Regierungsrat feiert die Tangente

Zuger Baudirektor Weber: «1’000 Probleme mussten gelöst werden»

Florian Weber bei der Aufrichtefeier der Tangente Zug-Baar. (Bild: mam)

Aufrichtefest der neuen Tangente Zug-Baar: Arbeiter trinken Bier, Seifenkisten rollen vorbei und der Baudirektor erklärt, was ihn an der neuen Strasse beschäftigt hat und was seine Direktion in Atem hält. Das Spektrum reicht von einem Krebshotel bis zum drohenden Deponie-Notstand.

Eigentlich hatte die Zuger Baudirektion mit 20'000 bis 30'000 Besuchern geplant, welche die Eröffnung der Tangente Zug-Baar in einem grossen Volksfest begehen sollte. Doch wegen Corona kam's anders – die Feierlichkeiten müssen etappiert durchgeführt und auf 100 Personen beschränkt werden (zentralplus berichtete).

Als Erstes feierten am Donnerstag jene, welche die Strasse gebaut haben. Die Angestellten der Tiefbaufirmen und die Ingenieure. Bei über 30 Grad ducken sie sich unter ein Sonnendach, trinken etwas, daneben brutzeln Würste auf dem Grill. Die beteiligten Unternehmen haben Seifenkisten mitgebracht, die sie nun mit ihren Piloten den neuen Geissbüel-Tunnel hinab in Richtung Neufeld schicken. Baudirektor Florian Weber (FDP) kommt vorbei, schnappt sich ein stilles Wasser, grüsst Bekannte und steht den Medien Red und Antwort.

Für Jahrhundertereignis gewappnet

Die grosse planerische Arbeit mit der Tangente hatten seine Vorgänger geleistet, namentlich die Mitarbeitenden von Heinz Tännler (SVP), welcher das Projekt 2009 als Regierungsrat an der Urne durchgebracht hatte. «Dennoch bringt die Umsetzung eines solchen Vorhabens die Lösung von 1'000 grösseren und kleineren Problemen mit sich, an die man nie denken würde, wenn man schliesslich über die Strasse fährt.»

Angefangen von Verkaufsverhandlungen beim Landerwerb bis zu Detailfragen bei der ökologischen Aufwertung der Umgebung. Zum Beispiel beim früher im Talbereich eingedolten Grossacherbach, den man ausgegraben und mit Hochwasserschutzmassnahmen für einen Jahrhundertregen vorbereitet hat.

Aushub vor Ort verwertet

Auch mit einer gefährdeten Tierart hatte man während der Bauarbeiten zu tun: mit rund 500 Steinkrebsen, die vorübergehend eingesammelt und einen Winter lang gefüttert wurden. «Für sie konnten wir im oberen Bereich des Baches aus Schiefersteinen ein Krebshotel bauen, damit sie sich wohl fühlen.»

Weber kommt dadurch auf ein anderes Thema zu sprechen, das ihn in seiner Direktion umtreibt. Der in wenigen Jahren drohende Deponie-Notstand im Kanton Zug. Beim Aushub des Bachbetts fiel Erdreich an, den man zu Wällen entlang der Tangente aufschüttete. «Darum sind jetzt auch die Lärmschutzwände so hoch», erklärt der Baudirektor. Das wolle man nun im Sinne eines Projekts versuchen: anfallenden Aushub gleich vor Ort wiederzuverwerten.

«Fragestellungen gut gelöst»

Die Tangente werde das Ägerital und die Berggemeinden besser an die Autobahn anbinden und die Zentren von Zug und Baar entlasten, sagt Weber. Der Strassenbau bewege sich – wie Mobilität überhaupt – in einem Spannungsfeld zwischen verschiedenen Ansprüchen. Der Kanton Zug werde in seinem Wachstum in Zukunft vermehrt auf Verdichtung setzen. Dennoch müsse man bebaute Gebiete verbinden und miteinander vernetzen. «Wir haben diese Fragestellungen mit der Tangente recht gut gelöst», findet Weber.

«Auf die Debatte übers künftige Mobilitätskonzept bin ich sehr gespannt.»

Florian Weber, Baudirektor (FDP)

Wie die Zuger Verkehrsinfrastruktur auf mittlere und längere Sicht weiterentwickelt werde, hänge vom kantonalen Mobilitätskonzept ab, welches derzeit in Erarbeitung sei. «Auf die Resultate und die Debatte im Kantonsrat bin ich persönlich sehr gespannt», sagt Weber.

Sanierung der Strasse ins Ägerital

Auch nach der Eröffnung der Tangente am 24. Juni bleibe in seiner Direktion – die etwa auch das Amt für Umwelt und das Amt für Raum und Verkehr umfasst – viel zu tun. «Den Mitarbeitenden im Tiefbauamt wird es ganz sicher nicht langweilig», so Weber. «Jährlich erneuern wir sieben Kilometer Strassen und bringen Lärmschutzbelage auf den Fahrbahnen an.» Ausserdem beginne die Sanierung der Kantonsstrasse ins Ägerital auf dem Abschnitt Nidfurren-Schmittli. «Das ist für uns eine ziemlich grosse Kiste.»

Das nächste Grossprojekt ist schon in der Pipeline: Die Umfahrung Cham-Hünenberg, welche auf eine ähnlich lange Vorgeschichte wie die Tangente Zug-Baar zurückblicken kann. Im Januar hat diese die letzte Hürde vor dem Bundesgericht genommen und kann realisiert werden (zentralplus berichtete). Mit einer Bausumme von 271 Millionen Franken ist sie noch grösser als die Tangente. «Dieses Jahr planen wir und erledigen die Vorarbeiten, kommendes Jahr wollen wir dann loslegen», sagt Weber.

Aussicht auf den zweiten Tunnel

«Die Umfahrung Cham-Hünenberg bringt dann auch den zweiten Tunnel im Kanton Zug», so Weber. «Der ist dann auch noch ein wenig länger», sagt er und macht sich auf in Richtung Geissbühl-Tunnel, wo zur Zeit der Aufrichtefeier angenehm kühle Temperaturen herrschen.

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