E-Trottis sorgen in Zug für Kontroverse

Zu zweit auf dem E-Scooter? Das sehen die Vermieter gar nicht gern

Ein gestohlenes E-Trottinett führte die Zuger Polizei zu einem Drogenhändler. (Bild: zvg)

Kein Velo, aber ein baldiger Termin am anderen Ende der Stadt? Kein Problem. Seit drei Monaten gibt es in Zug E-Scooter zu mieten. Das Zwischenfazit: durchzogen. An die überall parkierten Trottis gewöhnt hat sich die Bevölkerung nur schwer. Trotzdem wird es bald mehr Mietvehikel in Zugs Strassen geben.

Vor drei Monaten hat sich das Stadtbild von Zug verändert. Immer mal wieder trifft man auf E-Trottinetts. Nicht nur an den üblichen Veloabstellplätzen, sondern auch an den kuriosesten Orten, etwa auf Feldwegen, Verkehrsinseln, ab und zu auch mitten auf dem Trottoir.

Was die einen Zuger ärgert, freut wiederum andere. Denn die Scooter, die man mittels App mieten kann, sind durchaus praktisch, um sich schnell von A nach B zu bewegen (zentralplus berichtete).

Der zuständige Stadtrat Urs Raschle sagt auf Anfrage: «Die E-Scooter werden rege genutzt. Offenbar gab es ein Bedürfnis, von dem wir davor nichts wussten.»

Insbesondere von der jüngeren Generation würden die Gefährte häufig gemietet. Zu 100 Prozent positiv fällt sein Zwischenfazit jedoch nicht aus. «Dass die Scooter in der Stadt herumstehen, sorgt immer wieder für Verärgerung. Entsprechend kommt es auch immer wieder zu Reklamationen. Selbst ich habe mich schon über Trottinetts gewundert, die an seltsamen Orten abgestellt waren.»

Bisher ein Unfall mit dem E-Trottinett

Letztes Wochenende verunfallte ein angetrunkener E-Scooter-Lenker in Baar. Raschle bestätigt, dass es der erste Vorfall seit der Lancierung gewesen sei. «Wir waren uns immer bewusst, dass mit diesem neuen Mobilitätsangebot auch zu Unfällen kommen kann. Nicht zuletzt deshalb raten wir den Nutzern, einen Helm zu tragen.»

Hin und wieder trifft man auf der Suche nach einem Circ-Roller auf Exemplare, die keinen Strom mehr haben. «Das kann vorkommen», erklärt Daniel Scherrer, Sprecher von Circ auf Anfrage. «Doch haben wir ein Logistikteam vor Ort, welches regelmässig auf Tour geht, die Scooter abholt und sie im Lager in Baar wartet und bei Bedarf auflädt.» Auch sei das Team darum bemüht, Ordnung in den Gemeinden zu schaffen. «Nicht zuletzt deshalb bitten wir die Nutzer auch, die abgestellten Scooter zu fotografieren. Es ist auch schon vorgekommen, dass wir uns bei Nutzern telefonisch gemeldet haben und diese angewiesen haben, den Scooter richtig zu parkieren», sagt Scherrer.

Circ tüftelt an neuen E-Rollern

Das Laden dürfte künftig einfacher werden, verrät der Circ-Sprecher: «Wir sind bereits an der Weiterentwicklung der E-Scooter, sodass wir die Logistik und den Ladeprozess vereinfachen können.»

Gemäss Angaben von Nutzern kommt es zwischendurch vor, dass das Abstellen der Scooter nicht einwandfrei funktioniert. Das hat zur Folge, dass der E-Trotti-Fahrer weiterzahlt, bis es ihm gelingt, das Vehikel abzustellen.

Liegt es daran, dass man die die Scooter unerlaubterweise auf einem Privatgelände abstellen will?  «Nein. Technisch gesehen sollte das Abstellen trotzdem möglich sein. Den besagten Einzelfall kenne ich zwar nicht, doch können sich Nutzer bei technischen Problemen bei unserem Kundendienst melden», so Scherrer.

Zu den E-Trottis sind nun E-Bikes gekommen

Seit einer Woche sind zu den E-Trottinetts zusätzlich E-Bikes des Anbieters Smide dazugekommen. In naher Zukunft wird es in Zug ausserdem Velos von Nextbike zu mieten geben. Konnte die Stadt in den letzten drei Monaten nützliche Erfahrungen sammeln, die nun, bei der Lancierung dieser zusätzlichen Freefloating-Angebote nützlich sein könnten?

Urs Raschle sagt: «Ja. Wir wissen nun, was das Freefloating-Modell für die Stadt bedeutet. Sprich: Dass die Gefährte halt auffallen und die Bevölkerung eine gewisse Angewöhnungszeit braucht.» Ursprünglich hatte die Stadt geplant, gleich mit den Velos einzusteigen. «Nun sind wir gar nicht so unglücklich darüber, dass wir zuerst eine Phase hatten, in der es nur die Trottinetts gab», so der Zuger Sicherheitschef.

Die neuen Anbieter werden wir nun mit Argusaugen beobachten.

Urs Raschle, Zuger Stadtrat

Dass sich die Bevölkerung an der grossen Präsenz der Trottinetts stört, nimmt die Stadt ernst. «Wir wollen keine Bilder wie etwa in Paris oder Zürich. Deshalb belassen wir wohl die Anzahl der E-Scooter bei 50 Stück. Für eine kleine Stadt wie Zug ist das genug», sagt Raschle.

«Die neuen Anbieter werden wir nun mit Argusaugen beobachten. Auch wenn wir davon ausgehen, dass die Velos ein anderes Publikum ansprechen werden als die E-Scooter.» Ausserdem hofft der Stadtrat, dass man die Velos auch nicht mitten auf dem Trottoir abstellen werde, wie das aktuell teilweise mit den Scootern passiere.

Zu zweit auf dem Roller ist nicht erlaubt

Immer wieder sieht man Roller herumbrausen, auf denen zwei Passagiere stehen. Ist das erlaubt? Die Antwort von Circ-Sprecher Daniel Scherrer kommt wie aus der Pistole geschossen: «Nein. Das ist verboten! Unser Problem ist, dass wir die Scooter sehr robust bauen müssen, da es sich um Mietobjekte handelt.» Doch für die Firma entstünden durch die Nutzung zu zweit nur Nachteile: «Einerseits ist diese gefährlich für die Nutzer und die Unfallgefahr steigt. Ausserdem wird die Batterie stärker gebraucht.»

Dass die E-Trottis ausschliesslich für eine Person gedacht sind, bestätigt auch die Zuger Polizei. In anderen Städten hat man darum bereits angefangen, Trittbrettfahrer zu büssen, erklärt Daniel Scherrer von Circ. «Und wir sind froh darum.»

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