Filmfestival im Luzerner Bourbaki

Zu enge Hosen, rausgeputzte Kühe – Jungfilmer zeigen sich vielseitig

Die zwei Luzerner Jung-Filmemacher Vasco Estermann (rechts) und Mauro Schweizer beim Dreh zum Film «Miss Attinghausen» (Bild: zVg).

Wer auf kreative Kurzfilme von jungen Künstlern steht, ist vom 23. bis 24. September im Bourbaki bestens aufgehoben. Zu sehen sind am Jungfilmfestival «Upcoming Film Makers» eine Menge Werke verschiedenster Schaffensarten von Künstlern unter 30 Jahren, darunter auch zwei Luzernern. Diese haben gänzlich unterschiedliche Projekte verwirklicht.

Es ist bereits die 13. Ausgabe des «Upcoming Film Makers» – Jungfilmfestival, in dessen Rahmen der Luzerner Filmpreis, der Luzerner Nachwuchsfilmpreis und mehrere Spezialpreise verliehen werden. Vom 23. bis 24. September dreht sich im Bourbaki alles ums Filmemachen statt ums Filmeschauen. Verschiedene Workshops, Diskussionsplattformen und Podiumsdiskussionen ergänzen die Werkschau verschiedener Künstler.

Dabei geht es laut den Organisatoren nicht nur um die Preisverleihung – Ziel ist Austausch, Vernetzung und ein Prozess im Schaffen des Nachwuchses. Insgesamt werden 26 Kurzfilme von maximal 20 Minuten Länge gezeigt.

Preisgeld fliesst in neue Projekte

Nichtsdestotrotz werden zum Schluss Preise verliehen und zwar im Gesamtumfang von über 10’000 Franken. Der Luzerner Filmpreis – immerhin mit 2500 Franken dotiert – ging 2015 an Bigna Tomschin mit «BLUE BLUE SKY». Dieses Jahr ist die Zürcherin Teil der dreiköpfigen Jury, welche ihre Nachfolge kürt.

Sohpie Müller ist Mitorganisatorin des Luzerner Festivals. Zur Bedeutung des Anlasses sagt sie: «Wir sind natürlich deutlich kleiner als etwa die Jungfilmtage Zürich. Aber die Zentralschweizer Jungfilmer schätzen es sehr, dass sie ihre Werke mal auf Grossleinwand zeigen können.» Den Filmpreis zu gewinnen, öffne nicht automatisch die Türen zum Erfolg. Was aber sehr geschätzt werde, sei die sofort ausbezahlte Preissumme. «Die meisten Filmer investieren diesen Betrag umgehend wieder in neue Produktionen», sagt Müller.

Das Team der Upcoming Film Makers – beim Tanzen.

Das Team der Upcoming Film Makers – beim Tanzen.

Stolze Landwirte mit Ehrgeiz

Ein Luzerner Filmemacher, der im nominierten Kurzdokumentarfilm «Miss Attinghausen» Regie führte, ist Vasco Estermann (30). Gemeinsam mit Mauro Schweizer zeigt er die Geschichte einer Viehschau im Kanton Uri. Ein reichlich ungewöhnliches Thema, doch Estermann erklärt, wie es dazu kam: Es war Schweizers Idee, die Motive «Konkurrenzkampf» und «Ehrgeiz» filmisch umzusetzen. Die erste Überlegung ging in Richtung des Sportbereichs, doch diese Richtung haben sie schnell wieder verworfen. Estermann sagt: «Das war uns alles etwas zu naheliegend.»

Über seinen ländlichen Herkunftshintergrund – Estermann stammt aus Beromünster – kam er auf das Thema der Viehschau. Die beiden Regisseure erkannten, dass die Landwirte einen enormen Ehrgeiz entwickeln, wenn es um die Präsentation ihrer Kühe geht. «Die Konkurrenz untereinander bleibt dabei eher im Hintergrund, es geht um Leidenschaft und um Prestige», erklärt Estermann.

Die zwei Filmemacher Vasco Estermann (rechts) und Mauro Schweizer beim Dreh zum Film «Miss Attinghausen» (Bild: zVg).

Die zwei Filmemacher Vasco Estermann (rechts) und Mauro Schweizer beim Dreh zum Film «Miss Attinghausen» (Bild: zVg).

Bauern und Kühe im Fokus

Im Fokus von «Miss Attinghausen» stehen zwei Porträts von Landwirten: zum einen Kilian Huwyler, zum anderen die Brüder Theo und Toni Kempf. Es gehe um die Zusammenkunft, die vereinende Kraft, die diese Viehschauen in sich tragen, so Estermann. Im Kontext des Familienvaters Huwyler sehe man diese Kraft in Bezug auf Familie und Bekannte, es entstehe ein Gemeinschaftsgefühl.

Bei den Kempf-Brüdern wird die Beziehung zueinander, von Bauer zu Bauer, über den Wettbewerb vertieft. Der Film erhalte also eine persönliche Note, die den Ehrgeiz und den Stolz der Bauern begleitet, sagt Estermann.

Dreh während der Viehmesse in Attinghausen. Vasco Estermann (3. von links) und Mauro Schweizer (2. von links) (Bild: zVg).

Dreh während der Viehmesse in Attinghausen. Vasco Estermann (3. von links) und Mauro Schweizer (2. von links) (Bild: zVg).

Estermann betont, dass die Zusammenarbeit mit Schweizer angenehm war, obschon die Konstellation von zwei Regisseuren für einen Film eher untypisch sei. Es ergäben sich Schwierigkeiten, wenn die Endentscheidungen nicht von einer, sondern von zwei Personen abgesegnet werden müssten. Normalerweise sei ein Film eine Umsetzung einer Vision eines Regisseurs, also, so Estermann, würde er ein zukünftiges Projekt lieber alleine gestalten.

Freude über Anerkennung

Estermanns Zukunft sieht aber (noch) kein neues, eigenes Projekt vor. Nachdem er im Sommer beim Umzug der Hochschule Luzern (HSLU) für Design und Kunst nach Emmenbrücke geholfen hat, hilft er nun bei einem Film eines Freundes aus. Ab November startet er ein Praktikum bei Volta-Film in Luzern. Aber sein Ziel sei klar, möglichst bald wieder ein eigenes Filmprojekt zu starten. Dafür würde er auch seinen Teil des Preisgeldes verwenden, sollte das Duo dieses Wochenende gewinnen. Aber, so sagt Estermann, für ihn sei es schon genug Anerkennung, überhaupt auf dem Festival gespielt zu werden.

Animierte Hosenprobleme und ein Publikumspreis

Eine zweite für den Luzerner Filmpreis nominierte Künstlerin ist die in Emmen geborene Lalita Brunner. Ihr Projekt «Es Mü z’äng» ist ein kurzer 2D-Animationsfilm, den die 23-Jährige an einem fünfwöchigen Kurs an der HSLU für Design und Kunst fertiggestellt hat. Auch dieses Projekt stellt eine Kollaboration dar, Brunner arbeitete für diesen Film mit der Dottikerin Fela Bellotto (27) zusammen. Sie sei froh gewesen um ihre Partnerin, so Brunner, das Animieren sei extrem zeitaufwendig und die Arbeit einfacher aufzuteilen als bei längeren Filmprojekten.

Der Film zeigt in 38 Sekunden den Kampf mit einer zu engen Hose – auf kreativ-witzige Art und Weise. Das Ideenfragment der zu engen Hose habe die Luzernerin schon länger mit sich herumgetragen. Es sei kurz, unterhaltsam und lustig, deshalb eigne es sich sehr gut für diese kurze Animation. Brunner meint aber, sie habe nie ein passendes Ende gefunden zu ihrer Idee. Dabei half ihr Belletto, welche die kurze Geschichte abzurunden vermochte.

Lalita Brunner auf einem Foto, dass sie zentralplus zugeschickt hat.

Lalita Brunner auf einem Foto, das sie zentralplus zugeschickt hat.

Hoffen auf die «zündende Idee»

Die zwei Studentinnen feierten bereits erste Erfolge mit ihrem Werk. Am «One Minute Film & Video Festival» in Aarau erhielten sie überraschend den Publikumspreis, nachdem sie in der Kategorie «Bester Aargauer Film» nicht gewinnen konnten. Brunner meint, sie freue sich sehr darüber, dass ihr Schulprojekt herumgezeigt würde und sogar im Ausland lief.

Erfolgschancen für das Wochenende rechne sie sich aber wenige aus, da sie viele Projekte bereits kenne und viele Abschlussarbeiten dabei seien. Da sei der Arbeits- und Zeitaufwand um einiges höher als bei ihrem eigenen Projekt, welches durch die Schule den zeitlichen Rahmen strikt vorgegeben hatte.

Brunners Pläne für die Zeit nach dem Festival sind noch nicht fix. Eine Stelle als Animatorin zu finden, sei nicht leicht, sagt sie. Doch Brunner bleibt optimistisch: «Ausserdem hatte ich erst vor Kurzem eine zündende Idee, einen Startschuss für einen Kurzfilm. Vielleicht wird da was Grosses draus, mal sehen!»

Die Entscheidung zum Luzerner Filmpreis fällt am Samstag um 23 Uhr. Zuvor bietet das Festival «Upcoming Film Makers» eine grosse Vielfalt an cinematischen Entdeckungen und interessanten Diskussionen rund um das Thema des Kurzfilms.

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