Ab übernächster Saison wird eine U22 eingeführt

Zieht sich der EV Zug per sofort aus der Swiss League zurück?

Findet es seltsam, wie sich die Swiss League gegenüber der neuen Ausbildungsstrategie positioniert: EVZ-Sportchef Reto Kläy. (Bild: EVZ)

Es ist beschlossen, aber noch nicht offiziell: Ab der Saison 2022/23 will die dannzumal eigenständige Swiss League die EVZ Academy und die Ticino Rockets nicht mehr dabei haben. Darum wird die nationale Nachwuchsförderung neu aufgegleist. Verliert sie mit der Einführung einer U22 an Qualität? «Nein», ist EVZ-Sportchef Reto Kläy überzeugt.

Auf dem Eis wird der EV Zug am 13. April in die entscheidende Phase der Meisterschaft steigen. Auf der Teppichetage sind die Playoffs um die künftige Neuausrichtung des Schweizer Klub-Eishockeys hingegen schon seit Wochen und Monaten im Gang.

Die Reformatoren der National League, zu denen auch der EV Zug gehört, wollen ab der Saison 2022/23 sieben spielberechtigte Ausländer pro Team laufen lassen, gekoppelt an ein «Financial Fairplay». Zum Gesamtpaket gehören aber auch die Abschaffung des Status von Lizenz-Schweizern, die Neuregelung des Auf- und Abstiegs sowie eine maximale Erhöhung der National League auf 14 Teams. Sie kämpfen gegen die von den ZSC Lions angeführten Bewahrer eines seit vielen Jahren erfolgreichen Produkts.

Weil die Fans, also die zahlende Kundschaft, gegen die Reformen Sturm gelaufen sind und die Spieler mit einer schweizweiten koordinierten Protestaktion Gehör im laufenden Prozess verlangten (zentralplus berichtete), lässt die Liga nun eine Umfrage unter den Beteiligten machen. Die Ergebnisse sollen dann angeblich in den weiteren Reformprozess einfliessen.

Nachwuchsförderung neu aufgegleist

Darüber hinaus gibt es aber auch ein Playoff zwischen der National League und der Swiss League, die sich ab 2022/23 als eigenständige Organisationen vermarkten und in einen wirtschaftlichen Konkurrenzkampf zueinander treten.

Zu diesem Zeitpunkt will sich die Swiss League ein neues Image verpassen (zentralplus berichtete). Aus Sicht der Macher passen da die EVZ Academy und die Ticino Rockets nicht mehr rein. Offiziell ist der Entscheid noch nicht gefallen, aber die Signale aus den Hinterzimmern lassen keinen anderen Schluss zu.

«Ich finde es seltsam, wie sich die Swiss League gegenüber der neuen Ausbildungsstrategie positioniert.»

EVZ-Sportchef Reto Kläy

Jetzt haben die National-League-Klubs die Nachwuchsförderung in der Schweiz neu aufgegleist, in der Absicht, die Juniorenligen zu stärken. Ab übernächster Saison wird aus der U20 eine U22. Bis jetzt hatten die Farmteams die Funktion, jungen Talenten den grossen Sprung in die höchste Liga oder zu einem ambitionierten Klub in der Swiss League zu erleichtern.

Kläy begreift Standpunkt der Swiss League nicht

Aus Sicht der Swiss-League-Klubs ist das ein herber Schlag, weil ihnen angeblich Talente entzogen werden. Dabei müssen nach dem getroffenen Grundsatzentscheid die Bedingungen erst noch definiert werden. Ein möglicher Ansatz ist, dass nicht mehr in der U22 spielen darf, wer ein Spiel in der zweithöchsten Liga bestritten hat.

«Ich finde es seltsam, wie sich die Swiss League gegenüber der Ausbildungsstrategie positioniert. Einerseits wollen sie keine Farmteams, die ihnen viele Talente lieferten, andererseits keine U22. Aber auch die U22 wird in der Zukunft die Swiss League mit gut ausgebildeten Spielern bedienen. Daher begreife ich ihren Standpunkt nicht», sagt EVZ-Sportchef Reto Kläy.

«Die jungen Spieler benötigen ein Zugehörigkeitsgefühl.»

Aber ist die Anhebung der Altersgrenze um zwei Jahre auch ein Schlag für die Konkurrenzfähigkeit des Schweizer Nachwuchses auf internationaler Ebene?

«Nein», entgegnet Reto Kläy. Er könne zwar nicht widersprechen, dass die neue U22 kaum das Niveau der Swiss League erreichen werde. Vor allem gegen Erwachsene spielen zu können, bringe viel, aber es sei nicht alles. «Es geht darum, dass wir die Talente in unserer Organisation zusammen mit dem in allen Bereichen topmodernen OYM weiterentwickeln und nach unserer Philosophie ausbilden wollen.»

Ein Hin und Her zwischen Swiss League und Juniorenliga bringe den meisten Talenten nichts. «Die jungen Spieler benötigen ein Zugehörigkeitsgefühl.»

Das Bekenntnis zum EVZ

Wer im Alter von 15 Jahren einen vierjährigen Academy-Vertrag unterschreibt, legt ein Bekenntnis zum EV Zug ab. «Ein Spieler kommt zu uns in die Ausbildung, weil er vom Gesamtpaket, das wir mit dem OYM bieten können, überzeugt ist. Wir helfen ihm dabei, seinen Traum von einer Profikarriere verwirklichen zu können», sagt Reto Kläy.

Seit der Gründung der Swiss-League-Mannschaft EVZ Academy auf die Saison 2016/17 sind 16 Spieler für die National League ausgebildet worden, 22 weitere sind in der Swiss League aktiv. In diesen Zahlen wird die Saison 20/21 nicht berücksichtigt.

«Es liegt an den Klubvertretern, aus Überzeugung zu handeln und nicht nur für ihr eigenes Gärtchen zu schauen.»

«In dieser Saison haben wir schon den 17-jährigen Dario Sidler und die 18-jährigen Dario Allenspach sowie Arno Nussbaumer in der ersten Mannschaft eingesetzt», sagt Reto Kläy. «Wir verwenden uns dafür, dass dieses Konzept auch nach einer möglichen Reform der Liga beim EVZ durchgesetzt werden wird.»

Zuger schlagen sich mit vielen Fragezeichen herum

Reto Kläy glaubt nicht, dass die meisten jungen Schweizer Talente wegen der neuen U22 nun Reissaus nehmen und ihr sportliches Glück in den Nachwuchsligen Nordamerikas suchen werden. Kläy: «Wie bisher werden weiterhin ein paar Talente so ihr Glück versuchen. Aber es gibt viele Wege, es in die National League oder gar NHL zu schaffen. Roman Josi zum Beispiel wurde beim SC Bern in der höchsten Schweizer Liga ausgebildet, bevor seine NHL-Karriere begann.»

Für ihn steht fest: Es sind nicht die Reglemente, die über die Qualität der Schweizer Nachwuchsförderung entscheiden. «Es liegt an den Klubvertretern, aus Überzeugung zu handeln und nicht nur für ihr eigenes Gärtchen zu schauen.»

Nach aktuellem Stand hat die EVZ Academy, die das Pre-Playoff in der abgeschlossenen Qualifikation verpasst hat, das Recht, nächste Saison noch Teil der Swiss League zu sein. Aber offensichtlich sind die Zuger Verantwortlichen noch nicht sicher, ob sie das auch nutzen wollen: «Momentan schlagen wir uns mit vielen Fragezeichen herum. Darum lassen wir uns das noch offen», hält Reto Kläy fest.

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3 Kommentare
  • Profilfoto von federico
    federico, 14.03.2021, 18:38 Uhr

    Schade um die vielen guten Junioren, die im 2022/23 nach den Novizen in die U22 wollen, aber nicht reinkommen, weil sich dort ereits 5 Jahrgänge tummeln. Dort werden leider auch Spieler parkiert, deren Agenten die Vereine fast genötigt haben (es gibt da einige Möglichkeiten), diese zu behalten. Und wenn man selber nicht beim ‹richtigen› Agenten ist oder vielleicht gar keinen hat, ist Ende der Fahnenstange. Man kann es drehen wie man will, das ganze ist eine riesige Furzidee, die dem Schweizer Eishockey nachhaltig schaden wird.

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  • Profilfoto von Hans Peter Roth
    Hans Peter Roth, 11.03.2021, 15:12 Uhr

    Das sind ja echt wirre Gedankenspiele, die von profilierungssüchtigen Funktionären zulasten des Schweizer Eishockeys vorangetrieben werden. Soll es inskünftig wie beim internationalen Boxsport zugehen, wo mehrere Verbände ihren eigenen Meister küren? Da müssen die Spieler und Fans gehörig auf den Putz hauen, damit diese Schnapsidee im Keime erstickt wird!

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  • Profilfoto von Eishockeyfan
    Eishockeyfan, 11.03.2021, 10:35 Uhr

    Politische Playoff-Saison im Schweizer Eishockey
    In einem mutig vorgetragenen Angriff droht die Swiss League mit dem Ausschluss der Farmteams EVZ Academy und Ticino Rockets aus der Liga.
    Dies wird von der National League als Foul taxiert. Im folgenden Powerplay macht sie aus der U20 in Zukunft eine U22, was der Swiss League Nachwuchsspieler entzieht.
    Das Boxplay der Swiss League soll deshalb nötigenfalls mit zusätzlichen Ausländern verstärkt werden.
    Die politische Playoff-Saison im Schweizer Eishockey ist hochgradig spannend.

    Ich fürchte nur, dass es am Ende der Serie nur Verlierer gibt.

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