Polizei veröffentlicht Kriminalstatistik 2016

Zug: Täglich Gewalt zuhause

Täglich rückt die Zuger Polizei wegen häuslicher Gewalt aus.

(Bild: fotolia.de/Symbolbild)

Die Zuger Kriminalstatistik zeigts: Mehr Anzeigen wegen sexueller Nötigung, mehr Prügeleien und mehr Drohungen gegen Behörden. Damit ist aber der heile Kanton Zug noch immer ein gutes Stück sicherer als der Schweizer Durchschnitt.

Die gesamthaft 6’770 Straftaten sind 47 weniger als im Vorjahr. Bei den Straftaten aus dem Strafgesetzbuch sind es 28 Delikte mehr. Während die Straftaten gegen das Vermögen rückläufig sind, haben die Delikte gegen die sexuelle Integrität um markante 41 Prozent zugenommen, berichtet die Zuger Polizei an der Pressekonferenz zur kantonalen Kriminalstatistik 2016.

Total sind 93 Sex-Straftaten registriert. Diese Zunahme sei vorab darauf zurückzuführen, dass mehr Anzeigen wegen sexueller Nötigung und sexuellen Handlungen mit Kindern gemacht wurden. 63 Prozent der Fälle konnten aufgeklärt werden. Dank Ermittlungen sei es zudem gelungen, in einem Fall aus dem Jahr 2015, fünf weitere Opfer zu ermitteln.

Täterschaft in Zug nicht aus Asylbereich

Zur Zunahme der Delikte gegen sexuelle Integrität sagte Thomas Armbruster, Chef der Zuger Kriminalpolizei, es seien mehr Anzeigen erfolgt. «Es geht um sexuelle Nötigung, Delikte gegen Kinder, verbotene Pornographie und auch Exhibitionismus.»

Die Zunahme der Fälle sexueller Nötigung könne nicht erklärt werden. «Die Täterschaft kommt aus der ständigen Wohnbevölkerung und nicht aus dem Asylbereich», stellt er aber klar. Dies unterscheide Zug von anderen Kantonen.

Beim Tatbestand der Gewalt und Drohung gegen Behörden und Beamte wie auch Ungehorsam gegen amtliche Verfügungen ist ebenfalls ein markanter Anstieg zu verzeichnen.

Pro tausend Einwohner wurden im vergangenen Jahr im Kanton Zug 44.2 Straftaten aus dem Strafgesetzbuch registriert. Zug liegt damit deutlich unter dem Schweizer Durchschnitt von 56.2 Straftaten pro tausend Einwohner.

Sie informierten über die Kriminalität. Von rechts: Polizeikommandant Karl Walker, Kripo-Chef Thomas Armbruster und Regierungsrat Beat Villiger.

Sie informierten über die Kriminalität. Von rechts: Polizeikommandant Karl Walker, Kripo-Chef Thomas Armbruster und Regierungsrat Beat Villiger.

(Bild: mbe.)

Deutlich mehr Fälle häuslicher Gewalt

Mehr als einmal pro Tag musste im vergangenen Jahr eine Polizeipatrouille wegen häuslicher Gewalt ausrücken. Vermehrt würden solche Vorfälle gemeldet von Nachbarn, sagt Polizeikommandant Karl Walker gegenüber zentralplus.  Die Zahl stieg von 361 im Vorjahr auf 402. Dies entspricht einer Zunahme von 11 Prozent. Auch wurden fast doppelt so viele Massnahmen wie im Vorjahr ausgesprochen (siehe Box).

Täter oft «aus patriarchalischen Gesellschaften»

Laut Thomas Armbruster, Chef der Zuger Kriminalpolizei, wurden bei Delikten wegen häuslicher Gewalt 2016 fast doppelt so viele Massnahmen verhängt wie 2015. Dazu zählen Haft, aber auch Fernhaltemassnahmen gegen den Täter. Die Fachstelle häusliche Gewalt habe ausserdem Opfer wie Täter «nachbehandelt» und sorge dafür, dass solche Vorfälle vermieden werden könnten. «Opfer und Täter haben oft Migrationshintergrund», sagt der Kripo-Chef, «es sind oft Männer aus patriarchalischen Gesellschaften, die Mühe haben mit unserer westlichen Lebensform, welche ihre Frauen angenommen haben.»

Die Delikte gegen Leib und Leben befinden sich auch in diesem Jahr auf einem sehr tiefen Stand. Es wurden 318 Straftaten registriert, was einem Plus von 10 Fällen entspricht. Eine Zunahme ist bei den Tätlichkeiten und beim Raufhandel zu verzeichnen. Markant gesunken sind hingegen die schweren Leib-und-Leben Delikte wie auch die schweren Körperverletzungen. «Dass die Zuger Strafverfolgungsbehörden 92 Prozent dieser Delikte aufklären und die Täterschaft zur Rechenschaft ziehen konnte, ist erfreulich und für die Opfer dieser Straftaten sehr wichtig», betont Kripo-Chef Armbruster.

Erneuter Rückgang der Einbruchszahlen

Im 2016 haben sich 551 Einbruchdiebstähle ereignet. Das ist der tiefste Stand in den letzten sechs Jahren. Am häufigsten betroffen waren Mehrfamilienhäuser (295 Mal), gefolgt von Einfamilienhäusern (63 Mal) und Geschäftsräumen (41 Mal). Wie in den Vorjahren wurde in den Agglomerationen Zug, Baar und Cham mit Abstand am meisten eingebrochen. Einbrecher wählten für ihre Beutezüge oft Standorte entlang von Ausfallachsen und in der Nähe von Autobahnanschlüssen.

Schwerpunkte Einbruch und Internetkriminalität

Die Zuger Polizei wird auch in diesem Jahr einen Schwerpunkt bei der Einbruchsbekämpfung setzen und gezielte Kontrollen von Personen und Fahrzeugen, wie auch Überwachungen in Quartieren vornehmen. «Wir zählen aber auch auf die Unterstützung der Bevölkerung.

Verdächtige Personen oder Fahrzeuge, die nicht in ein Quartier gehören, sollten unverzüglich dem Notruf 117 gemeldet werden», bittet Polizeikommandant Karl Walker, die Bevölkerung um Mithilfe. Zudem seien die Signalemente von Personen sowie Marke, Farbe und Kontrollschilder von Fahrzeugen sehr wichtig.

Ein weiterer Schwerpunkt bildet die Zuger Polizei bei der Bekämpfung der Internetkriminalität. Die neuen Medien und das Internet bieten in der heutigen Zeit fast unendliche Möglichkeiten. So positiv dies sein kann, lauern in der virtuellen Welt aber auch Gefahren. Es gibt kaum mehr eine Straftat, die nicht in irgendeiner Form elektronische Spuren aufweist. Die Bandbreite ist enorm und die Fantasie der Cyberkriminellen kennt beinahe keine Grenzen.

Im vergangenen Jahr haben sich im Kanton Zug mehrere Fälle von «Phishing», «Money Mules» oder auch «Romance Scam» ereignet. «Im Kampf gegen die Internetkriminalität beschäftigt die Zuger Polizei seit Sommer 2016 einen Cyberermittler und der Dienstbereich IT-Forensik wurde ausgebaut», erklärt Thomas Armbruster, Chef Kriminalpolizei. Die Zuger Polizei erbringt IT-Forensik- Dienstleistungen für mehrere Kantone der Zentralschweiz.

Höhere Belastung – rückläufige Polizeikosten

Der Kanton Zug ist auch im Berichtsjahr weiter gewachsen und wird dies auch in den kommenden Jahren tun. Dies gilt nicht nur für die Wohnbevölkerung, sondern auch für die Motorfahrzeuge und die in unserem Kanton ansässigen Firmen. «Unter anderem durch dieses Wachstum, die sich verändernde Bevölkerungsstruktur oder die Terror-Risiken steigt auch der Druck auf die staatlichen Strukturen und somit auch auf die Zuger Polizei. Gleichzeitig nehmen aber die Polizeidichte wie auch die Pro-Kopf-Kosten für die polizeiliche Sicherheit in unserem Kanton ab», gibt Sicherheitsdirektor Beat Villiger zu bedenken.

Aktuell komme im Kanton Zug 1 Polizist auf 501 Einwohner. Der Schweizer Durchschnitt hingegen liege bei 1 Polizist pro 453 Einwohner. «Gemessen an diesen Zahlen kostete die Sicherheit im Jahr 2016 für die Zuger Bevölkerung pro Kopf 335.70 Franken – weniger als einen Franken pro Tag», betonte CVP-Regierungsrat Beat Villiger.

Ein zweiter Bericht mit Fokus Wirtschaftskriminalität folgt im Laufe des Montags.

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