschneiden. Dazu sollten Rechner mit überschüssiger Energie von Kraftwerke gespiesen werden. Doch dazu kam es nie. Die Liquidation fordert das Konkursamt heraus.

Innerhalb eines Monats sammelte das geschickt werbende Jungunternehmen Envion im Jahr 2017 über 100 Millionen Franken. Als Geschäftssitz diente ein Briefkasten in Baar.

Wie der «Tages Anzeiger» berichtet, war die Idee, Rechner in Container zu packen, die bei Stromkraftwerken platziert werden, um dort überschüssige Energie zu günstigen Preisen zu nutzen. Einen solchen Container habe Envion tatsächlich hergestellt und «geschickt für Werbezwecke eingesetzt».

Doch das Business hat nie stattgefunden. Denn mit dem Geld kam der Streit: Offenbar überwarfen sich die Geschäftspartner. Man unterstellte sich gegenseitig unredliche Bereicherungsabsichten. Das Kantonsgericht beschloss 2018, die Liquidation einzuleiten – weil Envion es nicht schaffte, eine Revisionsstelle einzusetzen.

Konkursamt überfordert

Doch wie liquidiert man eigentlich ein Blockchain-Unternehmen? Das Konkursamt Zug ist offenbar mit dieser Aufgabe überfordert.

Das Problem: Statt Aktien erhielten die Investoren Token. Ein Token ist im Fall von Envion eine Gewinnbeteiligung. Um ihre Ansprüche anzumelden, müssen die Gläubiger also ihre Token einreichen.

Weltweites Novum

Dafür erstellte das Konkursamt Zug mit Experten eigens ein Portal. Wie die Konkursbehörde den Gläubigern laut «Tages Anzeiger» mitteilt, wurde bisher weltweit noch nie ein Insolvenzverfahren auf diese Weise abgewickelt.

Vor wenigen Tagen wurden die Gläubiger von Envion über den weiteren Verlauf der Liquidation informiert. Das Amt hat nun offenbar Unterstützung von der Anwaltskanzlei beigezogen, die etwa in die Liquidation der Swissair involviert war.

Im Zuge des Verfahrens hätten bisher 6700 Gläubiger Forderungen in der Höhe von 77 Millionen Franken angemeldet. Allein die aufwendige Liquidation dürfte mehrere Millionen verschlingen, wird vermutet. Und auch weil zwischen den Envion-Machern der erbitterte Streit vor Gericht weiter läuft, ist unsicher, wie viel Geld die Investoren tatsächlich zurückerhalten werden.

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