Was uns in Zug aufgefallen ist

Zug hat gewählt: Sieben Erkenntnisse zur Wahl

Was gibt es dazu sehen? Peter Hegglin, Patrick Mollet, Birgitt Sigrist und Thomas Aeschi warten auf die Ergebnisse. (Bild: sib)

Die Grünen schrauben sich nach dem Debakel vor vier Jahren in die Höhe, Heinz Tännler geht auf der Zielgeraden der Schnauf aus und der FDP fehlen die bekannten Köpfe für eine Proporzwahl: sieben Fakten zu den Zuger National- und Ständeratswahlen.

Während Thomas Aeschi (SVP), Gerhard Pfister und Peter Hegglin (beide CVP) ihre Sitze souverän verteidigten, kommt es um den zweiten Ständeratssitz zu einem 2. Wahlgang. Hier dürfte man noch ein Mal ein spannendes Duell zwischen den früheren Regierungskollegen Heinz Tännler (SVP) und Matthias Michel (FDP) sehen können.

Wir haben von den Wahlen diesen Sonntag sieben Punkte herausgepickt. Im Mittelpunkt steht dabei nicht ganz unerwartet:

Eine Frau. Tatsächlich

Zug ist mit der Wahl von Manuela Weichelt einen unrühmlichen Platz los: Der Kanton war der einzige mit Proporzwahl, der noch nie eine Frau ins Bundesparlament schickte. Ebenfalls nicht mehr auf dieser ominösen Liste steht seit diesem Sonntag Obwalden, wo es eine SVP-Frau in den Nationalrat schaffte. Damit hat sich das illustre Quartett zum Duo, bestehend aus Glarus und Appenzell Innerrhoden, halbiert.

FDP ist in der Stadt Zug eine Macht

Das stimmt zumindest teilweise. Lange Zeit sah es ganz ganz so aus, als ob Heinz Tännler der Coup gelingen könnte: Nach Auszählung in zehn von elf Zuger Gemeinden lag der SVP-Finanzdirektor im Rennen um den zweiten Ständeratssitz über 800 Stimmen vor Matthias Michel. Dann aber wendete sich das Blatt.

Die traditionell starke Stadzuger FDP verschaffte Matthias Michel ausreichend Schub, um sich in einen zweiten Wahlgang zu retten (mehr dazu hier). Das Plus von fast 1’000 Stimmen, die der frühere Zuger Volkswirtschaftsdirektor in der Stadt Zug holte, reichte, um Heinz Tännler am Ende sogar noch zu überholen. Mehr Stimmen holte Michel übrigens auch in Tännlers früherer Wohngemeinde Steinhausen sowie in Cham und Hünenberg.

Ganz anders sieht es im Nationalrat aus: Während die SVP in der Stadt 6’752 Stimmen holte, bringt es die FDP gerade mal auf 4’939 Stimmen. Das wäre dann wieder der Unterschied zwischen Personen- und Parteiwahl.

Linker Bevölkerungsanteil wieder besser repräsentiert

Sieben bürgerliche Regierungsräte, fünf bürgerliche Bundesparlamentarier: Ein Jahr lang war Zugs links der Mitte zu verortender Bevölkerungsanteil ausserhalb weniger Gemeindeexekutiven nicht mehr existent. Ein mathematisch korrekter Wert wären zwar eher drei linke Sitze. Dies ist mit der Abwahl der SP aus der Regierung 2006 und dem Aufkommen der SVP aber unrealistisch.

Die Klimakrise mobilisierte in Zug

Anders als vorhergesagt ist die Stimmbeteiligung national zurückgegangen. Sie sank laut Hochrechnungen von 48 auf 45 Prozent. Gute 52,1 Prozent betrug der Wert im Kanton Zug. Allerdings sinkt die Marke nun erstmals seit 1999 auf unter 53 Prozent, bei den Wahlen 2015 waren es noch 53,7 Prozent. Denn der Kanton Zug hat eine traditionell hohe Beteiligung, diese lag bei den Nationalratswahlen seit 1975 mit einer Ausnahme immer über dem gesamtschweizerischen Durchschnitt.

Am höchsten war die Stimmbeteiligung dieses Jahr übrigens in Walchwil (60,1 Prozent), am wenigsten zu mobilisieren waren die Chamer mit 48,5 Prozent.

Der Phönix ist grün

Mit 19,2 Prozent haben die Grünen in Zug das zweitbeste Resultat schweizweit erzielt – nach dem Totalabsturz vor vier Jahren mit damals gerade noch etwas mehr als 7 Prozent eine beeindruckende Rückkehr. Man ist versucht, das Bild des Phönix zu malen, der aus der Asche des Zuger Skandals aufgestiegen ist – dem der aktuelle grüne Trend noch zusätzlichen Aufwind verschaffte.

FDP: Im Proporz funktionieren unbekannte Personen nicht

Bei den Regierungsratswahlen 2018 hat es die FDP geschafft, was ihr nicht allzu viele zugetraut hatten: Die Sitze der beiden zurücktretenden Matthias Michel und Urs Hürlimann schon im ersten Wahlgang zu verteidigen. Die beiden Gewählten Andreas Hostettler und Florian Weber profitierten dabei vom Majorz.

Für die Proporzwahl in den Nationalrat fehlte der FDP jedoch ein eigentliches Zugpferd, wie selbst die FDP-nahe «NZZ» kritisch konstatierte. Mit 3 Prozent weniger Listenstimmen hielt sich der Rückgang zwar in Grenzen und war in absoluten Zahlen gleich gross wie bei den anderen bürgerlichen Parteien. Um die Grünen einholen zu können, wäre aber eine Steigerung nötig gewesen – was der FDP kaum zuzutrauen war.

SP: Wo war die Partei im Wahlkampf?

2’095 Stimmen hat Parteipräsidentin Barbara Gysel geholt, 2’022 Dolfi Müller. Wer im Rennen um einen Nationalratssitz vorne mitspielen will, muss mehr tun. Für die beiden Aushängeschilder der Zuger SP, darunter ein langjährige Stadtpräsident, ist das Resultat mehr als nur bescheiden – auch wenn Barbara Gysel nach der Grossinvestition in den Regierungswahlkampf diesmal nur noch 8’000 Franken ausgegeben haben soll. Gysels 7’898 Stimmen für den Ständerat sind zwar achtenswert, viel mehr aber auch nicht. Bei der SP schien diesmal der olympische Gedanke zu zählen: Dabei sein ist alles.

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