Bis 2040 soll alles CO2-neutral sein

Zug: Regierung soll ÖV auf Klimaneutralität trimmen

So sieht der einzige Zuger Elektrobus aus, wenn er über die Zuger Strassen düst. (Bild: zvg/zvb)

In 20 Jahren soll der gesamte öffentliche Verkehr Zugs CO2-neutral unterwegs sein. Die CVP fordert von der Regierung einen entsprechenden Massnahmenkatalog. «Unnötig», sagt dieser und gibt diverse Gründe dafür an.

Die Aufgabe ist ambitiös: Innert 20 Jahren sollen alle Player, die am öffentlichen Verkehr des Kantons Zug beteiligt sind, die CO2-Neutralität erreicht haben. Dafür soll der Kanton Zug sorgen. So lautet die Kernforderung des Postulates der CVP-Fraktion.

In einem Massnahmenkatalog soll aufgezeigt werden, wie die Klimaneutralität im öffentlichen Verkehr im Kanton Zug erreicht werden kann und welche finanziellen Mittel dafür eingesetzt werden müssen. «Darauf basierend sollen dem Kantonsrat realistische Ziele vorgelegt werden, die auch in den kantonalen Richtplan aufgenommen werden sollen.»

Die CVP sei sich bewusst, «dass dies eine sehr anspruchsvolle Zielvorstellung darstellt», heisst es im Postulat. Sie verweist aber darauf, dass die Innovationen im Bereich der erneuerbaren Energien sehr hoch sind. Deshalb fordert sie die Regierung auf, innovative Lösungen für die Zukunft auszuloten.

Regierung: Forderung wird bereits erfüllt

In ihrer Stellungnahme vertritt die Regierung jedoch die Ansicht, dass sie kaum aktiv werden muss oder kann. Die Stellungnahme geht auf die verschiedenen Akteure ein, die im CVP-Postulat genannt werden. Allen voran auf die Zugerland Verkehrsbetriebe AG (ZVB).

Die rund 120 Linienbusse der ZVB und deren Transportbeauftragten sind vornehmlich mit Dieselmotoren ausgerüstet. Ein Fahrzeug verfügt über Hybridtechnologie, ein weiteres ist rein batterieelektrisch unterwegs. Pro Jahr verbraucht die ZVB-Flotte zirka drei Millionen Liter Diesel.

In Sachen Klimaneutralität sei die ZVB aber ein Selbstläufer, argumentiert die Zuger Regierung. Sie verweist dabei auf eine von der ZVB veröffentlichte Roadmap. Gemäss dieser sollte die komplette ZVB-Flotte bis 2035 elektrifiziert sein. Damit wäre die CVP-Forderung bereits fünf Jahre früher als gefordert erfüllt.

Wenig Einfluss auf andere Betriebe

Die CVP verlangt aber auch, dass die Regierung anderen Betrieben Dampf macht. Etwa der SBB, der Zugersee Schifffahrt oder auch den Taxigesellschaften.

Bei diesen Unternehmungen habe man nur sehr beschränkt Einfluss, erklärt die Regierung. Tatsache sei aber, dass die SBB bereits heute über 90 Prozent des Strombedarfs für die schienenbetriebenen Fahrzeuge aus Wasserkraft beziehen würden.

«Die SBB hat sich selbst zum Ziel gesetzt, innert nützlicher Frist – sicher aber innerhalb von 20 Jahren – den gesamten Stromverbrauch durch erneuerbare Energie zu decken», schreibt die Regierung. «Mit dieser Zielsetzung erfüllt die SBB bereits die Stossrichtung des Postulats.»

Taxis: Sache der Gemeinden

Zunächst hält die Regierung fest, dass Taxidienstleistungen höchstens als Ergänzung des öffentlichen Verkehrs betrachtet werden können. Die Regelungskompetenz liege allerdings in den Händen der Gemeinden. «Es steht also dem Regierungsrat nicht zu, entsprechende Vorschriften für die Taxibetriebe zu erlassen.»

Auch bei den Taxis geht die Zuger Exekutive davon aus, dass die Forderung von alleine erfüllt wird: «Selbstverständlich werden sich auch die Taxiunternehmungen dem allgemeinen Trend zu mehr Elektromobilität nicht verschliessen können.»

Schiffe: Elektroschiffe könnten eine Attraktion sein

Auch bei der Schifffahrt sieht die Regierung keine Möglichkeit der Einflussnahme: «Die Schifffahrt auf dem Zuger- und dem Ägerisee ist nicht Teil des öffentlichen Verkehrs, sondern Teil des Tourismusangebots im Kanton und wird für diese Leistungen von Kanton und Gemeinden subventioniert.»

Die Binnenseeschifffahrt stelle ein Nischenprodukt dar. Entsprechend ist das Angebot an Schiffen mit CO2-neutralen Antriebsformen begrenzt, so das Argument. «Ob in den nächsten Jahren neue Lösungen oder eine Umrüstung von bisher dieselbetriebenen Schiffen möglich sein wird, ist derzeit noch offen.»

Die beiden Gesellschaften würden zurzeit an ihren Zukunftsstrategien arbeiten. Im Rahmen dieser Arbeiten stünden auch Fragen der Neubeschaffung und der Sanierung der bestehenden Flotte zur Diskussion. «Eine (teilweise) Umstellung der Schifffahrt auf Elektro- oder gar Wasserstoffbetrieb wäre auch eine touristische Attraktion», vermutet die Regierung.

Minimales Entgegenkommen

Von einem Massnahmenkatalog will man also nichts wissen. In einem einzigen Punkt will sie dem Postulat entgegenkommen: Für die Dekarbonisierung des Busnetzes erscheint der Regierung ein entsprechendes Monitoring sinnvoll.

Konkret will der Regierungsrat sich dafür einsetzen, dass die ZVB mittels «spezifischer Umweltkennzahlen ihre Roadmap periodisch auf eine wirksame CO2-Absenkung überprüft». In diesem Sinn soll das Postulat teilerheblich erklärt werden.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Hans Peter Roth
    Hans Peter Roth, 22.06.2020, 11:49 Uhr

    Die Antwort des Regierungsrates befriedigt nicht. Noch vor einem Jahr erzeugte die Meldung der ZVB rote Köpfe, dass sie einen Teil der älteren Busse mit neuen Dieselbussen ersetzen wolle. Da Busse eine Lebensdauer von 10 bis 15 Jahren haben, wären diese neuen Dieselbussen bis etwa 2035 im Einsatz. Dem Regierungsrat als Mehrheitsaktionär der ZVB fehlt offenbar der politische Wille, die Co2-Reduktion zügig anzupacken. Wie ich bereits vor einem Jahr schrieb, fahren in etlichen europäischen Städten Wasserstoff-Busse mit Erfolg. Warum nicht im Kanton Zug? Klar, die H-Busse sind etwas teurer als die Co2-Schleudern, aber für den Regierungsrat ist es offenbar wichtiger, die Interessen der Reichen mit weiteren Steuersenkungen zu stützen, anstatt mehr Geld in den Klimaschutz zu investieren.

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